Bottrop. Neun Wochen nach der Sprengung eines Blindgängers in Bottrop sind noch nicht alle Schäden am Seniorenzentrum behoben. Die Kosten sind immens.
Nach bisherigen Erkenntnissen ist die Sprengung des Zünders eines Blindgängers im Welheimer Park am 17. Dezember glimpflich abgelaufen. Anders war die Situation vor knapp zwei Monaten – nur knapp 650 Meter Luftlinie entfernt. In der Nacht zum 25. Oktober musste auf einer städtischen Grünfläche eine 250-Kilogramm-Bombe gesprengt werden.
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Die Schäden, die durch die starke Druckwelle entstanden, sind massiver als damals zunächst angenommen. Das Ausmaß der Zerstörung wurde später sichtbar. „Außer den Glasschäden haben wir in allen Wohnbereichen Türen, Rahmen, Fenster und Rollos, die ausgetauscht werden müssen“, sagt Daniela Bauer, Regionalleiterin Seniorenhilfe des Diakonischen Werkes und zuständig für die Einrichtung.
Fenster am Eingang des Seniorenzentrums sind mit Spanplatten aus Holz verkleidet
Schlösser an den Fluchttüren sind zerstört und müssen gewechselt werden. Man habe Balkontüren, die sich seit der Sprengung nicht mehr richtig öffnen und schließen lassen. Am 25. Oktober erinnerte der Eingangsbereich zum Seniorenzentrum einem Scherbenteppich. Die Scherben sind längst zusammengekehrt, der Schaden ist dagegen nicht vollständig behoben. Anstatt Fenstern ist ein Großteil der Fläche mit großen Spanplatten und Folien verkleidet. Auch rot-weißes Absperrband ist weiterhin gespannt.
Das Seniorenzentrum verfügt laut Daniela Bauer über Wohnbereiche mit insgesamt 80 Plätzen. Fenster und Türen lassen sich auf allen drei Ebenen nicht mehr vernünftig schließen. Wenn die Bewohner frieren, wird die Heizung aufgedreht. Aber das sei natürlich nicht im Sinne der Sache, dass Wärme nach draußen strömt.
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Zuletzt hat ein Sachverständiger die Photovoltaikanlage auf dem Dach überprüft. Das Ergebnis steht noch aus. Angesichts der verursachten Schäden nach der Bombenentschärfung gibt es eine erste Kostenschätzung: „Wir sind bei circa 400.000 Euro“, sagt Daniela Bauer. Die Summe soll die Versicherung des Diakonischen Werkes übernehmen.
„Wir haben fast eine halbe Stunde nur über die Evakuierung gesprochen“
Das Geld ist das eine, das andere die Erinnerung. Die Ereignisse vom 24. auf den 25. Oktober wirken nach. In der vergangenen Woche habe es laut Regionalleiterin einen Abend mit Angehörigen gegeben. Diese Veranstaltung finde regelmäßig statt, um sie zu informieren. „Wir haben fast eine halbe Stunde nur über die Evakuierung gesprochen“, sagt Daniela Bauer.
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Geduld scheint gefragt. Es ist Winter, es ist kalt und Handwerker in Zeiten von Fachkräftemangel und vollen Auftragsbüchern schwer zu finden. Aus Sicht des Diakonischen Werkes lief bei der Evakuierung nicht alles glatt. Man wünscht sich deshalb, dass die Ereignisse rund um die Bombensprengung noch einmal im kommunikativen Austausch mit der Stadt im Nachgang aufgearbeitet werden.