Bottrop. Der Sommer kommt endlich in Bottrop an, die Woche wird warm und sonnig. Wir haben im Archiv die schönsten historischen Sommerbilder rausgesucht.
Sommer, Wasser, baden und plantschen: Das gehört gefühlt schon ewig zusammen. Dass historisch betrachtet das Baden und Schwimmen zunächst in natürlichen Gewässern, später auch in eigens gebauten Badeanstalten oder Freibädern, erst im späten 19. Jahrhundert überhaupt denkbar wurde, steht auf einem anderen Blatt.
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Spätestens seit dem frühen 20. Jahrhundert zieht sich ein Netz von Schwimmbädern über das Land. Bottrop bekommt sein Stenkhoffbad, dann das alte Hallenbad. In den 70er Jahren gibt es noch einmal den bis heute letzten Bauboom in Sachen Bäder. Mit den fünf neuen Revierparks (Vonderort folgt damals auf Gysenberg in Herne und Nienhausen zwischen Essen und Gelsenkirchen) werden auch Freibäder errichtet. Auch Wasserspielplätze waren damals der letzte Schrei. Insgesamt wurde das Parkleben lockerer. Nur einige Jahre zuvor hatte es in den meisten Parks noch geheißen: Rasen betreten verboten!
Vor 50 Jahren erlebt das Freibad im Revierpark Vonderort zwischen Bottrop und Oberhausen seinen ersten großen Ansturm. Bilder von proppevollen Becken und dicht belagerten Wiesen zeigen, wie beliebt die Anlagen waren.
Trotzdem können immer noch viele Ältere davon erzählen, wie sie früher im Rhein-Herne-Kanal schwimmen gelernt haben. Und gespielt wurde auch an Emscher, Boye und deren Zuflüssen, obwohl das strikt verboten und nicht ungefährlich war. Damals waren die Flüsschen noch Abwasserkloaken, durch deren tiefe Betonrinnen die Brühe mit einer nicht zu unterschätzenden Strömung floss.
Im Stenkhoffbad gab es zwar weder Strömung noch Strömungsbecken, wie später in so manchen Spaßbädern. Dafür strömten aber die badefreudigen und sonnenhungrigen Bottroperinnen und Bottroper in das traditionsreiche Freibad. Zu nah am Nachbarn? Offensichtlich kein Problem. Das kannte man ja auch von den damals noch deutlich beengteren Wohnverhältnissen nur wenige Jahre nach dem Ende des Bombenkriegs.
Der im Bild ganz entspannte Bademeister beobachtet das am Feiertag 17. Juni 1957 (Tag der Deutschen Einheit) proppevolle Freibad in aller Ruhe von oben. Er musste sich ja nur Bedarf oder im Notfall unter die Besuchermassen mischen.
Als einer seiner Nach-Nachfolger im Bademeisteramt, Julian Neugebauer, 2014 auf den Beobachtungsposten klettert, zeigt das Metallgestänge schon deutliche Abnutzungsspuren. Hier sei noch einmal an diesen jungen Mitarbeiter des Sport- und Bäderbetriebs erinnert, der viel zu früh, 2016, verstorben ist.
Noch einmal zurück, weil es so schön war (und sich vielleicht jemand auf dem Foto unten wiedererkennen könnte): Damals, etwa zwei Wochen nach dem 17. Juni 1957, konnte Stadtoberinspektor Schuster den 50.000. Besucher im Stenkhoffbad begrüßen. Wohlgemerkt der laufenden Saison, die noch einige Monate dauern sollte.
Aber auch das hat es mal im Stenkhoffbad gegeben: Ein Flair, irgendwo zwischen Karibik und Mittelmeer angesiedelt. Vor 14 Jahren hatten Tobias ten Hoopen und Tobias Lux eine Cocktailbar im weißen Sand des Beachvolleyballfeldes betrieben. Palmen und Deckchairs hatten im Kulturhauptstadtjahr 2010 die Sommerbar bereichert.
Auch zwei Jahre später kommen bei gutem Wetter die Bottroper immer noch zahlreich in „ihr“ Stenkhoffbad. Allerdings werden die früheren Besucherzahlen längst nicht mehr erreicht. Das Freibad steht auf der Kippe. Eine Unterschriftenaktion führt schließlich 2013 zur Rettung. 9.703 Bottroperinnen und Bottroper sprechen sich für den Erhalt aus. 9.407 hätten damals schon gereicht.
Richtig voll wirds im Bad aber einmal im Jahr auf jeden Fall. Zur Sommer-Beachparty mit bekannten und weniger bekannten Schlagerstars strömen Tausende auf das Gelände hart an der A2. In jenen Jahren trat noch Michael Wendler („der Wendler“) dort auf. Heute ist der anderweitig beschäftigt.
Sommer im Kulturhauptstadtjahr 2010. Manchen waren die zahlreichen Kulturveranstaltungen oder das Happening auf der gesperrten A40 sicher egal. Sie strömten, wie unten im Bild, einfach wie immer in „ihre“ Freibäder, auch wenn sie mal Schlange stehen mussten.
Im Jahr 2010 hatte das Freibad auf der Stadtgrenze zu Oberhausen bereits ein gutes Vierteljahrhundert auf dem Buckel. Badespaß in den frühen 70ern war aber nicht so verschieden. Unterschiede lassen sich höchsten an der Bademode erahnen.
Fast könnte man meinen, einem Klippenspringer zuzuschauen – aber der Sprung in den Kanal ist womöglich noch gefährlicher. Schwimmen im Kanal ist nicht umsonst verboten. Schließlich sind dort auch Binnenschiffe unterwegs. Durch deren Bug- und Heckwellen können Badende mitgerissen oder gegen Spundwände beziehungsweise Steinböschungen gedrückt werden. Kommt man als Schwimmer einem Schiff zu nahe, besteht die Gefahr, unter den Schiffsrumpf gezogen zu werden.
Wasser von seiner gezähmten und in Form gebrachten Seite: Der Springbrunnen im Stadtgarten vor dem Overbeckshof steht für viele für den Sommer in der Stadt. Im Bild gerade die Familie des langjährigen WAZ-Fotografen und Bottrop-Chronisten Ernst-Günther Schweizer, die sich intensiv mit der Sonnenuhr auseinandersetzt. In der Mitte: Birgit Schweizer, die über viele Jahre die Tradition ihres Vaters als Zeitungsfotografin fortsetzte.
Zum Abschluss noch einmal Wasser der anderen Art. Die ersten Schwimmer ziehen 1958 ihre Bahnen bei der Eröffnung des Hallenbades am Berliner Platz (heute Kaufland).
Fazit: Nicht alles ist schlechter, manches sogar schöner und sauberer geworden in den letzten Jahrzehnten. Wer hätte noch vor 25 Jahren an eine abwasserfreie Emscher, Boye und Co. gedacht. Wer noch in den 40er oder 50er Jahren im Rhein-Herne-Kanal geschwommen ist, musste mit Öllachen rechnen – auch das ist heute nicht mehr der Fall.
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Vielleicht ist das Klima heute in den Freibädern rauer geworden. Aber im Gegensatz zum alten Hallenbad gibt es beide Freibäder noch und die wurden und werden sogar erneuert. Jetzt fehlt nur noch das passende Badewetter.