Bottrop/Mülheim. Digitale Kreislaufwirtschaft: Land und EU fördern den Wissenstransfer in die Wirtschaft. Dekan: „Möchte, dass Bottrop Modellregion wird“

Abfall vermeiden, Ressourcen schonen und die Stoffe, aus denen Produkte bestehen, nachhaltigen Kreisläufen zuführen: Wie dies in Betrieben gelingen kann, und zwar auch noch profitabel, ist ein Forschungsschwerpunkt der Hochschule Ruhr West. Land und Europäische Union geben nun mehr als 10 Millionen Euro Fördergelder, um das Wissen verstärkt in die Wirtschaft zu transportieren: über den „Transferhub Digitalisierung und Circular Economy“.

Ein Ziel: Bottrop und die Region für neue Unternehmen interessant machen

Projektleiter ist Professor Dr. Uwe Handmann, Dekan des am Campus Bottrop angesiedelten Fachbereichs 1. Die Etablierung der Kreislaufwirtschaft in der regionalen Wirtschaft und darüber hinaus die Ertüchtigung des nördlichen Ruhrgebiets nach dem Ende des Bergbaus schildert er als Ziele des Projektes. Durch positive Beispiel möchte er Bottrop und die Region für neue Akteure und Unternehmen interessant machen. Neue Geschäftsfelder könnten entstehen.

„Ich möchte, dass Bottrop Modellregion in NRW wird, in Deutschland und vielleicht sogar in der EU“, sagt Handmann.

Prof. Dr. Uwe Handmann, Projektleiter für den Transferhub Digitalisierung und Circular Economy und Dekan des Fachbereichs 1 der HRW am Campus Bottrop.
Prof. Dr. Uwe Handmann, Projektleiter für den Transferhub Digitalisierung und Circular Economy und Dekan des Fachbereichs 1 der HRW am Campus Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wie zum Beispiel kann die HRW der digitalen Kreislaufwirtschaft auf die Sprünge helfen? Prof. Dr. Uwe Handmann beschreibt eine Möglichkeit: „Wir bauen einen Simulator im Bereich des digitalen Produktpasses, der dann in Unternehmen umgesetzt werden kann.“

Dieser digitale Pass, nach Willen der EU künftig verpflichtend, soll Informationen erhalten wie die im Produkt enthaltenen Komponenten und Rohstoffe samt Herkunft, Umweltauswirkungen, Wiederverwertungs- sowie Reparaturmöglichkeiten.

Für den nicht mehr funktionstüchtigen, zehn Jahre alten Trockner, der heute oft einfach, aber wenig nachhaltig gegen ein neues Modell ausgetauscht wird, kann das heißen: „Mit wenigen Klicks erhält man alle Informationen und kann Komponenten austauschen“, so Handmann. Auf Basis des digitalen Produktpasses erhalte so das Handwerk oder ein Dienstleister alle Informationen, die notwendig sind, um ein Gerät einfach zu reparieren.

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Dabei soll auch die Entwicklung smarter, ressourcenschonender Produkte eine Komponente des großen Projektes sein. „Wenn wir über Circular Economy reden, reden wir auch über neues Produktdesign“, verdeutlicht der Projektleiter.

Dabei wollen die Forscher im Rahmen des Transferhubs individuell mit den Unternehmen in Kooperation gehen. „Wir wollen sie unterstützen, ganz konkret heruntergebrochen aufs jeweilige Produkt.“

Profitieren können kleine und mittlere Unternehmen sowie das Handwerk

Angesprochen sind grundsätzlich kleine und mittlere Unternehmen sowie das Handwerk. Sie sollen sowohl durch individuelle Lösungen als auch durch Bildungsangebote wie Workshops profitieren. Von der Seite der HRW aus haben sich sieben Professoren und Professorinnen mit unterschiedlichen Kompetenzen für das Projekt zusammengetan. Neben Handmann sind das Prof. Dr. Wolfang Irrek, Prof. Dr. Saulo H. Freitas Seabra da Rocha, Prof. Dr. Marc Jansen, Prof. Dr. Sabrina Eimler, Prof. Dr. Carolin Straßmann und Prof. Dr. Malte Weiß.

Dabei fängt das HRW-Team nicht bei Null an: Das Forschungsprojekt Prosperkolleg hat bereits seit 2019 an der Transformation hin zur zirkulären Wertschöpfung in der Region gearbeitet. Handmann berichtet von Kooperationen mit örtlichen Unternehmen wie dem Software-Dienstleister Celano oder Schokoladenformen-Hersteller Agathon. Am Hochschul-Standort Prosper III werden im Labor „Circular Digital Economy Lab“ längst praktische Verfahrensfragen untersucht.

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NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne) unterstreicht die Bedeutung des Projektes: „Der Transferhub hilft dabei neue Innovationen zu identifizieren und schnell umzusetzen. Mit klugen Lösungen im Sinne der Kreislaufwirtschaft stärken wir die Resilienz unserer Unternehmen, erleichtern die Planbarkeit von Rohstoffkosten und schaffen zugleich die Voraussetzungen, im Rahmen der planetaren Grenzen erfolgreich zu wirtschaften.“

NRW habe das Potenzial zum Vorreiter bei der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle zu werden. „Wenn uns dies gelingt, sichern wir zukünftigen Wohlstand und fördern gleichzeitig das lokale Wirtschaftswachstum“, so Neubaur.

Die Fördergelder in Höhe von mehr als 10 Millionen Euro kommen vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) und der Europäischen Union im Rahmen des EFRE/JTF-Programms NRW 2021-2027. Der Transferhub Digitalisierung und Circular Economy wird von der HRW gemeinsam mit dem Prosperkolleg e.V. initiiert.