Bottrop. Grillen nach argentinischer Asado-Manier: Ruhr Beef will sich als Familienbetrieb in Bottrop-Kirchhellen vergrößern. Das ist das Angebot.

Beim Wort Grillen haben sicherlich alle konkrete Bilder vor Augen, aber auch beim Asado-Grillen? Dabei betreibt Michael Schmitz in Kirchhellen auf dem Hof Sagel die nach seinen Angaben größte und meistbesuchte Asado-Schule in Deutschland. In dieser Schule muss man aber nicht viel lernen, sondern sich inspirieren lassen.

Asado ist die südamerikanische, besonders argentinische Art des Grillens und bedeutet übersetzt „Gegrilltes“. Die umgangssprachliche Übersetzung „Grillfest“ sei aber viel treffender, erklärt Schmitz, schließlich gehe es um eine genussvolle, gemeinsam zelebrierte Zeit in entspannter Atmosphäre.

Grillabende in Bottrop-Kirchhellen: „Ich kann das machen, was ich liebe.“

Beim letzten Asado-Treffen des Jahres demonstriert Schmitz seinen 50 Gästen mit einer einzigen Bewegung die besondere Grilltechnik, indem er nur die Hand zwischen Fleischstück und Feuer hält; die Hand muss problemlos zehn Sekunden dort verbleiben können, sonst muss der Abstand zwischen Feuer und Grillgut verringert oder vergrößert werden.

Ruhr-Beef ist Deutschlands größte Asado-Schule in Bottrop Kirchhellen
Fleisch vom Asado-Grill bei Ruhr Beef in Bottrop-Kirchhellen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auf dem Außengrill brutzeln unter anderem eine aufgebrochene Gans, große Hähnchen, Rinderrippen, klassische Tomahawk-Steaks, riesige Fleischstücke und ein Topf „Matambre a la leche“, ein in Milch und Zwiebeln geschmorter Rindermuskel: „Wir essen uns einmal quer durch ein Rind.“ Dabei ziehe der Buchenholzrauch aromatisch am Fleisch entlang, ohne es zu stark zu räuchern, erklärt der „Ruhrpott-Gaucho“ Michael Schmitz, der als Metzgermeister und Fleischsommelier sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat.

Sein Leben veränderte sich grundlegend, als „Bauer BU“ Burkhard Sagel seine Grillabende für seine Stammkunden abgab und Michael Schmitz ermöglichte, sein Hobby zum Beruf zu machen: „Ich kann das machen, was ich liebe.“

Ruhr Beef in Kirchhellen: Asado, Barbecue-Kurse und Steak-Tastings

Inzwischen bietet der Fleisch-Fachmann in seinem „Hauptquartier“ unter dem Namen Ruhr Beef neben Asado auch Barbecue-Kurse und Steak-Tastings an – mit bis zu 14 verschiedenen Steaks. „Schließlich ist Fleisch ein Genussmittel“, sagt Michael Schmitz. Neben regionalem Premiumfleisch – das Rindfleisch ist selbstverständlich vom Hof Sagel – gehört auch das speziell entwickelte Asado-Salz „Schacht 10“ mit Knoblauch, Chili und Zucker zur Abrundung dazu.

Durch Auftritte in TV-Sendungen von ZDF, Sat.1 und WDR hat Schmitz inzwischen einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht, der neben den Stammgästen Neugierige nach Kirchhellen lockt. Im Winter können nur etwa 50 Gäste an den Veranstaltungen teilnehmen, im Sommer dürfen es auch schon mal 150 sein. Das Grillen sei zwar wichtig, stehe aber nicht allein im Vordergrund: „Wir wollen die Zeit gemeinsam verbringen, wie ein riesengroßer Stammtisch.“

Grillabende bei Ruhr Beef: Alle essen das Fleisch vom Brett

In der rustikalen, vergrößerten Holzhütte werden weitere Köstlichkeiten gegrillt, einiges vom Schwein und auch Forellen. Dort schneidet das Grillpersonal die fertigen Fleischstücke mundgerecht zu, legt diese auf große Holzbretter, die dann vom Servicepersonal in einem ständigen Strom zu den Gästen getragen werden. Teller und Besteck sucht man vergebens, man nimmt die Fleischstücke einfach mit den Fingern und genießt – einen ganzen Abend lang kommt immer neues Fleisch vorbei. Ein Zeitlimit gibt es nicht: „Wir hören erst auf, wenn die Bretter wieder voll zum Grillplatz zurückkommen.“

Als Beilagen gibt es nur Baguette und Kräuterbutter, Getränke bekommt man per Selbstbedienung aus dem mit „Viehtränke“ beschrifteten Kühlschrank.

„Gutes Essen in geselliger Runde ist die beste Werbung, zufriedene Gäste kommen wieder und bringen neue Gäste mit“, ist die einfache Erklärung von Schmitz für seinen Erfolg. Das bestätigt eine Gruppe aus Wuppertal, die auf Empfehlung eines Arbeitskollegen nach Kirchhellen kam und sich neben leckeren Essen auch Anregungen und Gesellschaft verspricht.

Eventlocation soll mit dauerhafter Gastronomie verbunden werden

Brian und Torsten aus Düsseldorf haben ihrem kroatischen Freund Bozo den Abend zum Geburtstag geschenkt: „Die wissen, dass ich Fleisch mag!“ Arbeitskollegen aus dem Einzelhandel wurden vom Teamleiter Florian mit dem Ausflugsziel überrascht, dabei sind auch drei der wenigen Frauen bei diesem Event. „Wir können arbeiten wie die Männer, also können wir auch essen wie die Männer.“

Ruhr-Beef ist Deutschlands größte Asado-Schule in Bottrop Kirchhellen
Ruhr-Beef-Mitarbeiter Herbert (1.v.l.) bietet den Gästen Bozo, Torsten und Brian Fleisch auf einem Brett an. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Michael Schmitz hat Zukunftsperspektiven und -träume: „Wir bauen hier einen Familienbetrieb auf, der nachhaltig ist und größer und bekannter werden soll.“ Geplant ist, die Eventlocation mit einem dauerhaften Gastronomiebetrieb zu verbinden, dazu soll in den nächsten Jahren eine Halle auf dem Hof umgebaut werden.

Und auch dort will er den Menschen zeigen, dass es mehr gibt als Kotelett und Gulasch: „Ich bin halt Metzger, ich möchte, dass die Leute gerne essen, aber ohne Schicki-Micki.“ Dabei möchte Schmitz auch die traditionelle „Kneipenkultur“ erhalten oder neu schaffen und die Menschen in seiner Welt „voller Geschmack, Tradition und Innovation“ willkommen heißen.