Bottrop. Als der Bademeister noch eine Autorität und der Freibadbesuch ein unbedingtes Muss war. Sommererinnerungen an Bottrops Stenkhoffbad.
Der Badespaß in Deutschlands Freibädern, also auch in Bottrops Stenkhoffbad, hat sich zwischen den 1950er und 1980er Jahren kaum verändert. Abgesehen vielleicht von leichten Schwankungen hinsichtlich der Stoffmenge bei der Badekleidung besonders der weiblichen Freibadgäste, der Farbauswahl oder beim Frisuren- und Musikstil war das Freibad vor allem durchgängig eins: Sommerfrische vor der eigenen Haustür, Treffpunkt für Familien, später für „die Clique“, unbeschwertes Schwimmvergnügen (wenn es nicht gerade allzu voll war) und manchmal auch Anbahnungsort für intensivere Bande.
Das erzählte der vor einigen Jahren viel zu früh verstorbenen Bottroper Kabarettist Dr. Ludger Stratmann immer besonders gerne. Seine Erinnerungen ans Stenkhoffbad waren geprägt von den gemeinsamen Besuchen mit seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau. Wahrscheinliche können unzählige Bottroperinnen und Bottroper von ähnlichen Erfahrungen im Stenkhoffbad oder später auch im Freibad Vonderort erzählen.
Viele Feiertage oder die gefühlt unendlich langen Sommer wären ohne Freibad-Feeling nicht zum Aushalten gewesen. Und selbst im Grundschulalter, als man die klassisch beim Kurs im Hallenbad erlernten Schwimmzüge unter elterlicher Aufsicht anwenden konnte, war das Freibad einer der frühen Abenteuerorte. Manchmal gab’s Tränen, wenn das schon viel zu weich gewordene Eis aus dem Hörnchen oder vom Stiel auf den Boden klatschte oder man die Familiendecke (und vor allem Mama) in dem Getümmel nicht sofort wiederfand.
Mit 13, 14 Jahren war diese Idylle natürlich passé. Freche Blicke, manchmal zu laute Musik, „Köpper“ vom seitlichen Beckenrand, „Döppen“ (vor allem der Mitschülerinnen) waren angesagt. Heute würde man darüber lachen. Aber damals waren die viel zahlreicheren Schwimmmeister eine feste Institution und selbst bei älteren Jugendlichen eine unbedingte Autorität. Ein Pfiff sorgte wieder für Ordnung. Selbstredend brauchte ein Freibad keinen Sicherheitsdienst. Und Handys, mit denen unerlaubt in Umkleidekabinen fotografiert wurde, gab es einfach noch nicht.
Die WAZ-Redaktion hat einige Bilder aus den 50er Jahren „ausgegraben“, natürlich von E.-G. Schweizer, dem unermüdlichen Chronisten der Stadt für fast alle Bereiche städtischen und privaten Lebens in Bottrop. Sie zeigen das Stenkhoffbad, das im Jahrzehnt nach dem zweiten Weltkrieg sein Gesicht langsam veränderte, moderner wurde. Modernisierte Umkleiden und vor allem der Sprungturm waren die neuen Attraktionen des Freibads, das im Kern bis heute so erhalten geblieben ist.
Von Fehlentwicklungen, wie man sie von benachbarten Großstädten kennt, und permanent anwesenden Security-Dienstleistern, scheint Bottrop immer noch ein Stück entfernt. Drastische Vorfälle durch größere Gruppen sind offensichtlich bis heute im Freibad noch die Ausnahme. In den Jahren, als diese Bilder entstanden, hätten die Badegäste sich ohnehin nur kopfschüttelnd die Augen gerieben. Historische Bilder wie diese stehen aber immer auch für Heimat, Erinnerung und einen Hauch Idylle, möglicherweise idealisiert durch den zeitlichen Abstand.