Bochum-Süd. Einen Fußweg will die Stadt Bochum auch für Radfahrer freigeben. Anwohner wollen sich dagegen wehren – sogar die, die gern Fahrrad fahren.

Die Stadt Bochum will einen Fußweg im Bochumer Süden künftig auch für Radfahrer freigeben. In einer Bürgerversammlung gab es dazu jetzt nähere Informationen – und im Gegenzug von den Anwohnern ein ziemlich klares Meinungsbild. Die sind in der Mehrheit ganz klar gegen einen gemischten Fuß- und Radweg.

Freie Fahrt für Radfahrer auf einem Fußweg? Bochumer Bürger protestieren

Es geht um die ehemalige Zechenstrecke „Julius-Philipp-Bahn“ zwischen Altenbochum und Querenburg. Die Trasse, die den Namen einer 1906 geschlossenen Steinkohlenzeche trägt, verläuft von der Steinkuhlstraße in Höhe der A448-Unterführung in südwestlicher Richtung durchs Grüne bis hin zur Universitätsstraße. Sie quert unterwegs die Straße Am langen Seil.

Diesen Fußweg zwischen Steinkuhlstraße und Unistraße in Bochum will die Stadt Bochum für Radfahrer freigeben. Dagegen formiert sich jedoch unter den Anwohnern Widerstand.
Diesen Fußweg zwischen Steinkuhlstraße und Unistraße in Bochum will die Stadt Bochum für Radfahrer freigeben. Dagegen formiert sich jedoch unter den Anwohnern Widerstand. © FUNKE Foto Services | Katleen Diekgraefe

Aktuell ist der Weg nur für Fußgänger freigegeben. Hier sieht man viele Menschen mit ihren Hunden Gassi gehen, einige Jogger und jede Menge Kinder, denn entlang der Verbindung befinden sich auch zwei Spielplätze. Ab und zu nutzen auch Radfahrer die Strecke, was aktuell wohl kein großes Problem darstellt, berichten Anwohner: „Das ist ein rücksichtsvolles Miteinander.“

Stadt Bochum machte Umfrage auf dem Fußweg – allerdings im November

Doch sie fürchten, dass sich das ändert, wenn der Weg auch für Radfahrer freigegeben wird. „Wir erleben das doch seit Jahren auf der Springorum-Trasse“, sagt eine Frau in der Bürgerversammlung, zu der rund 100 Personen ins Thomaszentrum in Steinkuhl gekommen sind. „Da rasen die wie die Bekloppten und drängen die Fußgänger an den Rand. Da geht man zur Seite oder wird platt gefahren.“ Gleiches drohe auch auf der „Julius-Philipp-Bahn“, gerade für ältere Mitbürger, so die Sorge in der Nachbarschaft.

„Kommen Sie doch mal im Sommer und fragen dann. Da ist auf dem Weg richtig was los.“

Anwohner aus Steinkuhl zu einer Umfrage der Stadt auf dem Fußweg – im November

Zumal diese Strecke mit ihrem Querschnitt (2,70 bis 3,20 Meter) sehr schmal für Begegnungsverkehr, hügelig und zum Teil nicht richtig ausgebaut sei. Eine Verbreiterung ist laut Stadt nicht vorgesehen, lediglich auf den letzten 30 Metern müsse man was tun.

Jürgen Dassow (links) lässt sich von Christoph Hebmüller von der Stadt Bochum die Pläne für Fußweg in Steinkuhl erklären.
Jürgen Dassow (links) lässt sich von Christoph Hebmüller von der Stadt Bochum die Pläne für Fußweg in Steinkuhl erklären. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Im Auftrag des Rates prüft die Verwaltung derzeit, ob man Wege in Parks und Grünanlagen für Radfahrer freigeben kann. Auf der Verbindung zwischen Steinkuhlstraße und Unistraße hält die Stadt das durchaus für möglich. Dabei stützen sich die Fachämter auch auf eine Befragung vor Ort, die jedoch im November stattfand. Der Großteil der 24 Befragten hätte sich positiv zu den Plänen geäußert, Konflikte gebe es kaum. Was im Publikum für Gelächter sorgt.

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„Kommen Sie doch mal im Sommer und fragen dann“, wird vorgeschlagen. „Da ist auf dem Weg richtig was los.“ Man dürfe nicht alles den Radfahrern unterordnen, wird gefordert. Selbst passionierte Radler stimmen mit ein in den Chor der Kritiker. Dass die Stadt den Weg auch als ideale Verbindung zwischen Ruhr-Universität und Mark 51/7 sieht, können sie nicht nachvollziehen. Dafür reiche die Opeltrasse, deren Bau gerade begonnen hat, völlig aus.

Freie Fahrt für Radfahrer auf einem Fußweg? Peter Borgmann von den Grünen will die Meinung der Bürger in die Entscheidung mit einfließen lassen.
Freie Fahrt für Radfahrer auf einem Fußweg? Peter Borgmann von den Grünen will die Meinung der Bürger in die Entscheidung mit einfließen lassen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Außerdem seien sowohl die Unistraße als auch die Markstraße beidseitig mit Radfahrstreifen versehen. Dort, auf der Straße, sieht auch Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt vom Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung Radfahrer am besten aufgehoben. „Ich persönlich als Radfahrer brauche Wege durch Grünanlagen nicht. Radfahrer gehören auf die Straße.“ Und: „Wir alle müssen aufeinander Rücksicht nehmen. Bei kombinierten Rad-/Gehwegen ist das aber ein Problem.“ Besser wäre eine Trennung von Fußgängern und Radfahrern.

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Das sehen auch die Anwohner in Steinkuhl so. „Wir leben an diesem Weg. Den sollte man einfach so lassen, Ende, Aus“, sagt ein Mann zum Schluss – und erntet viel Applaus.

Entscheidung am 18. März

Ob der Fußweg „Julius-Philipp-Bahn“ tatsächlich für Radfahrer freigegeben wird, entscheidet am 18. März die Bezirksvertretung Bochum-Süd. Aus deren Reihen saßen einige Politiker auch bei der Bürgerversammlung im Thomaszentrum. Peter Borgmann von den Grünen verspricht, die Meinungen von diesem Abend mitzunehmen. „Wir werden uns sehr intensiv damit auseinandersetzen und das Ganze verantwortungsbewusst beurteilen.“

In welche Richtung seine Partei tendiert, ließ er sich nicht entlocken. Für Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) ist unter dem Eindruck der emotionalen Diskussion die Richtung praktisch vorgegeben. „Die Tendenz ist wohl absehbar. Das ist ein Stück Radweg, das man nicht braucht.“

Bis zum 21. Februar können Bürger noch Anregungen bei der Stadt Bochum einreichen: umweltamt@bochum.de .