Bochum. Gaby Schäfer ist seit 30 Jahren Bürgermeisterin von Bochum. Im Interview spricht sie über nette Anekdoten, Wünsche und ihre letzte Aufgabe.
Das verschmitzte Lächeln ist wohl Gaby Schäfers hervorstechendstes Markenzeichen. „Ich bin sehr selten schlecht gelaunt“, sagt die 73-Jährige. „Schlechte Laune kann ich auch gar nicht leiden.“ Das nimmt man der Gabriela, wie sie richtig heißt, gerne ab. Und so erzählt sie auch im Interview mit dieser Zeitung fröhlich über viele spannende und lustige Momente, die sie in ihrer Zeit als Bürgermeisterin Bochums erlebt hat. 30 Jahre hat Schäfer dieses Amt inne, fünfmal wurde die SPD-Frau wiedergewählt – einzigartig in der Stadtgeschichte.
30 Jahre im Amt: Bürgermeisterin Gaby Schäfer blickt zurück und bereitet ihre Nachfolge vor
Anfangs sei sie so gar nicht begeistert gewesen, als man ihr diesen Posten habe schmackhaft machen wollen, gesteht „die Gaby“, wie sie wohl von den meisten genannt wird. „Ich hatte Sorge, mein politisches Profil zu verlieren, dachte, ich darf als Bürgermeisterin nichts Kritisches mehr sagen, muss nur noch lieb und nett sein.“ Schließlich lagen damals, im November 1994, zehn Jahre Arbeit in der Ratsfraktion hinter ihr.
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Doch Gaby Schäfer sollte sich irren. „Letztlich war genau das Gegenteil der Fall. Das Amt hat mich politisch eher bereichert.“ Vor allem der Kontakt zu den Menschen sei da hervorzuheben. Sie habe stets das Gefühl gehabt, durch ihre Funktion auf die Stadtgesellschaft einwirken zu können. „Ich gehe gut mit den Leuten um, und die sind auch immer gut mit mir umgegangen.“
Ihre Termine hängen von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch ab. „Wenn er einen nicht macht, werde zunächst ich als erste Bürgermeisterin gefragt.“ Dann geht es für Gaby Schäfer vielleicht zur Weihnachtsfeier der Aidshilfe oder zur Kreishandwerkerschaft. Oder sie repräsentiert die Stadt bei einem 100. Geburtstag. So wie vor einiger Zeit in Wattenscheid.
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Der Besuch des Jubilars dort ist ihr in guter Erinnerung geblieben. „Ich hatte ihn gefragt, welchen Wunsch er noch habe. Er antwortete, noch einmal heiraten zu wollen und ob ich nicht Lust hätte. Das war lustig.“ Spannend fand Schäfer auch den Lebensrückblick einer Hundertjährigen aus Stiepel. „Sie sagte, sie habe im Leben alles richtig gemacht: als junge Frau einen älteren Mann geheiratet und als ältere Frau einen jüngeren.“
Unvergessen bleibt der passionierten Raucherin auch ein gemeinsamer Besuch mit dem Wattenscheider Modeunternehmer Klaus Steilmann in einem Hörsaal der Ruhr-Universität. „Er ließ uns beiden einen Aschenbecher bringen und meinte ,So, jetzt rauchen wir beide erstmal.‘ Heute undenkbar.“
„Ich hatte nie verstanden, dass Fraktionen mit dem Karneval nichts am Hut haben.“
Besonders gern habe sie Termine mit Kindern und Jugendlichen. „Besuche von Schulklassen sind immer tolle Stunden. Wie interessiert die Acht- und Neunjährigen heute schon sind und so viel Anteil an den Geschehnissen in der Welt nehmen. Bemerkenswert.“
Stolz ist Gaby Schäfer darauf, den Karneval der Bochumer Politik näher gebracht zu haben. „Ich hatte nie verstanden, dass Fraktionen mit dem Karneval nichts am Hut haben. Aber das hat sich ja zum Glück geändert“, sagt die gebürtige Rheinländerin, die 1969 aus Bad Hönningen zunächst nach Wattenscheid kam und fünf Jahre später mit ihrem Mann Axel nach Querenburg zog.
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Hier wohnt das Paar noch immer und freut sich auf die Zeit nach der Politik. Axel kandidiert nicht mehr für den Bundestag und Gaby hängt keine Amtszeit als Bürgermeisterin mehr dran. „Das ist jetzt auch in Ordnung“, findet sie und sehnt ein Leben herbei, in dem sie spontan verreisen kann, mehr Zeit für die beiden Enkel (zehn und 14 Jahre) hat und ihrem Axel das Kochen beibringen kann. „Das will mein Mann jetzt lernen, hat er gesagt.“
Letzter Wunsch als Bürgermeisterin: Eine Frau soll sie beerben
Zuvor hat sie aber noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen: ihre politische Nachfolge zu regeln. „Ich hoffe, dass eine Frau mich beerbt und kämpfe darum. Ich bin auch schon in Gesprächen.“ Das Amt der Bürgermeisterin sei durchaus anspruchsvoll und vor allem zeitintensiv. „Pro Woche kommt man da auf gut zehn Termine, in erster Linie abends und am Wochenende.“ Als berufstätiger Mensch müsse man da gut organisieren können, sagt die frühere Verwaltungsfachfrau.
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Wer dieses Ehrenamt übernehme, müsse Menschen wirklich mögen und in der Lage sein, dieses Amt „mit einer gewissen Leichtigkeit“ auszuüben. „Für mich war das immer mehr als nur ein Job, eine Herzenssache.“