Bochum-Südwest. Es rumort in Weitmar-Mark. Dort hat Edeka ein Grundstück. Nur tut sich seit Jahren nichts. Die Kaufleute sind sauer. So ist der aktuelle Stand.
„Die Stimmung ist schlecht“, sagt Sabine Mallach-Mengel. Sie führt den Concept-Store „Blickfang“ an der Karl-Friedrich-Straße in Bochum-Weitmar-Mark. Ihr Geschäft liegt direkt gegenüber dem Gelände, auf dem Edeka einen Lebensmittelmarkt bauen will. Eigentlich. Doch seit Jahren tut sich nichts. Politik und Werbegemeinschaft zeigen sich gleichermaßen ratlos wie sauer. Die Auswirkungen für den Stadtteil seien fatal. „Weitmar-Mark geht vor die Hunde, wenn nicht bald etwas passiert“, sagen sie.
Nach zehn Jahren Planung: Neuer Edeka in Bochumer Stadtteil nicht in Sicht
„Wir brauchen hier dringend einen Vollsortimenter“, meint Sabine Mallach-Mengel, „Aldi und Rewe sind zu klein.“ Ohne dieses Zugpferd würden viele Kunden in andere Stadtteile abwandern. Für ihren Mann André Mallach ist die Schuldfrage klar: „Edeka ist verantwortlich für die Verwahrlosung des Stadtteils.“
„Wir können nicht nochmal zehn Jahre warten. Da muss jetzt Bewegung rein.“
Damit meint er natürlich in erster Linie das riesige Grundstück, das das Unternehmen in seinem Besitzt hat. Nur bebaut wird es einfach nicht. Die beiden großen Häuser zur Karl-Friedrich-Straße hin sind längst leer gezogen und gammeln vor sich hin. „Und auch das Gelände dahinter sieht inzwischen abgeranzt aus“, bestätigt Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD).
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Seit zehn Jahren gehe das nun schon so. „Alle wollen und haben drumherum geliefert“, sagt Gräf. „Die Stadt hat die Kreuzung zu einem Kreisel umgebaut, die Werbegemeinschaft hat sich gegründet und bemüht sich, den Stadtteil attraktiver zu machen. Doch Edeka kommt einfach nicht aus dem Schuh.“ Es könne nicht sein, dass jemand „auf nicht unerheblichem Immobilienbesitz“ sitzt und nichts tut. „Wir können nicht nochmal zehn Jahre warten. Da muss jetzt Bewegung rein.“
Kein Edeka in Sicht: Kaufleute in Bochum-Weitmar-Mark fühlen sich machtlos
Die gestiegenen Baukosten will Gräf nicht mehr gelten lassen. „Zwischenzeitlich waren die Bauzeiten ja mal gut.“ Außerdem gehe es bei Aldi ja auch. Und in Linden, wo das ehemalige Kaufhaus Wortmann zu einem Edeka umgebaut wird, ebenfalls. „Wir müssen wissen, wann und wie es weitergeht“, so Gräf, „doch ich habe es etliche Male versucht, Edeka anzurufen; es geht niemand ran und es ruft auch keiner zurück.“
Die Kaufleute in Weitmar-Mark haben das Gefühl, „dass Edeka kein Interesse hat, das Ganze zu forcieren“, so André Mallach. Man fühle sich machtlos: „Alle wollen, doch wenn ein Partner nicht mitspielt...“ Dabei sei man so froh gewesen, in Edeka einen Interessenten für die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes gefunden zu haben, ergänzt Gräf.
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Das war man auch im Rathaus. Die jetzige Situation sei „sehr unbefriedigend“, räumt Stadtbaurat Markus Bradtke auf Anfrage dieser Redaktion mit. Er würde nach wie vor einen „zeitgemäßen Vollsortimenter“ in Weitmar-Mark begrüßen, idealerweise zusammen mit einem „gut funktionierenden Discounter“.
„Wir haben in Weitmar-Mark eine schwierige Nahversorgungssituation, gleichzeitig aber ein kaufkraftstarkes Einzugsgebiet.“
Er könne den Ärger der Kaufleute in Weitmar-Mark verstehen, sagt Bradtke. „So ein großer Lebensmittelmarkt ist der stärkste Frequenzbringer.“ Wer sich im Stadtteil niederlassen wolle, warte sicher erstmal ab und halte „eine Investitionsentscheidung noch zurück“. Deshalb müsse schnell Klarheit her.
Was plant Edeka in Bochum-Weitmar-Mark? Entscheidung soll im Januar feststehen
Auch, um die Kunden im Ort zu halten. „Wir haben in Weitmar-Mark eine schwierige Nahversorgungssituation, gleichzeitig aber ein kaufkraftstarkes Einzugsgebiet.“ Es dürfe nicht sein, dass man Kunden nach Eppendorf oder Stiepel verliere.
Auch Bradtke bedauert die „langen Wege bis zur Entscheidung“ bei Edeka. Zum Jahresende habe man daher noch einmal auf ein rasches Signal gedrängt, wie es an der Karl-Friedrich-Straße nun weitergeht. Damit rechnet Bradtke noch in diesem Monat. „Dann schauen wir, was zu tun ist.“
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Im Idealfall gehe man „dann sofort wieder ins Planverfahren“, das ja noch gar nicht abgeschlossen ist. „Wir sind alle gewillt, Baurecht zu schaffen“, beteuert Bradtke, macht aber auch klar, dass es letztlich egal sei, für wen. Sollte es mit Edeka nicht klappen, würden sich andere Unternehmen um den Standort bemühen. „Alle sagen, Lage und Stadtteilzentrum seien super.“
„Es gibt schon lange Ideen und Gespräche dazu, es ist aber noch nichts spruchreif.“
Das sehen scheinbar auch Manfred und Nico Burkowski so. Vater und Sohn betreiben aktuell vier Edeka-Märkte in der Region: drei in Essen und den an der Alleestraße in Bochum. Ein fünfter kommt bald hinzu. Die Umbauarbeiten im ehemaligen Wortmann-Haus an der Hattinger Straße in Linden sind im vollen Gange. Der Name Burkowski wird auch in Verbindung mit dem Edeka-Standort Weitmar-Mark gebracht.
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„Dass unser Name fällt, wenn es darum geht, Lebensmittel in Bochum und Essen zu verkaufen, ist nicht untypisch“, sagt Nico Burkowski auf Anfrage dieser Redaktion. Das Interesse, dies auch in Weitmar-Mark zu tun, liege in der Tat auf dem Tisch. „Es gibt schon lange Ideen und Gespräche dazu, es ist aber noch nichts spruchreif. Anders als in Linden sei es „alles andere als sicher“, dass auch in Weitmar-Mark an einem möglichen Edeka-Markt der Name Burkowski an der Fassade stehe.
Edeka hält an Standort fest
Edeka reagiert ziemlich zurückhaltend auf eine Anfrage dieser Zeitung zum aktuellen Stand in Weitmar-Mark. „Eine Bauplanung in dieser Größenordnung braucht Zeit, um ein zukunftsfähiges, nachhaltig erfolgreiches Nutzungsmodell zu entwickeln. Je nach Entwicklungsstand ist der Austausch unter den Beteiligten mal intensiver; mal, wie in der aktuellen Konzeptionsphase, weniger eng“, heißt es in der knappen Stellungnahme.
Und weiter: „Unser Interesse am Standort besteht ebenso wie unsere Bereitschaft zum Dialog nach wie vor, weitere Gespräche sind entsprechend in Vorbereitung.“