Bochum. „So schlimm war es noch nie“, schimpfen Bochumer mit Blick auf einen Müllberg, der täglich größer wird. Die Stadt reagiert, hat aber ein Problem.
Die Anwohner trauen sich gar nicht mehr, aus dem Fenster zu blicken. Denn dort unten, auf dem Gehweg vor dem Nachbarhaus, liegt ein Müllberg. „Und der wird von Tag zu Tag größer“, schimpft Klaus Janssen. „Es ist beschämend.“ Doch das sei nicht das einzige Problem im Germanenviertel in Bochum-Wattenscheid. Die Bewohner berichten von Drogen, Autorennen, Ruhestörung. „Aber man hat Angst, etwas zu sagen“, meint Monika Derfert. „Das wird hier mehr und mehr zur No-Go-Area“, ergänzt ihr Mann Rüdiger.
„Würden am liebsten wegziehen“: Anwohner aus Bochum ärgern sich über Müllberg
Wenn sie könnten, würden die Derferts hier sofort wegziehen. „Doch ich bin 77, mein Mann ist 83, da zieht man nicht mehr um“, sagt die Seniorin. „Und außerdem: Wer will schon unsere Wohnung kaufen?“, fragt ihr Ehemann. Wie die anderen Nachbarn im Haus haben sie Eigentum, die meisten wohnen schon seit halben Ewigkeiten im Germanenviertel, das Wikingerstraße, Frankenweg, Keltenweg und Sachsenring umfasst. Vor 30, 40 Jahren sei hier alles noch gut in Schuss gewesen. Aber heute?
Der Müllberg draußen sei der vorläufige Höhepunkt. Vor Weihnachten habe es angefangen, berichtet Klaus Janssen. „Mit einer alten Couch.“ Seither werde immer wieder etwas dazugestellt. „Nachts kommen die Autos, halten kurz an, entsorgen ihren Müll und verschwinden wieder“, erzählt Monika Derfert. „Weil die Beleuchtung so schlecht ist und alles so schnell geht, erwischt man keinen.“
Inzwischen wächst der Müllhaufen zusehends. Tornister liegen dort nun, Altglas, Stühle, riesige Fernseher-Kartons und auch Sondermüll wie Eimer mit Farbresten und Motorölbehälter. Dass in der Nachbarschaft mal Müll herumliegt, daran habe man sich schon gewöhnt, sagt Christine Kukfisz fast schon resignierend. „Aber so schlimm wie dieses Mal war es noch nie.“
„Das Ordnungsamt antwortet immer nur, dass sie es weiterleiten, aber der Müll wird einfach nicht abgeholt.“
„Als würden wir auf einer Müllkippe leben“, schimpft Monika Derfers. „Und dafür haben wir uns unser Leben lang krumm gemacht, um im Alter so etwas ertragen zu müssen.“ Bei der Stadt habe man „zig Mal angerufen“, werde aber immer vertröstet und fühle sich inzwischen alleingelassen. „Das Ordnungsamt antwortet immer nur, dass sie es weiterleiten, aber der Müll wird einfach nicht abgeholt“, berichtet Klaus Janssen.
Die Schwierigkeit im Germanenviertel liegt in den vielen unterschiedlichen Besitzverhältnissen. Es gibt mehr als 700 Wohnungen und rund 500 Eigentümer. Das macht Absprachen und gemeinsame Strategien schwierig. Einige Themen kämen immer wieder auf, wie zum Beispiel herumliegender Müll, heißt es aus dem Rathaus.
Auch den besagten Müllberg hat die Verwaltung im Blick, stößt jedoch auf ein Problem. „Der Müll liegt auf Privatbesitz, für die Entsorgung ist daher der Eigentümer zuständig, nicht die Stadt“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Natürlich sind wir aber dennoch nicht untätig: Die Abfallablagerung ist der Verwaltung bekannt. Der Eigentümer der betroffenen Liegenschaft ist informiert und um Beseitigung gebeten worden. Sollte nach Ablauf der Frist keine Entsorgung der Abfälle erfolgt sein, werden weitere ordnungsbehördliche Maßnahmen eingeleitet.“
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