Bochum-Wattenscheid. Für die Anwohner der Hollandstraße in Bochum-Wattenscheid kommt es knüppeldick – überall wird gebaut. Besserung ist in Sicht. Aber nicht sofort.
Eigentlich kann man an der Hollandstraße in Bochum-Wattenscheid ganz gut leben. Es gibt eine Kita, einen Jugendtreff, man ist ebenso schnell in der Wattenscheider City wie im Grünen und es ist ruhig. Wie gesagt: eigentlich. Denn seit geraumer Zeit kommt es für die Anwohner knüppeldick. Gleich an drei Stellen gleichzeitig wird gearbeitet. Da sind der Umbau des Lohrheidestadions, die Gleis- und Straßenbauarbeiten auf der Ückendorfer Straße und die Aktivitäten der Emschergenossenschaft am Regenrückhaltebecken. „Wir fühlen uns hier wie auf einer Insel zwischen drei Baustellen“, klagen Anwohner.
Überall Baustellen: Anwohner der Hollandstraße in Bochum-Wattenscheid sind genervt
Am längsten zugange – seit 2019 – ist die Emschergenossenschaft. Seither wird der Wattenscheider Bach in einem aufwendigen Verfahren vom Abwasser befreit. Aktuell, so Sprecherin Svenja Wolf, werde an der Renaturierung des Baches und am Regenrückhaltebecken gearbeitet. Daher müsse auch das Baulager, das hinter der Unterführung errichtet wurde, weiterhin bestehen bleiben. Hier herrscht natürlich jeden Tag Betrieb und Verkehr, der über die Hollandstraße abgewickelt wird.
„Ich wohne jetzt seit zwei Jahren hier und überlege wirklich, wieder auszuziehen.“
Das allein war über die Jahre kein großes Problem. Doch inzwischen wird ja das Lohrheidestadion umfangreich umgebaut, um es für Sportgroßveranstaltungen zukunftsfähig zu machen. Und zeitgleich ist die Ückendorfer Straße gesperrt, weil die Bogestra die Gleise umschwenkt, die Stadtwerke Versorgungsleitungen verlegen und am Ende die Stadt die Straße erneuert. Für die Anwohner, die aktuell nur über ein asphaltiertes Provisorium am Lohrheidestadion in ihr Viertel gelangen, doch ein bisschen viel auf einmal.
„Ich könnte weinen“, sagt Birgit Sembritzki, die gerade mit ihrem Hund Gassi geht. „Das ist hier eine Vollkatastrophe. Ich wohne jetzt seit zwei Jahren hier und überlege wirklich, wieder auszuziehen.“ Mi-Yong und Günter Klose klagen, dass die Baustellen „viel zu lange dauern“. Und die Spazierwege in Richtung Ückendorf seien gesperrt. „Schlimm ist das.“
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- „Brummbär“ eröffnet Popup-Store in Bochumer Innenstadt
- A40-Sperrung: „Schon viel zu lange eine Zerreißprobe“
- Haus bauen? Stadt Bochum verkauft mehrere Grundstücke
Sorgen machen sich die Anwohner auch über die Zeit danach. „Auch abseits von Veranstaltungen im Lohrheidestadion herrscht in unserem Viertel enormer Parkdruck“, berichtet Mi-Yong Klose. „Als wir für meinen Mann den Notarzt gerufen haben, kam dieser nicht in unsere Einfahrt, weil alles zugeparkt war. Er musste auf der Straße stehen bleiben.“ Wie solle das erst werden, wenn im Lohrheidestadion noch mehr Events stattfinden? Informationen dazu und zu den Baustellen gebe es so gut wie keine.
Stimmt nicht ganz. Ein paar Meter weiter die Hollandstraße hinaauf ist Astrid Metz unterwegs. Die Projektleiterin der Bogestra verteilt Info-Schreiben zur Baumaßnahme auf der Ückendorfer Straße an die Haushalte. Denn die Arbeiten dauern länger als geplant. Ursprünglich sollte zum Jahresende alles fertig sein. „Jetzt wird es wahrscheinlich Frühjahr“, so Metz. „Je nachdem, wie der Winter wird.“
Der feuchte Sommer habe Probleme bereitet und zu Verzögerungen geführt. „Zudem wurden mehr Versorgungsleitungen verlegt als geplant.“ Jetzt gerade sei die Baustelle etwas chaotisch. Das werde sich aber schnell legen. Dafür müssten Straße und Gehwege anschließend aber nicht nochmal für Glasfaseranschlüsse aufgerissen werden. „Wir haben extra Leerrohre verlegt.“
+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++
Im Frühjahr soll, ja muss auch das Lohrheidestadion fertig umgebaut sein. Im Sommer sollen dort die Leichtathletik-Wettbewerbe bei den World University Games an Rhein und Ruhr ausgetragen werden. Das erste große Event von internationalem Format im dann neuen „Sportpark Lohrheide“.
Zu solchen Anlässen solle der Verkehr auch aus dem Wohnviertel gehalten werden, heißt es aus dem Rathaus. Das habe man auch in der Vergangenheit schon so gehandhabt. Parkplätze gebe es im Umfeld des Stadions genug: Direkt hinter der Osttribüne, am Zeche-Holland-Turm und an der großen Freilufthalle hinter der neuen Westtribüne, wo mehr als 300 neue Stellplätze entstehen.
Ärger ums Lohrheidestadion - so haben wir berichtet:
- „Respektlos“ - SG-Wattenscheid-Fans ärgern sich über Sitze in VfL-Bochum-Farben
- Klare Botschaft: Sichtbarer Protest der Fans im Stadion und an der A40
- Offener Brief ans Rathaus: Fanszene der SGW 09 wendet sich an die Stadt
- „Alleingang“ - Wattenscheider Politik schaltet sich in den Stadionstreit ein
- Lohrheidestadion: Kommt Klaus-Steilmann-Tribüne als Kompromiss?
- „Billigste Propaganda“: Streit um Sitzschalen-Interview
Insgesamt räumt man bei der Stadt aber ein, den Anwohnern der Hollandstraße aktuell viel zuzumuten. „Die Anhäufung von Baumaßnahmen im Einzugsgebiet Hollandstraße ist sicherlich nicht ideal, aber leider wegen der unterschiedlichen Erfordernisse unumgänglich.“ Es werde stets versucht, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten, aber auch einen zügigen Bauablauf zu gewährleisten. „Die unterschiedlichen Akteure stehen im regen Kontakt untereinander, um für die Anwohner eine bestmögliche Situation zu schaffen.“
Hoffnung für Anwohner der Hollandstraße: Ist der Baustellen-Spuk im Frühjahr vorbei?
In Abstimmung sei momentan, wie die Verkehrsführung für den nächsten Bauabschnitt der Maßnahme auf der Ückendorfer Straße aussehen wird. „Aufgrund der dortigen komplexen Verkehrsregelung infolge der Einspurigkeit des Schienenverkehrs und Aufrechterhaltung des Individualverkehrs in Fahrtrichtung Gelsenkirchen wird nur noch das Einfahren in die Hollandstraße möglich sein“, kündigt die Stadt an.
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Die Baustelle der Emschergenossenschaft soll übrigens Ende April 2025 fertig sein. Danach werde dann auch das Baulager abgebaut. Im Mai also könnte der Baustellen-Spuk an der Hollandstraße vorbei sein. Und endlich wieder Ruhe einkehren.
Parkprobleme in der Nebenstraße
Auch die Bezirksfraktion der UWG: Freie Bürger um Hans-Josef Winkler greift die Sorgen und Nöte der Anwohner der Hollandstraße auf. „Es ist dringend notwendig, den Anwohnern endlich Entlastung zu bieten“, sagt Fraktionssprecher Hans-Josef Winkler. Seine Partei hat eine Anfrage an die Verwaltung mit einigen Fragen zur Situation vor Ort gestellt. Unter anderem geht es dabei um die Parksituation am Wiesenpfad. In der Nebenstraße der Hollandstraße war zuletzt das Parken auf dem schmalen Gehweg verboten worden. Winkler regt an, die gegenüberliegende Seite im Grünen dafür freizugeben, eventuell durch das Anlegen von Rasengittersteinen, um die Natur so gut es geht zu schonen.
Das Anlegen von Längsparkplätzen entlang der Straße Am Wiesenpfad werde verwaltungsintern überprüft, da sich dieser Bereich in der Zuständigkeit verschiedener Ämter befinde, heißt es dazu aus dem Rathaus.