Bochum. Lange waren die Hintergründe des Attentats mit mehreren Verletzten in Bochum rätselhaft. Eine Spur führt in die organisierte Kriminalität.

Das Säure-Attentat im Bochumer Café „Fräulein Coffea“ könnte ein gezielter Rache-Akt aus Rocker-Kreisen gewesen sein. Die Ermittler prüfen nach Informationen dieser Redaktion einen Zusammenhang mit Drogengeschäften, in die der Besitzer des Cafés vor einigen Jahren verwickelt gewesen sein soll. Er wurde damals zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, ein weiterer Mann musste seinetwegen ins Gefängnis.

Bei dem Anschlag Ende Juni hatte ein Mann aus Bergkamen (43) hoch konzentrierte Schwefelsäure auf Besucherinnen und Besucher sowie eine Kellnerin des Cafés gespritzt. Elf Menschen wurden verletzt. Besonders schwer traf es den 31-jährigen Studenten Dhia. Er musste mehrere Operationen über sich ergehen lassen, leidet noch heute unter den Folgen des Säure-Angriffs.

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Student Dhia aus Bochum – hier auf einem Bild aus September 2024 – leidet noch immer unter den Folgen des Säureangriffs.
Student Dhia aus Bochum – hier auf einem Bild aus September 2024 – leidet noch immer unter den Folgen des Säureangriffs. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Das Motiv für die schreckliche Tat war lange komplett unklar. Es gab Spekulationen, unter anderem die Frage, ob es sich um einen rassistischen Anschlag gehandelt haben könnte. Nun halten die Ermittler allerdings eine Verbindung in die organisierte Kriminalität für wahrscheinlich.

Säure-Attentat auf das Café in Bochum: Café-Besitzer in Drogen-Prozesse verwickelt

Wie unsere Redaktion aus Ermittlerkreisen erfuhr, wurden in der Wohnung des Café-Besitzers vor fast zehn Jahren kiloweise Amphetamine gefunden. Der Mann wurde angeklagt und vor Gericht gestellt. Der Prozess vor dem Amtsgericht Dortmund endete mit einer Bewährungsstrafe – und der Aussage, dass die Drogen gar nicht ihm, sondern einem Mitbewohner gehört hätten.

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Der Mitbewohner – ein Mann mit Verbindungen in die Rocker-Szene, den die Ermittler auch wegen diverser Gewalt-Taten kennen – kam ebenfalls vor Gericht und wurde schließlich 2018 in einem Berufungsverfahren am Landgericht Dortmund zu zwei Jahren Haft verurteilt. Ermittler berichten, dass der Café-Besitzer in dem Prozess als Zeuge hätte auftauchen sollen, aus Angst aber auch über den Rückzug seiner Aussage nachgedacht habe.

Der Café-Chef soll die Ermittler bereits kurz nach dem Anschlag über seinen Verdacht informiert haben, so heißt es. Im Café-Umfeld soll er sehr offen über seine bewegte Vergangenheit sprechen. Auch auf Raten der Polizei hatte er sich zuletzt für einige Zeit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, nun ist er wieder im Café aktiv – und das läuft nach Aussagen von Mitarbeitern besser denn je. Öffentlich äußern wollte er sich nicht.

Staatsanwaltschaft will im November Anklage erheben

Die Staatsanwaltschaft will wahrscheinlich im Laufe des Novembers Anklage gegen einen 36-jährigen Mann aus Lünen erheben. Er soll den mutmaßlichen Täter zum Café an der Oskar-Hoffmann-Straße gefahren haben.

Der mutmaßliche Täter hatte sich Mitte Oktober in seiner Zelle erhängt. Passanten hatten den 43-Jährigen aus Bergkamen damals kurz nach der Tat angehalten, die Polizei nahm ihn fest. Seitdem saß er in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen ihn sind nach seinem Tod automatisch eingestellt.

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Staatsanwältin Svenja Große-Kreul hatte bereits gesagt, dass die Ermittler davon ausgehen, dass sich das Attentat nicht gezielt gegen Student Dhia gerichtet habe. Es soll sich um eine Verwechslung gehandelt haben, so heißt es weiter. Dhia wäre demnach ein reines Zufallsopfer. Aus Ermittlerkreisen war zuletzt außerdem von einer „Auftragstat“ die Rede. Im Prozess soll das nun aufgerollt werden.

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