Bochum-Hordel. Aus Sorge vor Hochwasser am Hüller Bach beginnt in Bochum-Hordel ein ehrgeiziges Projekt. Im Vorfeld hatte es großen Ärger gegeben.

Die Vorbereitungen dauerten viele Jahre: Am Mittwoch gab die Emschergenossenschaft den Startschuss für den Bau eines Regenrückhaltebeckens in Nachbarschaft zum Wanderheim des SGV Hordel in Bochum. Es wird ein ehrgeiziges Bauwerk, das künftig 90.000 Kubikmeter Wasser - das entspricht 600.000 Badewannen - sammeln soll.

Der Hüller Bach fließt friedlich in seinem Bett, es ist beschaulich hier in diesem Teil von Hordel. Eine Senke an der Straße „An den Klärbrunnen“ deutet an, wo ab sofort gebaggert wird. Große Schilder warnen vor der Salamanderpest. „Die Bauarbeiter werden sich die Schuhe desinfizieren müssen“, so Pressesprecherin Meike Delang.

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Zwei Jahre Bauzeit hat sich die Emschergenossenschaft vorgenommen, also soll das Hochwasserrückhaltebecken im Sommer 2026 in Betrieb gehen können.

Eigentlich hätte der Bau später beginnen sollen. „Wir wollten den ökologischen Umbau des Bachs erst abschließen. Doch dann kam der Starkregen 2021; da beschlossen wir, die Maßnahme vorzuziehen“, erklärt Projektleiter Jens Lucas. Frank Dudda, Oberbürgermeister von Herne und Aufsichtsratsvorsitzender der Emschergenossenschaft, hat das Ereignis noch in lebhafter Erinnerung: „Damals schwoll der Hüller Bach stark an und raste auf die Wohngebiete in Röhlinghausen zu.“

Hochwasserbecken wird die Wassermenge im Hüller Bach reduzieren

Mit Inbetriebnahme des Rückhaltebeckens wird die Wassermenge im Hüller Bach von jetzt 63.000 Liter pro Sekunde auf dann 48.000 Liter reduziert. Der Unterschied, so Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft, bewirke eine Reduzierung des Bachpegels um bis zu 65 Zentimeter.

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Die Fläche „An den Klärbrunnen“ gehört der Emschergenossenschaft, hier stand ehedem eine alte Kläranlage. Diese sei bewusst ausgewählt worden, weil sie am Oberlauf des Hüller Bachs liegt. „Hier kann der Hochwasserschutz seine größte Wirkung erzielen“, so Dudda. Zum Einzugsgebiet des Hüller Bachs gehören der Dorneburger Mühlenbach, der Hofsteder- und der Marbach.

Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch betonte: „Profitieren werden die Städte Bochum, Herne und Gelsenkirchen von diesem Hochwasserschutz. Das Projekt passt perfekt zum Umbau Bochums zur Schwammstadt.“

Wasser wird zusätzlich gesäubert

Neben dem Becken entsteht ein sogenannter Retentionsbodenfilter, der die Regenmengen aus dem unterirdischen Marbach klärt. Sedimente werden zur Kläranlage geleitet. Das geklärte Regenwasser kann sauber in den Hüller Bach fließen.

Der geplante Bau des Hochwasserschutzbeckens hatte im Vorfeld für großen Unmut in Bochum gesorgt. Es musste 2017 ein Wald gefällt werden, eine Fläche von 23 150 Quadratmetern, um für ein Becken 60.000 Tonnen Boden auszukoffern. Ersatzpflanzungen waren in Bochum nicht möglich, weil keine so große zusammenhängende Fläche vorhanden war. Also war die Emschergenossenschaft in Herne auf der Suche, in Bochum kochte die Wut bei Bürgern und Politikern.

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„Doch auch in Herne wurden wir nicht fündig. Im gesamten Ruhrgebiet gab es keinen Platz für eine Wiederaufforstung“, erklärt Gunnar Jacobs, Ingenieur bei der Emschergenossenschaft. Die Suche wurde ausgeweitet. Fündig wurde der Verband schließlich im Kreis Borken in der Stadt Gescher. „Die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft machte uns auf ein Areal aufmerksam. Sie wird den Wald in den ersten Jahren auch pflegen, in Abstimmung mit dem Landesbetrieb Wald und Holz. Wir zahlen für die Bäume.“

Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei elf Millionen Euro.