Bochum. Wolfgang Dietrich Mann aus Bochum bekam beim Arzt eine erschreckende Diagnose. Wie der 59-Jährige heute wieder ein normales Leben führt.
Am Anfang war der trockene Husten, der nicht verschwinden wollte. Und die Atemnot, „regelmäßig nachts“, erinnert sich Wolfgang Dietrich Mann an den Anfang des Jahres 2022. Dass sich dahinter eine Herzschwäche verbarg, eine Herzinsuffizienz: „Davon hatte ich keine Ahnung“, sagt der 59-Jährige.
Heute, knapp drei Jahre später, sitzt er guter Dinge im Büro von Kardiologe Prof. Michael Gotzmann im St.-Josef-Hospital. „Herzschwäche ist ein sehr häufiges Syndrom“, erklärt der Oberarzt, „der häufigste Grund für stationäre Krankenhausaufnahmen, mal abgesehen von Geburten.“ Wolfgang Dietrich Mann sei ein Beispiel dafür, wie gut sich Betroffene erholen können, wenn die Erkrankung erkannt und behandelt wird.
Lunge voller Wasser: Darum litt der Bochumer an nächtlicher Luftnot
Bis zur Diagnose war es für Mann ein mehrmonatiger Weg. Nachts, wenn er vor Luftnot nicht schlafen konnte, sei er aufgestanden, erzählt er, „hab mich an den PC gesetzt, eine Tasse Tee getrunken. Dann ging es besser“. Der Bochumer ging zu seiner Hausärztin, „alles Mögliche“ sei untersucht worden, zunächst vor allem mit Blick auf die Atemwege. Doch da war nichts festzustellen.
Weiter zum Radiologen, der sollte die Lunge checken. Der überwies ihn direkt weiter in die Kardiologie. Denn auf dem Röntgenbild sei zu sehen gewesen, dass die Lunge voller Wasser, das Herz vergrößert war.
Patient Mann also kam ins Josef-Hospital, am Dienstag nach Ostern 2022 war das. „Nach der ersten Untersuchung war ich direkt verkabelt“, erzählt der 59-Jährige. „Lästig“ sei das gewesen, „aber musste sein.“
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Bochumer Kardiologe aus Bochum erklärt Warnzeichen für Herzschwäche
Zu diesem Zeitpunkt sei die Herzfunktion des Bochumers „schon wirklich dramatisch herabgesetzt“ gewesen, sagt Oberarzt Michael Gotzmann. Die Mediziner machen das an der Auswurfleistung des Herzens fest: Die beschreibt, wie viel Prozent vom Blutvolumen das Herz pro Schlag auswirft. Bei gesunden Menschen liege sie bei etwa 60 Prozent, erklärt Gotzmann, Werte bis 52 Prozent seien noch im Normalbereich. Bei Wolfgang Heinrich Mann lag sie bei 20 Prozent.
Je weniger Blut aus dem Herzen raus gepumpt wird, desto weniger wird auch eingezogen. Die Folge: ein Blutstau, erklärt der Mediziner. Wasser sammelt sich im Gewebe. Bei Wolfgang Dietrich Mann war die Lunge betroffen.
Husten, Atemnot, nicht mehr flach liegen können, das könnten Warnzeichen sein für eine manifeste Herzschwäche, sagt Prof. Michael Gotzmann. Aber auch Beinödeme (geschwollene Beine) oder eine starke, plötzliche Gewichtszunahme könnten darauf hindeuten.
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Ursache für Herzinsuffizienz „nicht selten“ unbekannt
Nach der Diagnose sei es für die Ärzte wichtig, nach der Ursache zu suchen, sagt der Kardiologe. Es gebe eine Vielzahl an Erkrankungen, die zur Herzinsuffizienz führen können: Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit seien die häufigsten. „Nicht selten“ aber gebe es auch keine erkennbare Ursache.
Wie bei Wolfgang Dietrich Mann. Er wurde in der Klinik medikamentös eingestellt, schnell ging es ihm besser. Vier Tage nach der Einlieferung wurde er wieder entlassen, trug zur Sicherheit drei Monate lang eine „Life Vest“, einen tragbaren Defibrillator, der seinen Herzrhythmus überwachte.
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Heute nimmt er acht Tabletten täglich, vier morgens und vier abends, führt ein normales Leben. Es gehe ihm „insgesamt recht gut“, sagt Mann und schiebt hinterher: „Im Bewusstsein, dass es mit den Medikamenten gut ist!“ Auch die Ärzte sind zufrieden. Mann habe sich „vollständig erholt“, sagt Prof. Gotzmann.
Die Therapie fuße auf mehreren Säulen. Nummer eins: die Lebensführung. „Der Patient muss mitarbeiten“, sagt der Kardiologe. Heißt: höchstens zwei Liter am Tag trinken, körperlich bewegen, auf Alkohol und Rauchen verzichten, die verordneten Medikamente nehmen. Er passe auf, dass er seinem Herzen keine Spitzenbelastung mehr zumute, sagt Wolfgang Dietrich Mann. „Ich renn‘ nicht mehr dem Bus hinterher“, erzählt er. Er wandere aber immer noch sehr gerne, auch im Hochgebirge. „Ich mache aber nicht mehr jede Tour.“
„Ich renn‘ nicht mehr dem Bus hinterher“
Kardiologe aus Bochum: Großer Fortschritt bei Medikamenten gegen Herzschwäche
Zweite Säule seien Medikamente, erklärt Prof. Michael Gotzmann weiter. Da habe sich in den vergangenen Jahren unheimlich viel getan, inzwischen gebe es eine routinemäßige Kombination, die bei vielen Patienten so gute Wirkung zeige wie bei Wolfgang Dietrich Mann. Dabei gehe es nicht nur darum, Symptome zu beseitigen. „Es geht auch um Prognose“, sagt Gotzmann, „wir können dafür sorgen, dass er bedeutend länger lebt, und das mit einer guten Lebensqualität.“
Dritte Säule: Geräte, die dann zum Einsatz kommen, wenn die medikamentöse Therapie nicht so anschlägt wie bei Herrn Mann. Herzschrittmacher zum Beispiel oder kleine Defibrillatoren, die implantiert werden.
„Es geht um Prävention und ums rechtzeitige Erkennen. Mit etwas Glück können Patienten dann ein weitgehend normales Leben leben.“
Wolfgang Dietrich Mann kommt inzwischen nur noch einmal im Jahr zur Kontrolle in die Ambulanz von Prof. Gotzmann, die Auswurfleistung seines Herzens liegt wieder bei 52 Prozent. Ihm sei wichtig, aufzuklären, es gehe um „Prävention und ums rechtzeitige Erkennen“, sagt der Kardiologe. „Mit etwas Glück können Patienten dann ein weitgehend normales Leben leben.“
Patientenveranstaltung am 27. November
Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden laut Deutscher Herzstiftung an Herzschwäche. Der Verein hat deshalb im November die „Herzwochen“ zu eben diesem Thema ausgerufen. Unter dem Motto „Stärke dein Herz“ will die Herzstiftung auf Risikofaktoren, Warnzeichen und Behandlungsmöglichkeiten aufmerksam machen.
Die Klinik für Kardiologie am St.-Josef-Hospital lädt im Zuge dessen am Mittwoch, 27. November, zu einer Patientenveranstaltung ein. Geplant sind mehrere Kurzvorträge von Prof. Michael Gotzmann, Klinikdirektor Prof. Arash Haghikia sowie von weiteren Kardiologen. Außerdem gibt es Frage- und Diskussionsrunden. Der Infonachmittag startet um 16 Uhr im Hörsaalzentrum der Klinik (Gudrunstraße 56). Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung vorab nicht nötig.