Bochum-Wattenscheid. Zu wenig Events im Lohrheidestadion? Werden mit dem Umbau Steuergelder verschwendet? Die Stadt Bochum sagt nein. So kontert sie die Kritik.
Wird das modernisierte Lohrheidestadion in Bochum-Wattenscheid zum Millionengrab? Weil jetzt bekannt wurde, dass nicht übermäßig viele Kulturveranstaltungen auf der von der Stadt Bochum oft zitierten „Eventbühne“ stattfinden können, schlagen Kritiker nun Alarm. Sie reden von falschen Versprechungen und fürchten, dass es künftig nur alle paar Jahre eine Leichtathletik-Meisterschaft geben wird und mit dem 55 Millionen Euro teuren Umbau Steuergelder verschwendet werden. Das sieht man im Rathaus allerdings ganz anders.
Millionengrab Lohrheide in Wattenscheid? Stadt Bochum wehrt sich gegen Vorwürfe
„Diese Sorge ist völlig unbegründet“, stellen Sportdezernent Dietmar Dieckmann und Ute Feinweber, Projektleiterin Stadion-Umbau, im Gespräch mit dieser Redaktion klar. Das Lohrheidestadion werde nach Fertigstellung im Frühjahr 2025 voll belegt sein. „Da ist dann jeden Tag richtig Leben drin.“ Allerdings nicht nur im Stadion selbst, sondern auch dahinter, wo die riesige Traglufthalle (30 mal 70 Meter) und der für Leichtathletik und Fußball umgebaute Sportplatz beste Trainingsbedingungen böten. Beheimatet sind hier die Fußballer von der SG Wattenscheid 09, von Rot-Weiß Leithe und natürlich die Leichtathleten des TV Wattenscheid 01.
„Wir haben ganz viel Geld für einen bestimmten Zweck bekommen: Sport!“
Speziell für die Leichtathletik seien auch die Fördermittel vom Land nach Wattenscheid geflossen, um im Lohrheidestadion künftig nationale und internationale Leichtathletik-Meisterschaften veranstalten zu können. „Wir haben also ganz viel Geld für einen bestimmten Zweck bekommen“, sagt Dieckmann. Und dem müsse man auch Rechnung tragen. Der Schwerpunkt liege daher eindeutig auf sportlichen Veranstaltungen. Von daher ist nun auch nicht mehr von Eventbühne die Rede, sondern von Sportpark.
Dass in der Lohrheide künftig nur alle paar Jahre mal eine Leichtathletik-Meisterschaft stattfindet, werde nicht passieren, versichert Ute Feinweber. Man sei im ständigen Austausch mit der Spitze des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), der „völlig angefixt“ sei ob der neuen modernen und leistungsfähigen Arena in Wattenscheid. Es sei eine ganze Bandbreite an Deutschen Meisterschaften in der Lohrheide geplant – U16, U20, U23 bis hin zu den Senioren. Das Ausrichten der „großen“ DM stehe direkt schon für 2026 im Raum.
„Es wird jedes Jahr mindestens eine Meisterschaft geben.“
„Es wird jedes Jahr mindestens eine Meisterschaft geben“, so Feinweber. Und auch darüber hinaus noch weitere Sportveranstaltungen, über deren Formate man zum aktuellen Zeitpunkt noch nichts verraten dürfe. „Der DLV hat da jedenfalls noch einige Ideen und möchte den Sportpark Lohrheide gerne voll belegen“, berichtet Feinweber weiter. Auch für das Land sei Wattenscheids künftiges Schmuckstück ein „Objekt der Begierde“.
Ärger ums Lohrheidestadion - so haben wir berichtet:
- „Respektlos“ - SG-Wattenscheid-Fans ärgern sich über Sitze in VfL-Bochum-Farben
- Klare Botschaft: Sichtbarer Protest der Fans im Stadion und an der A40
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- Lohrheidestadion: Kommt Klaus-Steilmann-Tribüne als Kompromiss?
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Mit dem Schwerpunkt Sport seien kulturelle Veranstaltung allerdings nicht vom Tisch. „Auch die wird es geben“, sagt Dietmar Dieckmann. Sie dürften nur nicht überwiegen, weil man dann gegen die Förderrichtlinien verstoße. „Wir haben hier keine Festhalle gebaut.“ Sondern eben einen Sportpark.
Warum der Sportpark Lohrheide für die Stadt Bochum ein Zuschussgeschäft wird
In diesem seien durchaus auch vereinzelte Konzerte denkbar. Aber eben auch nur dann, wenn zum Beispiel ohnehin der Austausch des Rasens anstünde, so Dieckmann. Was an Veranstaltungen überhaupt möglich ist, welche Miete man für welche Art von Event erhebt und welche personellen Kapazitäten nötig sind, werde aktuell in einem Betriebskonzept zusammengestellt. Darin geht es dann auch um die jährlich anfallenden Kosten. Klar ist schon jetzt: Das Betreiben des Sportparks wird für die Stadt ein Zuschussgeschäft sein. „Hier geh es um die Daseinsvorsorge“, so Dieckmann. Also um etwas, das dem Gemeinwohl und der Lebensentfaltung der Menschen dient.
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Grundsätzlich sei im Sportpark Lohrheide daher vieles möglich – natürlich auch für den Stadtteil. „Dieses Stadion kann alles“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk: „Von Publik-Viewing über Open-air-Kino bis hin zum beliebten Wattenscheider Adventssingen.“ Der Veranstaltungsbereich in der Westtribüne bietet Platz für bis zu 800 Personen und könne auch für bezirkliche Formate genutzt werden. „Und sei es ein Seniorennachmittag“, sagt Ute Feinweber.
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Von einer Verschwendung von Steuergeldern könne keine Rede sein, so Diekmann und Feinweber abschließend. Diese würden hier gezielt eingesetzt. Und auch die Kritik an falschen Versprechungen in Richtung Eventbühne weist die Stadt zurück. Allerdings steht dem der eigene Internetauftritt entgegen. „Geplant ist der Aus- und Umbau des Lohrheidestadions zur Eventbühne für nationale und internationale Sportereignisse und kulturelle Großevents“, ist dort nämlich zu lesen, wenn man nach Eventbühne Lohrheide sucht. Man schlage zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Stadt Bochum „bekommt einen weiteren Hotspot der Live-Kultur und wird zugleich auf der Landkarte des internationalen Sports wieder sichtbar“. Zudem werde „das Stadion durch den Umbau zu einer attraktiven Bühne für Kulturevents von überregionaler Bedeutung“.
Erinnerungen an Diskussion um Stadionsitze
Die Diskussion um die Eventbühne Lohrheide erinnert ein wenig an das Frühjahr, als es um die Farbauswahl der Stadionsitze ging. In einer Visualisierung, die in den Sozialen Medien verbreitet wurde, schienen diese in Blau und Weiß zu sein – die Vereinsfarben des Stadtrivalen VfL Bochum. In Wattenscheid mit den schwarz-weißen Nullneunern sorgte das natürlich sofort für Proteste. Die Emotionen kochten teils über. Als Höhepunkt stolperte der Bezirksbürgermeister Hans-Peter Herzog (SPD) über verharmlosende Aussagen und wurde abgewählt.
Viel Wirbel, am Ende um nichts. Erst nach ein paar Monaten schaffte es die Stadt, die Wogen zu glätten. Man habe sich ganz bewusst für zwei Blau- und zwei Grautöne entschieden, je einer heller und einer dunkler, um gemeinsam mit der Laufbahn ein stimmiges Bild zu haben. Diese wird künftig nämlich blau sein – internationaler Standard bei Leichtathletik-Wettkämpfen.