Bochum-Wattenscheid. Ein Wohnviertel in Bochum hat schon bessere Zeiten erlebt. Damit diese wieder rosig werden, soll nun ein Konzept her. Potenzial ist vorhanden.
Das Germanenviertel in Bochum-Wattenscheid ist mit 700 Wohnungen das Zuhause von vielen Menschen. Nur: Wirklich schön und wohnlich sieht es hier schon lange nicht mehr aus. Klaus Müller und Boris Klopsch sitzen auf einem asphaltierten Platz. Sie haben eine der wenigen Bänke im Viertel ergattert. Schräg gegenüber macht eine Mutter mit Kinderwagen eine Pause. Um sie herum liegen Bierflaschen, Zigarettenkippen und Müll. „So sieht das hier jeden Tag aus“, sagt Müller mit einer Spur Resignation in der Stimme. Er scheint wenig Hoffnung auf Besserung zu haben. Doch genau diese wird nun angestrebt – nicht nur an dieser Stelle, sondern im gesamten Viertel.
„Vernachlässigt“: In Bochumer Problemviertel soll jetzt was passieren
Das ist jedenfalls das erklärte Ziel der Bezirksvertretung Wattenscheid. Hans-Josef Winkler von der „UWG:Freie Wähler“ hat mit einem Antrag den Stein ins Rollen gebracht. Darin fordert die Fraktion, dass sich im Germanenviertel – umfasst Wikingerstraße, Frankenweg, Keltenweg und Sachsenring – dringend etwas tun muss. Dafür werden Sofortmaßnahmen vorgeschlagen: Mülleimer und Bänke für mehr Sauberkeit und Aufenthaltsqualität, ein Kinderspielplatz und ein Durchfahrverbot.
Das gelte schon jetzt, erklärt Hans-Josef Winkler bei einem Spaziergang durchs Viertel. „Es hält sich nur niemand daran. Poller werden einfach mit speziellen Schlüsseln entfernt.“ Die Siedlung wirke „vernachlässigt“, dabei sei die Ecke eigentlich „lebenswert“. Und Potenzial scheint tatsächlich vorhanden. Das Germanenviertel besticht vor allem durch viel Grün. Doch werden die Anlagen nicht in Schuss gehalten. Es sprießt allen orten. „Da müsste mal Grund reingebracht werden“, findet Winkler.
Dazu müssten jedoch auch erstmal die Zuständigkeiten geklärt werden. Dies sei vor Ort wohl das Hauptproblem. Die Eigentümersituation sei sehr komplex, so Winkler. „Dennoch trägt auch die Verwaltung eine Mitverantwortung dafür, den Menschen im Germanenviertel ein lebenswertes Umfeld zu schaffen. Spätestens dann, wenn Anwohner selbst Mülleimer im öffentlichen Raum aufstellen, um der Vermüllung entgegenzutreten, muss gehandelt werden.“
Das sehen auch die übrigen Mitglieder der Bezirksvertretung Wattenscheid so und wollen einem Vorschlag von Rolf Heyer (FDP) folgen. Dieser findet das Ansinnen von „UWG:Freie Wähler“ zwar richtig, letztlich aber zu kurz gedacht. Ihm schwebt eine richtige städtebauliche Sanierung des Germanenviertels vor. Also nicht nur an einigen Stellen punktuell etwas verbessern, sondern die Siedlung im großen Stil auf Vordermann bringen.
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Dazu gebe es formelle Instrumente und Verfahren und sicherlich auch Fördertöpfe, die man anzapfen könne, weiß Heyer, der vom Fach ist. Er kam 2014 von NRW.Urban zur Bochumer Wirtschaftsentwicklung. Der Stadtentwickler hat großen Anteil an der Umwandlung der früheren Opel-Flächen in Laer – eine der ganz großen Erfolgsgeschichten in Bochum. 2020 ging Heyer in den Ruhestand.
„Das wird kein 100-Meter-Sprint, sondern eher ein Marathon.“
Nun setzt er sein Know-how in der Bezirksvertretung ein. Heyer weiß, dass so ein städtebauliches Konzept nicht mal eben erstellt ist. „Wir müssen mit der Verwaltung über die Vorgehensweise reden und gemeinsam das Projekt über die nächsten Jahre zum Laufen zu bringen.“ Dazu brauche es auch die Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer. „Das wird kein 100-Meter-Sprint, sondern eher ein Marathon. Aber wenn wir wollen, können wir das auch schaffen.“ Wichtig sei in jedem Fall ein funktionierendes Stadtteilbüro als Anlaufstelle und für die Diskussionsprozesse.
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In der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung (Dienstag, 10. September, 15 Uhr, Rathaus Wattenscheid) soll nun gemeinsam ein Prüfauftrag an die Verwaltung auf den Weg gebracht werden. Hans-Josef Winkler will darin allerdings weiterhin auch seine Forderung nach Sofortmaßnahmen für das Germanenviertel verankert wissen. „Es muss auch jetzt schon was getan werden“, findet er. Dazu soll nach Meinung der „UWG:Freie Wähler“ die Bezirksvertretung 30.000 Euro für einen Kinderspielplatz und 15.000 Euro für Bänke und Abfallbehälter aufbringen.