Essen. Netzsperren im Kampf gegen Kinderpornographie: Eine CDU-Politikerin hat jetzt erklärt, wie das funktionieren soll. Effektiv ist das allerdings nicht. Da hilft nur eins: Ursula von der Leyen muss am nächsten Girls' Day dringend ein Praktikum machen. Bei Leuten, die sich mit sowas auskennen.
Lang hat’s gedauert, aber jetzt habe ich endlich verstanden, warum unsere Regierung so versessen auf die Sperrung von Internetseiten ist. Die Löschung kinderpornographischer Seiten müsste viel effektiver sein als eine umgehbare Sperre, nahm ich ganz naiv an. Aber ich hatte dabei nicht die Umwege bedacht, die unsere in Schilda geschulten Behörden nehmen würden.
Frau Dr. Krogmann, Geschäftsführerin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, hat das daher auf abgeordnetenwatch.de mal für Machbarkeitsgläubige wie mich erklärt: Wenn das BKA auf eine Seite aufmerksam wird, die auf einem ausländischen Server liegt, dann kontaktieren sie nicht etwa den Webhoster direkt. Nein, dazu hat man viel zu viel „Achtung vor der Souveränität der Staaten“ und wendet sich daher an die „dafür vorgesehenen internationalen Organisationen“.
So effizient wie ein berittener Bote
Dieses bürokratische Ungeheuer leitet den Hinweis dann auf unter Achtung sämtlicher Souveränitätsaspekte irgendwann an die Polizeibehörde des anderen Staates weiter. Weil das aber ungefähr so effizient ist, wie einen berittenen Boten mit einer Depesche von Oslo nach Mailand zu schicken, ist die fragliche Seite bis dahin meist schon mehrfach umgezogen.
Wenn Banken hingegen eine Seite entdecken, die Kontodaten ihrer Kunden ausspäht, dann machen sie gewaltig Dampf. Und zwar ganz direkt. Nicht bei den vorgesehenen, sondern bei den zuständigen Stellen.
Dementsprechend dauert es laut einer aktuellen Studie der Universität Cambridge im Schnitt nur vier Stunden, bis eine Phishing-Seite vom Netz genommen wird, aber ganze 30 Tage bis die Kinderpornographie verschwunden ist.
Wie wäre es also mit einem Praktikum für Ursula von der Leyen bei einer Bank? Vielleicht am nächsten Girls Day?