Kreis Wesel. Am 28. Februar 2020 wurde im Kreis Wesel der erste Corona-Fall bestätigt – seitdem ist viel passiert. Die lokale Chronik einer Pandemie.

Die Corona-Pandemie begleitet den Kreis Wesel nun seit einem Jahr – Ende Februar 2020 wurde in Kamp-Lintfort der erste Fall bestätigt. Seitdem ist viel passiert: Auf den ersten Lockdown folgte eine Phase der Entspannung im Sommer, bis die Zahlen im Herbst wieder anstiegen – und Deutschland in den zweiten Lockdown ging. Wir haben die wichtigsten Ereignisse im und für den Kreis Wesel in unserer Chronik des Corona-Jahres zusammengefasst.

28. Februar 2020 – Der erste Corona-Fall im Kreis Wesel

Es ist später Freitagnachmittag, als das Kreisgesundheitsamt den ersten bestätigten Corona-Fall im Kreis Wesel vermeldet. Eine Frau aus Kamp-Lintfort hat sich angesteckt – und die Verbindung führt in den Kreis Heinsberg, wo es wenige Tage zuvor die ersten Covid-19-Fälle überhaupt in NRW gegeben hatte. Die Frau steckte sich dort wohl bei einer Freundin an. Weil die Kamp-Lintforterin in der Verwaltung des St. Bernhard-Hospitals arbeitet, sind die Sorgen groß, dass sie die Krankheit schnell weiterverbreitet hat. Die Sorge erfüllt sich zum Glück nicht, doch 40 Kontaktpersonen der Frau müssen in Quarantäne. Ein Jahr danach liegt die Zahl der bestätigten Corona-Fälle im Kreis Wesel bei mehr als 11.600 Fällen.

8. März 2020 – In Wesel macht die erste Schule dicht

Es dauert nicht lange, da erreicht Corona die erste Schule: Am Andreas-Vesalius-Gymnasium in Wesel gibt es einen „begründeten Verdachtsfall“ unter den Lehrern, die Schule wird für mehrere Tage dicht gemacht. Das ist nur ein Vorgeschmack: Nur wenige Tage später schließen alle Schulen in NRW für mehrere Wochen.

18. März 2020 – Corona-Abstrichzentren in Moers und Dinslaken starten mit Problemen

Wer hat Covid-19 – und wer nur eine einfache Erkältung? Vor allem in den Anfangstagen der Pandemie ist die Unsicherheit groß, viele Menschen sind gerade erst aus dem Skiurlaub gekommen. Ein wenig Licht ins Dunkel sollen die Abstrichzentren bringen, die der Kreis an der Trabrennbahn in Dinslaken und am Bethanien-Krankenhaus in Moers einrichtet. Gleich am ersten Tag bilden sich lange Schlangen. Nur wenige Tage später sind die Zentren erstmal wieder dicht, weil die Laborkapazitäten nicht ausreichen.

19. März 2020 – Dinslakener Pflegerinnen und Pfleger erobern die Herzen

Dieses Foto hat das Pflegepersonal im St. Vinzenz-Hospital in Dinslaken aufgenommen.
Dieses Foto hat das Pflegepersonal im St. Vinzenz-Hospital in Dinslaken aufgenommen. © St. Vinzenz-Hospital | Matthias Russ

Die Pandemie schreibt auch viele menschliche Geschichten, wie die der Pflegerinnen und Pfleger aus Dinslaken. „Zeigt Solidarität. Wir bleiben für Euch hier. Bitte bleibt Ihr für uns zuhause“: Ein Foto von der Intensivstation des Vinzenz-Hospitals geht durchs Internet. Damit verbunden war auch die Hoffnung, dass von der Anerkennung, die Pflegeberufe plötzlich bekommen haben, auch etwas bleibt.

21. März 2020 – Die ersten Corona-Infizierten sterben

Kaum vier Wochen nach dem ersten Fall, versterben die ersten Corona-Infizierten aus dem Kreis – am 21. und 22. März werden zwei Todesfälle bestätigt. Es handelt sich um einen 85 Jahre alten Mann aus Dinslaken und einen 78-Jährigen aus Kamp-Lintfort. Mittlerweile hat Corona 207 Todesopfer im Kreis gefordert. Der Großteil der Verstorbenen ist älter als 70.

22. März 2020 – Der erste Lockdown beginnt

Die Infektionszahlen steigen, der erste Corona-Lockdown beginnt. Auch Schulen und Kitas werden schon ein paar Tage eher geschlossen, Kontakte auf ein Minimum reduziert. Während das öffentliche Leben zum Erliegen kommt, beginnen in Supermärkten die Hamsterkäufe. Restaurants, Cafés und Kneipen sind ebenfalls dicht.

27. April 2020 – Landesweite Maskenpflicht

Bis Ende April sinkt die Zahl der Neuinfektionen im Kreis Wesel und in ganz Nordrhein-Westfalen deutlich. Infolge der positiven Entwicklung lockert NRW seine Corona-Maßnahmen. Der Unterricht für Abschlussklassen wird wieder aufgenommen, erste Geschäfte dürfen wieder öffnen. Um das Erreichte nicht zu gefährden, führt NRW am 27. April eine landesweite Maskenpflicht unter anderem beim Einkaufen ein – sie gilt bis heute.

3. Mai 2020 – Der erste Lockdown endet

Die Corona-Pandemie scheint vorerst unter Kontrolle. Am 3. Mai endet der erste Lockdown. Die Landesregierung beginnt mit der schrittweisen Öffnung von Schulen und Kitas. Zudem dürfen Bürger wieder ihre Angehörigen in Alten- und Pflegeheimen besuchen. Um einen erneuten Lockdown zu vermeiden, einigen sich Bund und Länder auf den Grenzwert 50. Nur Kreise und Städte, die eine höhere Inzidenz aufweisen, müssen künftig mit verschärften Corona-Maßnahmen rechnen. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis Wesel liegt an diesem Tag bei 7,0.

25. Juni 2020 – Corona-Ausbruch in einer Dönerfabrik in Moers

Im Frühjahr sinken die Corona-Zahlen weiter: Mitte Mai liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 1,7 – es haben sich kreisweit also weniger als zwei Menschen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche infiziert. Doch wie fragil die Situation ist, zeigt sich schnell. Denn Ende Juni spitzt sich die Lage plötzlich wieder zu. Der Grund: Ein Ausbruch bei den Mitarbeitern eines Dönerproduzenten in Moers. Mehr als 80 Fälle werden dort verzeichnet, sogar die Angst vor einem lokalen Lockdown geht um. Soweit kommt es nicht – und die Infektions-Werte sind letztlich mit denen, die im Herbst auf uns zukommen, nicht im Ansatz vergleichbar.

12. August 2020 – Schulstart mit Maskenpflicht

Nach den Sommerferien geht die Schule wieder los – mit Maskenpflicht und Präsenzunterricht. In der Augusthitze ist das nicht nur für Schülerinnen und Schüler eine große Herausforderung, an manchen Schulen gab es schon am ersten Tag hitzefrei.

20. Oktober 2020 – Der Kreis Wesel wird zum Corona-Risikogebiet

Nachdem der weitere Sommer ruhig verlaufen war, ziehen spätestens im Oktober die Infektionszahlen wieder deutlicher an – bis der Kreis letztlich die Schwelle von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner erreicht und zum Risikogebiet erklärt wird, wie rasch ganz NRW. Unter anderem Dinslaken und Moers führen eine Maskenpflicht in der Innenstadt auch im Freien ein.

2. November 2020 – Der Lockdown „light“ geht los

Das öffentliche Leben kommt erneut zum Erliegen. Kneipen und Restaurants, Fitnessstudios und Zoos werden komplett geschlossen. Der Karneval fällt sowieso aus. Lockdown „light“ ist die Parole der Politik. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis steigt dennoch über Wochen an, der Höchstwert von 202,0 wird Ende November erreicht.

16. Dezember 2020 – Ganz Deutschland geht in den zweiten Lockdown

Die Moerser Innenstadt im Lockdown.
Die Moerser Innenstadt im Lockdown. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Doch der „Lockdown light“ zeigt nicht die erhoffte Wirkung: Auch im Kreis Wesel bleiben die Infektionszahlen Anfang November auf einem sehr hohen Niveau. Bund und Länder verschärfen die Corona-Regeln. Am 16. Dezember beginnt der zweite Lockdown. Kita-Kinder sollen nach Möglichkeit zuhause bleiben, auch die Schulen wechseln wieder Schritt für Schritt in den Distanzunterricht.

27. Dezember 2020 – Erste Impfungen in den Altenheimen

Nach Weihnachten kommt ein wenig Hoffnung auf: Die Impfungen in den Altenheimen beginnen. Im Kreis macht das Seniorenstift Bethanien in Moers den Anfang, 180 Bewohner werden am ersten Tag geimpft. Die 82-jährige Karin Gauss gehört zu den ersten Geimpften. Sie freut sich vor allem auf den Tag, „an dem ich meine Enkelkinder und Urenkel wieder in den Arm nehmen darf“.

8. Februar 2021 – Das Impfzentrum nimmt seinen Betrieb auf

Nun beginnen auch die Impfungen im Impfzentrum in der Niederrheinhalle in Wesel – mit einer Woche Verzögerung und einen Tag nach dem heftigen Wintereinbruch am Niederrhein. Trotzdem geht der Start glatt. Das war im Vorfeld anders. Bei der Vergabe der Impftermine kommt es zu Frustration und Chaos, viele ältere Menschen haben große Probleme, überhaupt einen Termin zu bekommen.

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28. Februar 2021 – Wie geht es weiter?

Ein Jahr nach dem ersten Fall in Kamp-Lintfort ist die Corona-Krise auch im Kreis Wesel längst nicht ausgestanden. Die Zahl der Neuinfektionen ist zwar deutlich zurückgegangen und die Inzidenz liegt seit einigen Tagen im Bereich um 50, die Grundschulen haben wieder geöffnet. Doch Sorgen bereiten vor allem die Virus-Mutationen, in Moers und Hamminkeln wurde die britische Variante bereits nachgewiesen.