Dinslaken/Voerde. In Dinslaken und Voerde stößt die Maskenpflicht meist auf Zustimmung. Allerdings gibt es noch offene Fragen auf Seiten der Händlerschaft.
Bärbel Spickermann reckt hinter der Verkaufstheke des Reformhauses Bacher an der Neustraße beide Daumen in die Höhe. Gerade hat sie gehört, dass in NRW ab Montag eine Maskenpflicht gilt. „Das finde ich gut“, sagt sie. So wie die Angestellte reagieren viele Menschen, die wir in der Innenstadt befragt haben, auf den Beschluss - es gibt aber auch viele offene Fragen.
Das sagen Händler in der Dinslakener Innenstadt
Auch Kerstin Kujawski vom Strumpfgeschäft Monika T. lächelt angesichts des Meinungsumschwungs der Landesregierung. Das kann man sehen, weil sie kurz ihren gestreiften Mund-Nasen-Schutz abgenommen hat. Die selbstgenähten Masken seien nämlich „ganz schön dicht“, wie sie sagt, das lange Tragen ungewohnt. „Es wäre schön, wenn es wieder die dünnen Einmal-Masken zu normalen Preisen zu kaufen gäbe“, wünscht sie sich. Sehr viele Kunden kämen derzeit noch ohne Mund-Nasen-Schutz ins Geschäft, sagt sie und fragt sich, wer ab Montag nachhalten soll, dass die Regelung eingehalten werde. Die Händler seien schließlich auf Kundschaft angewiesen und wollten diese nicht aus dem Laden schicken. Jessika Rose, Angestellte bei Risse, freut sich, dass ihre Kunden sich schon jetzt sehr diszipliniert verhalten - sie hat den Eindruck, dass schon jetzt einige Maske tragen, auch ohne Pflicht.
Bei Hussel sind die Angestellten uneins. Eine Kollegin mag keine Maske tragen, eine andere hat ohnehin Atemwegsprobleme. Sie benutzt lieber einen Schal als Schutz – fühlt sich aber damit auf jeden Fall sicherer.
Laura Böninger, Inhaberin von „La Chambre belle“ kann „beide Seiten verstehen“ - Maskenpflicht-Befürworter und -Gegner. „Wenn man keine Erkältung hat, den Sicherheitsabstand von zwei Metern einhält und nicht zur Risikogruppe gehört, sollte es jedem selber überlassen sein.“ Ansonsten hält sie einen Mundschutz für „durchaus sinnvoll“. Allerdings: „Wenn man eine Maskenpflicht einführt, sollte auch eine Versorgung gewährleistet sein, die ich momentan noch nicht sehe.“ Ob Einzelhändler ab Montag Masken für Kunden vorhalten müssen, dazu habe sie keine Info. Das sei aber wegen der Beschaffung und der Kosten schwierig.
Das sagen Passanten in Dinslaken
Andrea Kertscher ist mit ihrem Partner auf der Neustraße unterwegs - eine der wenigen mit Maske. „Ich finde das auf jeden Fall gut“, sagt sie - „schon zum eigenen Schutz“. Annika Massenberg ist „zwiegespalten“, wie sie sagt. „Wenn andere Schutzmaßnahmen dann nicht vernachlässigt werden“, kann sie sich mit der Maskenpflicht anfreunden. Wobei sie aus eigener Erfahrung – sie hat in einem Labor gearbeitet – weiß, dass Masken „alles andere als bequem“ sind. Auch an der Haltestelle der Straßenbahn an der Stadtbibliothek ein gemischtes Bild: eine Dame mit und zwei Herren ohne Maske. Sie trage ohnehin einen Mundschutz, deswegen berühre sie die Maskenpflicht nicht, sagt die Frau. „Warum nicht“ ist der Kommentar der Männer zur neuen Regelung. Allerdings, wendet einer ein, müsse dann auch der Bedarf an Masken gedeckt werden können.
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Edeka: Was gilt für die Mitarbeiter?
Nach der Nachricht, dass auch in NRW ab Montag, 27. April, die Pflicht besteht, beim Einkaufen einen Mund-Nasenschutz zu tragen, stellt sich für Andre Stepper, Inhaber der Edeka-Märkte in Friedrichsfeld und Spellen, die Frage der Kontrolle. Um zu verhindern, dass Kunden ohne Maske in seine Geschäfte gehen, müsste er einen Mitarbeiter abstellen, der dies am Eingang überprüft. Die Beschäftigten an der Kasse könnten dies nicht tun. Und jemanden ohne Mund-Nasenschutz wieder hinaus zu komplementieren, wenn er schon im Laden ist, sei schwierig, sagt Stepper.
Offen war für ihn am Mittwoch, als die in NRW geplante Maskenpflicht öffentlich wurde, ob die Vorgabe auch für seine Mitarbeiter gilt, denen er dies bisher freigestellt habe.
Stepper, der Mundschutz grundsätzlich für ein hilfreiches Instrument hält, sieht hier einen Zwiespalt: Würde die Auflage für die Beschäftigten im Einzelhandel nicht gelten, fragt er sich, wie das dem Kunden vermittelt werden soll. Auf der anderen Seite bewertet er einen verpflichtenden Mundschutz für seine Mitarbeiter als kritisch. Nach der Empfehlung der Kanzlerin vor einer Woche hatte eine Beschäftigte dies einmal durchgespielt. Beim Einräumen der Molkereiprodukte trug sie drei, vier Stunden einen Mundschutz. Danach schilderte sie die Probleme: Luftnot und beschlagene Brille, wie ihr Chef berichtet. Andre Stepper führt zudem die schon jetzt wegen des vorgegebenen Mindestabstands von 1,50 Metern schwierige Verständigung an der Bedientheke vor allem bei älteren Kunden, die einen Mundschutz tragen, an. Wenn für die Mitarbeiter auch eine Maskenpflicht gilt, würde sich dieses Problem seiner Einschätzung nach noch verstärken.
20.000 Masken geordert
Stepper hat sich angesichts der bald geltenden neuen Verordnung bei einer Bestellaktion von Edeka-Kollegen – darunter auch das E-Center Wendorf in Voerde – eingeklinkt und insgesamt 20.000 Masken zum Verkauf an seine Kunden in Friedrichsfeld und Spellen geordert. Wann diese geliefert und von welcher Qualität diese sein werden, dazu konnte er am Mittwoch noch nichts sagen. Für seine Mitarbeiter seien noch Masken vorhanden, diese wurden von Edeka bereitgestellt.
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Das sagen die Kommunen
Das Ordnungsamt der Stadt Dinslaken wird die Einhaltung der Maskenpflicht in den Geschäften bei den üblichen Kontrollgängen überwachen, bestätigt die Stadtverwaltung. Ein möglichst geschlossenes Vorgehen der staatlichen Ebenen im Umgang mit der Pandemie sei „von zentraler Bedeutung für die Akzeptanz politischer Entscheidungen. Deswegen hat Dinslaken auch bisher keine Alleingänge unternommen“, so Bürgermeister Michael Heidinger. Eine über die Landesvorgaben hinaus gehende Maskenpflicht sei hier kein Thema.
Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann begrüßt die bevorstehende Einführung einer Mundschutzpflicht auch in NRW. Damit sei ein einheitliches Vorgehen innerhalb des Landes und durch die erfolgte Abstimmung mit den benachbarten Bundesländern auch länderübergreifend gesichert. Die Entscheidungen der Politik würden durch die Bevölkerung dadurch nachvollziehbarer und deren Verbindlichkeit angemessen bewertet. Zudem stelle das Tragen eines Mundschutzes einen zusätzlichen Schutz dar, bedeute jedoch nicht, „dass die Regeln für den Aufenthalt in der Öffentlichkeit aufgeweicht oder aufgehoben werden“, mahnt Haarmann. Auch bleibe es wichtig und entscheidend, die vorgegebenen Abstände einzuhalten.
Nicht abschließend beantwortet werden könne, ob auch für die Mitarbeiter in den Geschäften eine Maskenpflicht gilt. „Ich gehe aber davon aus, dass die Beschäftigten den Mundschutz von sich heraus beziehungsweise auf Anordnung ihrer Chefs tragen werden. Letztlich kann auch der Kunde darauf setzen, seinerseits geschützt zu werden, indem das Gegenüber ebenfalls einen Schutz trägt“, sagt Haarmann.
Für die Überprüfung der neuen Vorgabe durch den Ordnungsdienst der Stadt sieht er aktuell nicht die Notwendigkeit, das Personal erneut aufzustocken. „Im Rahmen der täglichen Kontrollen wird bereits jetzt auch der Einzelhandel in den Blick genommen.“ Wie Verstöße gegen die Maskenpflicht gegenüber Ladeninhabern und/oder Kunden geahndet werden sollen, dazu lägen der Stadt noch keine Erkenntnisse vor. „Der landesweit geltende Bußgeldkatalog müsste erweitert werden“, erklärt Haarmann.