An Rhein und Ruhr. Viele Menschen sind in der Corona-Krise auf der Suche nach einem Produkt: Toilettenpapier. Doch woran liegt es, dass viele Regale leer sind?

Waren die Toilettenpapier-Hamsterkäufer am Ende doch die Schlauen? „Tut mir leid, aber wir wissen auch nicht, wann die nächste Lieferung eintrifft. Kommen Sie doch morgen Vormittag noch mal vorbei.“ Diese Antwort hört man derzeit immer wieder bei Aldi, Lidl, Rewe oder Edeka, wenn die Kunden vor leeren Regalen stehen. Angeblich sollen die Lager doch voll sein, beteuern die Händler immer wieder. Trotzdem sind Hygieneartikel im Moment so gut wie verschwunden.

Woran liegt das und was machen die vielen Menschen, die es sich aus unterschiedlichen Gründen nicht leisten können, mehrmals täglich in einem Laden nach Toilettenpapier zu fragen. Wir haben keinen Versorgungsengpass in unserem Land, unterstreicht NRW-Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser zum Einkaufsverhalten in der Corona-Krise. Sie fordert die Menschen in NRW auf, "solidarisch und besonnen zu sein".

"Dominoeffekt bei den Hamsterkäufen"

Genau da, erklärt Marc Heistermann vom Handelsverband NRW, liege aber derzeit das Problem. „Es gibt im Moment einen Dominoeffekt bei den Hamsterkäufen“, so der Geschäftsführer. Einige wenige würden das Toilettenpapier aufkaufen und zuhause horten, so dass Kunden, die eigentlich nur eine übliche Menge kaufen wollen, vor leeren Regalen stehen. „Das bewirkt, dass sie beim nächsten Einkauf auch mehr kaufen, weil sie glauben, dass eine Knappheit besteht“, erklärt Heistermann. Diese Kettenreaktion sei schwierig zu stoppen. „Sie können noch so viel Toilettenpapier anliefern, die Regale sind innerhalb weniger Minuten leer, wenn einige Kunden direkt wieder sehr viele Packungen in den Einkaufswagen legen.“

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Genügend Material sei in jedem Fall vorhanden. „Ein Drittel der bundesweiten Toilettenpapier-Produktion findet hier in NRW statt, sie haben alle ihre Produktion hochgefahren“, sagt Heistermann. Normalerweise werde Toilettenpapier aber nur ein bis zwei Mal pro Woche an die Märkte geliefert, anders als beispielsweise Frischwaren, die täglich kommen. „Der Turnus ist ein anderer, die meisten Märkte haben das aber in den vergangenen Tagen geändert und bekommen nun häufiger Nachlieferungen“, so der Geschäftsführer. Dazu komme aber, dass die Ware dann auch regelmäßiger ausgefahren und nachgeräumt werden müsse.

Bei Edeka hat man nachjustiert

Bei Edeka, so Sprecherin Julia Denkert, habe man „nachjustiert“, um das gesteigerte Bedürfnis der Kunden nach bestimmten Produkten bedienen zu können. Neben Hygieneartikeln gehe es vor allem um haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Mehl und Hefe. Auch hier sei es zu Lücken in den Regalen gekommen. Die Versorgung sei aber weiterhin gut. „Aufgrund der deutlich erhöhten Kundennachfrage haben wir, wo es nötig und möglich war, auch zusätzliche Mitarbeiter eingestellt“, so Denkert. Das gelte sowohl für das Lager als auch für die Logistik und die Märkte.

Auch bei Rewe und der Discounter-Tochter Penny führt die sprunghafte erhöhte Nachfrage dazu, dass stellenweise kein Toilettenpapier mehr vorhanden ist. Die Frequenz der Belieferung der Märkte, erklärt Sprecherin Kristina Schütz, sei mittlerweile bundesweit erhöht worden. „In dieser Ausnahmesituation arbeiten alle Bereiche am Limit und darüber hinaus“, so Schütz. „Sie können sicher sein, dass unsere Kolleginnen und Kollegen in den Märkten, Lägern und Zentralen mit äußerstem Einsatz arbeiten, um die Voraussetzungen zu schaffen, damit alle Regale immer so kurzfristig wie möglich wieder aufgefüllt werden können.“

Leichte Entspannung in den Märkten

Seit Wochenanfang, so die Sprecherin, beobachte man, dass sich die Nachfrage und das Kaufverhalten der Kunden ein Stück weit entspannt haben. „Trotzdem liegen wir immer noch auf einem überdurchschnittlichen Niveau“, so Schütz.

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Einige Supermärkte sind aufgrund einiger Hamsterkäufer schon vor Tagen dazu übergegangen, nur noch handelsübliche Mengen pro Person zu verkaufen oder Ware für den Nachmittag zurückzubehalten, damit auch Berufstätige noch etwas bekommen. Einzelne Edeka-Märkte haben bereits spezielle Öffnungszeiten für Senioren ab 65 Jahren und Menschen, die zur Risikogruppe zählen. Heistermann rät den Kunden, sich die eigenen Vorräte zuhause genau anzuschauen und zu überlegen, was wirklich gebraucht werde und nicht schon im Übermaß vorhanden sei. „Die Kunden werden ja auch weiterhin einkaufen können, so dass kein Anlass zum Horten besteht.“