Rees. Bäume erinnern in Rees an die historischen Stadttore. Vor dem Falltor ist das Baumtor jedoch irreparabel geschädigt. Eine Alternative soll her.
Sechs Stadttore dienten in früherer Zeit als Eingänge in das befestigte Rees. Die historischen Bauwerke sucht man heute im Stadtkern vergebens, wurden sie doch entweder gemeinsam mit der Stadtmauer abgerissen oder beim Luftangriff der Alliierten im Zweiten Weltkrieg vor 80 Jahren zerstört. An die Standorte der historischen Stadttore erinnern zumindest teilweise noch Straßennamen, Informationstafeln, kleine Plaketten – und Bäume.
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Diese Platanen und Linden wurden Ende der 1980er Jahre im Zuge der sogenannten Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen als Baumtore gepflanzt, um die ungefähren Standorte der früheren Stadttore zu dokumentieren. Wer mit offenen Augen durch den Reeser Stadtkern läuft oder fährt, kann diese Baumtore besonders gut im Bereich Vor dem Delltor in Höhe des alten Postgebäudes und Vor dem Falltor nahe dem Städtischen Koenraad Bosman Museum erkennen.

Bäume sind nicht mehr verkehrssicher
Die Tage der beiden Bäume, die den Standort des historischen Falltors zeigen sollen, sind allerdings gezählt. „Dieses Tor macht uns ziemliche Probleme, weil die Bäume groß geworden sind und in extrem schmalen Baumbeeten sitzen“, sagte Fachbereichsleiterin Elke Strede im Ausschuss für Umwelt, Planung, Bau und Vergabe. Die sehr beengten Platzverhältnisse hätten die Bäume, deren Wurzelwerk sich über die Jahre ausgedehnt hat, schwer geschädigt.
Sechs historische Stadttore
Das Falltor wurde nach Angaben der Stadt Rees erstmals 1342 als „Valporte“ erwähnt. Es bildete den nordöstlichen Zugang zur Stadt über den alten Rheindamm, was auch seinen alten Namen Walltor erklärt. Die älteste Ansicht der Stadt zeigt das Tor als schlichten Viereckbau mit Doppeltoranlage. Seit dem 17. Jahrhundert wurde das Tor Falltor genannt. Der Abriss erfolgte ab 1835 mit der landseitigen Stadtmauer.
Als weitere Eingänge zur Stadt dienten früher das Rhinwicker Tor, das Rheintor, das Wassertor/Waterport, das Krantor und das Delltor. Nähere Informationen zu den einzelnen Toren hat die Stadt Rees auf ihrer Homepage unter stadt-rees.de/tourismus-freizeit/sehenswuerdigkeiten/historische-stadtumwehrung/historische-stadttore zusammengetragen.
Die Baumkontrolleure des Baubetriebshofs stellten laut der Stadt Rees im vergangenen Herbst „eine eingehende Fäule am Stammfuß“ fest. „Der Stamm bietet nur noch eine Restwandstärke von der Hälfte des Durchmessers und ist somit nicht mehr verkehrssicher.“ Das Baumtor müsse noch im Februar 2025 gefällt werden, damit kein schwerer Schaden für Nachbarbebauung, Museum und unterirdische Versorgungsleitungen entstehe, so die Verwaltung. Der Ausschuss unterstützte einstimmig die notwendige Entfernung. Statt Bäumen soll der Bauhof an dieser Stelle die Beete mit Staudenpflanzen attraktiv gestalten, kündigte Elke Strede an.

VVV beschäftigt sich bereits länger mit den Stadttoren
„Wir wollen aber die Stadtgeschichte und das Thema der historischen Stadttore weiterhin erlebbar machen und im Bewusstsein halten“, betonte die Leiterin des Fachbereichs Planen, Bauen und Umwelt. Und hier kommt der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Rees ins Spiel. Der Verein beschäftigt sich bereits seit einigen Monaten mit möglichen Darstellungen der früheren Stadttore. „Weil uns aufgefallen ist, dass kaum ein Reeser weiß, wo die sechs Tore standen“, stellte VVV-Schriftführer Dirk Kleinwegen im Gespräch mit der NRZ fest.
„Uns ist aufgefallen, dass kaum ein Reeser weiß, wo die sechs Tore standen“

Zunächst hatten die Ehrenamtlichen das Rheintor in den Blick genommen und mit dem Reeser Künstler und Stadtplaner Michael Hoffmann einen ersten Entwurf für ein Bauwerk erarbeitet, das die Straße überspannt hätte. Die Idee wurde jedoch verworfen, da hohe Fahrzeuge möglicherweise nicht mehr hätten durchfahren können.
Michael Hoffmann, der im Januar 2024 im Alter von 80 Jahren verstarb, hatte die Umgestaltung der Reeser Innenstadt im Rahmen der Wohnumfeldverbesserung nachhaltig geprägt und mit seinen Entwürfen maßgeblich zur Errichtung des Rheinparks, des Bürgerhauses und der Neugestaltung des Marktplatzes sowie aller Straßen und Wege im historischen Zentrum beigetragen.
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Stelen aus Cortenstahl als Idee
Auch mit weiteren Künstlern und der Stadt Rees tauschte sich der Verkehrs- und Verschönerungsverein für das Projekt der Stadttore aus. „Eine Idee für den Standort des historischen Falltors sind zwei Stelen aus Cortenstahl, die im oberen Bereich gebogen sind und beleuchtet werden“, sagte Dirk Kleinwegen, der das Projekt für den VVV betreut. Eine ähnliche Stele mit warmer, rostig-brauner Oberfläche wurde an der Buswendeanlage in Millingen aufgestellt. „Wir haben diesen Vorschlag aber noch nicht durchdiskutiert“, so Kleinwegen.

Elke Strede sagte im Ausschuss, dass die Verwaltung noch keinen Zeitplan entwickelt habe. Sie äußerte aber die Hoffnung, eine Symbolisierung des früheren Falltors bis zum 800-jährigen Jubiläum der Stadt Rees im Jahr 2028 umsetzen zu können. Grünen-Fraktionschef Helmut Wesser sprach sich dafür aus, einen „offenen Ideenwettbewerb“ zu initiieren, bei dem „gerne auch der VVV etwas einreichen, aber jedermann sich beteiligen kann“. Darüber werde die Verwaltung nachdenken, so Strede.