Rees-Millingen. Die L458n wird die neue Umfahrung von Rees-Millingen. Wann der Bau beginnen soll und welche Arbeiten die Bahn aktuell bereits erledigt.

Der Start für eines der jahrelang geplanten Verkehrsbauprojekte, die den Reeser Ortsteil Millingen deutlich verändern werden, ist konkret terminiert. Die Bauarbeiten für die neue Umgehungsstraße L458n sollen in den Sommerferien 2025 beginnen, wie der Landesbetrieb Straßenbau NRW (Straßen NRW) jetzt auf NRZ-Anfrage mitteilte. Die Maßnahme steht im direkten Zusammenhang mit dem dreigleisigen Ausbau der Betuwe-Linie, in dessen Zuge unter anderem der Bahnübergang an der Anholter Straße/Hauptstraße in Millingen geschlossen wird.

Bahnübergang Anholter Straße/Hauptstraße in Millingen
Der Bahnübergang an der Anholter Straße/Hauptstraße in Millingen soll geschlossen werden. Dafür wird die Umgehungsstraße L458n gebaut. © NRZ | Niklas Preuten

Brücke über Bahngleise wird zuerst gebaut

Nachdem Straßen NRW im vergangenen Jahr als vorbereitende Maßnahmen für den Bau der Umfahrung und des Kreisverkehrs an der Schützenwiese bereits zwölf Eschen und drei Ahorne auf einer Fläche der Stadt Rees gefällt hatte, rücken nun die eigentlichen Straßenbauarbeiten näher. „Am 11. Februar soll der erste Bauvertrag für die Maßnahme veröffentlicht werden. Das ist sozusagen der Startschuss für die Maßnahme L458n Anholter Straße in Rees-Millingen“, sagte Straßen-NRW-Sprecher Gregor Hürter.

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Der Landesbetrieb wird das Großprojekt demnach mit dem Bau der Brücke über die vorhandenen Bahngleise inklusive der dazugehörigen Straßendämme starten. „Um nicht in zeitliche Bedrängnis mit den vorgegebenen Sperrpausen der Bahn zu kommen, hat man sich dazu entschlossen, mit dem Bauwerk zu beginnen“, erklärte Hürter. „Zielsetzung ist, bereits in den Sommerferien mit den Arbeiten in der Örtlichkeit anzufangen.“ Ausweislich des Sperrpausenkalenders der Deutschen Bahn ist die gesamte Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen in diesem Jahr unter anderem vom 28. Juni bis 24. August und vom 20. Oktober bis 2. November komplett gesperrt.

Buswendeschleife in Millingen
Die Buswendeanlage in Millingen ist fertig, wird aber noch nicht angefahren. © NRZ | Niklas Preuten

Trassenverlauf der L458n

Die neue Landesstraße 458 führt bekanntlich zukünftig auf einer Länge von rund 1,3 Kilometern nördlich des Millinger Ortskerns zwischen zwei neu zu bauenden Kreisverkehren nahe der Schützenwiese und dem Sitz des Unternehmens Vierhaus. Konkret sieht die Planung vor, dass der eine Kreisverkehrsplatz ungefähr am Knotenpunkt von Millinger Straße und Bruchstraße errichtet wird. Die Trasse verläuft dann über eine erste Brücke, die die Bahnlinie kreuzt. Diese Straßenüberführung soll laut Straßen NRW als Erstes gebaut werden.

Buswendeanlage bereits fertig

Weil durch die geplante Schließung des Bahnübergangs an der Anholter Straße/Hauptstraße keine Durchfahrt für Fahrzeuge im Millinger Ortskern mehr möglich sein wird, müssen die Buslinien neu festgelegt werden. In diesem Zuge hat die Stadt Rees bereits im vergangenen Jahr am Ortseingang an der Anholter Straße eine Buswendeanlage neu gebaut. Dort können Busse künftig die Richtung wechseln und über die Umgehungsstraße L458n fahren.

Dem Neubau war ein gemeinsamer Dorfentwicklungsprozess von Stadt, Heimatverein Millingen, Ratsvertretern und weiteren Bürger vorausgegangen. Finanziert wurde die Schleife mit 250.000 Euro aus dem Förderprogramm „Struktur und Dorfentwicklung“ des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Busse fahren die fertige Wendeanlage allerdings vorerst noch nicht an, da eine Durchfahrt durch Millingen weiterhin problemlos möglich ist. Aktiv benutzt wird sie von Linien- und Schulbussen erst, wenn die Umgehungsstraße fertiggestellt und der Bahnübergang geschlossen sein werden. Das bestätigte die Stadt Rees jetzt auf NRZ-Anfrage.

Im weiteren Verlauf der L458n schließt ein zweites Brückenbauwerk an, das den Rand des FFH-Gebiets Hetter-Millinger Bruch und die Millinger Landwehr überspannt. Dahinter quert die Trasse die Straße Schaffeld und schließt östlich des Knotenpunkts von Anholter Straße, Schaffeld und Jülkesweg auf Höhe des Vierhaus-Geländes mit dem anderen Kreisverkehrsplatz wieder an die bestehende L458 an.

Forderung: Erst Umgehungsstraße fertigstellen, dann Bahnübergänge schließen

Eine zentrale Forderung der Stadt Rees beim Ausbau der Betuwe-Linie im Bereich Millingen war stets, dass vor einer Schließung der Bahnübergänge zunächst die Umfahrung gebaut sein müsse. Daran hat sich nichts geändert.

Bahnübergang Anholter Straße/Hauptstraße in Millingen
Der Bahnübergang Anholter Straße/Hauptstraße soll durch eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer ersetzt werden. © NRZ | Niklas Preuten

„Unsere Haltung bleibt: Erst, wenn die Umgehungsstraße L458n fertiggestellt ist und von allen genutzt werden kann – dazu zählen neben den Bürgerinnen und Bürgern ja auch die Einsatzkräfte, Versorgungsdienstleister und öffentlichen Verkehrsmittel –, erst dann soll mit dem Rückbau der Bahnübergänge begonnen werden“, sagte Stadtsprecher Ole Engfeld gegenüber der NRZ und ergänzte: „Wir stehen hier im Austausch mit den Baulastträgern.“ Mit welcher Bauzeit Straßen NRW für die Umgehungsstraße rechnet, ließ der Landesbetrieb in seiner Antwort an die NRZ offen.

„Erst, wenn die Umgehungsstraße L458n fertiggestellt ist, soll mit dem Rückbau der Bahnübergänge begonnen werden“

Ole Engfeld
Sprecher der Stadt Rees

Planfeststellungsverfahren noch nicht abgeschlossen

Parallel läuft weiterhin das Planfeststellungsverfahren für den rund 7,7 Kilometer langen Bauabschnitt 4c (PFA 3.2) der Deutschen Bahn, der kurz hinter dem Ortsteil Haldern beginnt, an der Grenze zu Praest endet und somit auch Millingen betrifft. Neben dem Bau des neuen dritten Gleises sind unter anderem neue Schallschutzwände und die Auflösung des Bahnübergangs an der Anholter Straße/Hauptstraße geplant, der durch eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer ersetzt werden soll.

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Im Herbst 2024 wurde das Anhörungsverfahren seitens der Bezirksregierung Düsseldorf abgeschlossen. Dabei konnten Träger öffentlicher Belange wie beispielsweise die Stadt Rees und direkt betroffene Privatpersonen ihre Einwendungen und Anregungen in das Verfahren einbringen. Genehmigungsbehörde für die geplanten Baumaßnahmen ist das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), das nun im Nachgang alle Argumente gegeneinander abwägt und die Entscheidung über den Erlass des Planfeststellungsbeschlusses und des Baurechts fällt. „Wann dies geschieht, weiß einzig und allein das EBA“, sagte eine Bahnsprecherin auf Anfrage der NRZ.

Vorarbeiten an der Bahnstrecke bei Millingen

Untätig ist die Deutsche Bahn gleichwohl nicht. „Wo immer möglich, setzt die DB bereits notwendige Vorarbeiten um“, so die Bahnsprecherin. Demnach finden im Millingen betreffenden Bauabschnitt aktuell beispielsweise Kampfmittelsondierungen, Vegetationsarbeiten sowie Leitungsumverlegungen statt.