Rees. Die Städte Rees und Zutphen bemühen sich um ein gemeinsames Euregio-Projekt. Damit verbunden ist die Hoffnung auf eine satte Förderung.

Einstimmig wurde die Stadt Rees beim 44. Hansetag in Danzig am 15. Juni 2024 in den Städtebund „Die Hanse“ aufgenommen. Das nunmehr knappe halbe Jahr der offiziellen Mitgliedschaft gleicht in der bald 800-jährigen Geschichte der ältesten Stadt am Unteren Niederrhein nördlich von Duisburg zwar eher einem Wimpernschlag. Doch die Stadt Rees hat bereits gezeigt, wie motiviert sie ihre Hanse-Historie lebendig machen möchte.

Die Hanse-Aktivitäten der Stadt Rees

Beim gut besuchten Hansefest Ende Oktober in Wesel präsentierte sich Rees drei Tage lang mit einem Informationsstand und beim traditionellen Umzug vom Berliner Tor bis zum Großen Markt. Beim Rääße Weihnachtspädje war jüngst die Rheinische Hanse, deren Mitglied die Stadt Rees noch nicht ist, in einer der Hütten vertreten. Und ein grenzüberschreitendes gemeinsames Projekt mit der niederländischen Hansestadt Zutphen soll in den nächsten Jahren die Reeser Hanse-Aktivitäten weiter vorantreiben.

Rees Hanse
Bürgermeister Sebastian Hense steht beim 44. Hansetag in Danzig in der Johanneskirche. © Stadt Rees

In der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses im städtischen Koenraad Bosman Museum stellte die Stadtverwaltung ihre Pläne vor, die einstimmige Unterstützung fanden. Demnach möchte die Stadt Rees einen Förderantrag zur Teilnahme an einem deutsch-niederländischen Euregio-Projekt unter dem Titel „Unsere unendliche Hansegeschichte: vryheit und vrundscap“ stellen. „Vryheit“ (Freiheit) und „vrundscap“ (Freundschaft) seien Leitbegriffe der Hansekaufleute und ihrer Städte gewesen, erläutert die Verwaltung. Jene Hanse-Allianzen seien besonders in dem „Niederrheinlande“ genannten einheitlichen Kulturraum in den Herzogtümern Kleve und Geldern sowie in Overijssel ausgeprägt gewesen.

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Schulische Kooperation

„Rees und Zutphen beabsichtigen, die weitgehend unbekannte Geschichte ihrer historischen Beziehungen, darunter besonders ihre gemeinsame Hansegeschichte und die ihrer Regionen, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu heben und mit den Ideen von ,vryheit‘ und ,vrundscap‘ eine Brücke zu heutigen europäischen Werten zu schlagen“, erklärt die Reeser Stadtverwaltung.

Rat entscheidet am 12. Dezember

Der Rat der Stadt Rees wird in seiner letzten Sitzung für 2024 am Donnerstag, 12. Dezember, ab 17 Uhr im Saal des Bürgerhauses gleich zu Beginn über den Förderantrag zum Euregio-Projekt entscheiden. Nach der einstimmigen Empfehlung des Kulturausschusses ist von einer Zustimmung auszugehen.

Auf der Tagesordnung der Ratssitzung steht unter anderem auch die Einbringung des städtischen Haushalts, der unter sehr schwierigen Vorzeichen aufgestellt wurde.

Wie genau dies gelingen kann, soll in den nächsten Monaten eine vorbereitende „Kennlernphase“ zeigen. Zum einen soll ein wissenschaftliches Gremium die gemeinsame Geschichte erforschen, zum anderen eine grenzüberschreitende schulische Kooperation beider Städte angestoßen werden. Auch gegenseitige Besuche von Vereinen sind angedacht. Bei der Euregio sollen dazu für beide Städte jeweils 12.500 Euro als echter Zuschuss beantragt werden. Rees und Zutphen müssten die gleiche Summe jeweils als Eigenanteil (Personal- und Sachausgaben) tragen.

„Wir wollen mit dem Thema Hanse gesund wachsen“

Ole Engfeld
Sprecher der Stadt Rees

700.000-Euro-Förderung allein für Rees

Die Ergebnisse sollen in das Hauptprojekt fließen, das bis Ende 2028 – und damit zeitlich passend zum 800-jährigen Jubiläum der Stadt Rees am 14. Juli 2028 – umgesetzt sein soll. Sowohl Rees als auch Zutphen versprechen sich eine echte Förderung von jeweils 700.000 Euro (70 Prozent). 30 Prozent müssen darüber hinaus als Eigenanteile durch Personal- und Sachausgaben, darunter auch Veranstaltungen, nachgewiesen werden.

Zutphen lockt auch viele Gäste aus dem nahen Deutschland mit idyllischen Gassen.
Zutphen lockt auch viele Gäste aus dem nahen Deutschland mit idyllischen Gassen. © dpa-tmn | Christoph Driessen

Der Antrag soll in den nächsten Monaten in enger Abstimmung zwischen Rees und Zutphen erarbeitet werden. „Die Euregio hat uns in Gesprächen mitgeteilt, dass eine Einreichung des Förderantrags im September 2025 realistisch ist“, sagt der Reeser Stadtsprecher Ole Engfeld. „Fest steht aber schon jetzt, dass im Mittelpunkt der Projektplanung der Aufbau von modernen erlebnisorientierten Hanse- und Mittelaltersequenzen in den historischen Museen beider Städte stehen soll“, so die Stadt Rees. In beiden Museen soll eine gemeinsame, grenzüberschreitende Hanseabteilung entstehen. Dazu gibt es Überlegungen zu touristischen Maßnahmen. „Wichtig ist uns vor allem die Beteiligung der Bürger“, betont Engfeld.

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Dr. Veltzke ist der Projektleiter

Für die Stadt Rees hat der Hansebeauftragte Dr. Veit Veltzke die Federführung inne. Der Historiker und langjährige Leiter des LVR-Niederrheinmuseums in Wesel stehe in ständigem Austausch mit seinen Kollegen in Zutphen, berichtet Ole Engfeld. Gemeinsam mit Bürgermeister Sebastian Hense und Jörn Franken, Leiter der Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit, Stadtmarketing, Tourismus und Kultur, habe Veltzke beim Hansetag in Danzig die ersten Kontakte nach Zutphen geknüpft. Die älteste Stadt in der Provinz Gelderland hat heute gut 48.000 Einwohner und liegt von Rees rund eine Autostunde entfernt.

Bei allem Tatendrang, die Hanse-Geschichte der Stadt Rees endlich prominenter zu erzählen, möchten die Verantwortlichen nichts übers Knie brechen. „Wir wollen mit diesem Thema gesund wachsen“, stellt Stadtsprecher Engfeld klar.