Emmerich. Die Geschichte vom Krankenhaus Emmerich beginnt vor fast 180 Jahren mit zwei Ordensschwestern. Diese drei Stifter sind namentlich bekannt.

Das Wort Hospital leitet sich vom lateinischen hospitalis ab, was als gastfreundlich übersetzt werden kann. Wenn man an die Betreuung von Patienten im Mittelalter denkt, ist das aus heutiger Sicht ein echter Euphemismus. Doch selbst als das Zeitalter der Aufklärung schon längst begonnen hatte, war die Gastlichkeit in Spitälern meist ein Fremdwort. So teilten sich noch Ende des 18. Jahrhunderts in einem Krankenhaus in Paris bis zu fünf Patienten ein Bett.

Eine alte Luftaufnahme vom Willibrord-Spital.
Eine alte Luftaufnahme vom Willibrord-Spital.

Am Niederrhein hingegen wäre man zu dieser Zeit wohl froh gewesen, wenn es überhaupt eine Art Krankenhaus gegeben hätte. Erst im Jahr 1845 sollte sich das ändern, als in Emmerich mit dem St. Willibrordus-­Spital eines der ersten Hospitäler in der Gegend gestiftet wurde.

Fusion und Übernahme

Im Jahr 1980 erfolgen in Emmerich die Gründung der Krankenhaus gGmbH und die Übernahme des Krankenhauses in Rees. 2003 wird dann die Pro Homine gGmbH am rechten Niederrhein gegründet. Dem Verbund gehören im Gründungsjahr das St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees, das Marien-Hospital Wesel, das Reeser Krankenhaus, die Fachklinik Horizont in Rees, acht Senioreneinrichtungen und zwei Servicegesellschaften an.  

Stifter bleiben zu Lebzeiten ungenannt

„Einige Menschenfreunde“, so heißt es im Gründungsstatut von 1845, gaben den Anstoß zur Errichtung der „Krankenhausanstalt“. Das Dokument nennt die Namen der Gründer: Franz Koning, Karl Jaspers und Walter Fackeldey. Die Stifter blieben auf eigenen Wunsch zu Lebzeiten ungenannt. Dies waren Elisabeth Jaspers, Adelheid Fackeldey und Carl Jaspers.

Blick in ein früheres Patientenzimmer.
Blick in ein früheres Patientenzimmer. © WAZ FotoPool | Dirk Schuster

Damit wurde ein Grundstein für ein Spital gelegt, dass sich nun knapp 180 Jahre später in einer seiner schwersten Krisen befindet, nachdem im Mai dieses Jahres der Insolvenzantrag eingereicht wurde. Zuvor prägen viele Investitionen und Sanierungen die Krankenhaus-Geschichte, die in sehr einfachen Verhältnissen begonnen hat.

Zwei Clemensschwestern starten

Denn im Jahr 1846 sind es zwei Clemensschwestern, die vom Mutterhaus in Münster an den Niederrhein geschickt werden. Sie kümmern sich um die Krankenpflege, die damals noch an der Rheinpromenade in Höhe der St. Martini-Kirche durchgeführt wird. 14 Jahre später zieht das Emmericher Krankenhaus dann an seinen Standort an der der Lilienstraße und Willibrordstraße, wo es bis heute verblieben ist.

Undatierte Aufnahme aus dem OP.
Undatierte Aufnahme aus dem OP. © Pro Homine | Archiv

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine Zeit des medizinischen Fortschritts und bringt bahnbrechende Neuerungen im Bereich des Sanitätswesens sowie der Gesundheitsfürsorge. Auch das Willibrord-Spital wird immer wichtiger für die Stadt. 1890 erfolgt ein Erweiterungsbau. 1905 und 1907 werden erneut räumliche Kapazitäten ausgebaut.

Im Jahr 1928 wird auf 250 Betten erweitert

Die Geburtsstation in früheren Jahren.
Die Geburtsstation in früheren Jahren. © Pro Homine | Archiv

Ein wichtiger Meilenstein für das Krankenhaus ist der 7. November 1928. Das Datum wurde sicherlich nicht zufällig gewählt: Denn am Fest des heiligen Willibrordus wird der Grundstein zu einem mit rund 250 Betten für die damalige Zeit großzügigen und modernen Krankenhauserweiterungsbau gelegt. Wie die meisten Gebäude in der Emmericher Innenstadt wird auch das Spital Opfer der Bombardierung im Zweiten Weltkrieg. 1944 ist es völlig zerstört worden.

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Mit der Stunde Null in Deutschland beginnt auch der Wiederaufbau des Krankenhauses. 1946 wird klein begonnen, so dass einige Patienten in den wenigen wiederhergestellten Räumen versorgt werden. 1949 stehen aber bereits wieder 120 Krankenbetten notdürftig zur Verfügung. Nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestehen Fachabteilungen für Chirurgie, Innere Krankheiten, Hals-, Nasen-, Ohren- und Augenkrankheiten. Für die Wöchnerinnen-Station sind die niedergelassenen Ärzte zugelassen.

Investitionen zur Zeit des Wirtschaftswunders

Mit dem Wirtschaftswunder beginnen auch die Investitionen in das Willibrord-Spital. So wird beispielsweise zwischen 1962 und 1964 das neue Personalwohnheim erstellt. Die heute so markante Anordnung der Krankenhausgebäude entsteht durch eine große Erweiterungs- und Umbauphase zwischen 1967 und 1974. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fallen dann auch die Einweihung der Nuklearmedizin (1972), die Eröffnungen von Orthopädie-Abteilung und Anästhesie-Abteilung (beide 1974) sowie die Errichtung der Großküche und der Start des Instituts für Transfusionsmedizin (beide 1980).

Das Bild zeigt das komplette Küchenpersonal im Jahr 1956.
Das Bild zeigt das komplette Küchenpersonal im Jahr 1956. © Pro Homine | Archiv

Im Jahr 1984 wird das dem Krankenhaus angeschlossene Altenkrankenheim eingeweiht. 1989 beginnt die Modernisierung von Operationstrakt, Funktionsdiagnostik und Labor. Die Eröffnung des Pflegezentrums St. Willibrordus als zusätzliches Angebot der ambulanten Pflege und häuslichen Krankenpflege wird 1995 gefeiert.

Neubau an der Burgstraße für Altersmedizin

Auch im neuen Jahrtausend wird weiter investiert. Der umgestaltete B-Flügel des Spitals mit orthopädischer Station, Bauchstation und Ambulanzen wird 2010 eröffnet. Die Abteilung für Altersmedizin (Geriatrie) bezieht zwei Jahre später den Neubau an der Burgstraße. Wieder zwei Jahre später wird die sanierte Intensivstation fertiggestellt.

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Durchaus als Vorzeichen zu werten, ist die Verlegung der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie von Emmerich ans Marien-Hospital nach Wesel im Jahr 2017. Aber auch danach wurden wieder Millionensummen in die Hand genommen um 2020 mit der Umgestaltung der Eingangshalle zu beginnen. Auch die Konzentration der Klinik für Altersmedizin im 4. Obergeschoss gehörte in dieses Paket, ebenso wie die Stationssanierungen.

Eine große Feier zum 175-jährigen Bestehen des Willibrord-Spitals musste übrigens ausfallen. Das verhinderte ausgerechnet die Corona-Pandemie.