Emmerich. . Pro Homine legt die Gynäkologie/Geburtshilfe zum 1. Juli 2017 mit dem Pendant in Wesel zusammen. Jährliches Minus von einer Dreiviertelmillion.
- Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben, kündigt Pro Homine-Chef Dr. Dieter Morlock an
- Die Emmericher Abteilung wird mit ihrem Pendant im Weseler Marien-Hospital zusammengelegt
- Um zu überleben wären 1000 Geburten im Jahr notwendig – Emmerich kam auf rund 500
Ausgerechnet kurz vor dem Fest der Geburt Jesu ereilte die Belegschaft in der Geburtshilfe am Willibrord-Spital die traurige Botschaft, dass die Abteilung Gynäkologie/Geburtshilfe zum 1. Juli 2017 geschlossen und mit der Abteilung des Marien-Hospitals in Wesel zusammengelegt wird. Das hat der Aufsichtsrat am Dienstag beschlossen.
Durch die Zusammenlegung am Standort Wesel werde es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, versicherte der neue Pro Homine-Geschäftsführer Dr. Dieter Morlock auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz: „Wir bieten allen einen Ersatzarbeitsplatz in der Holding an. Das ist ein Vorteil, den Pro Homine bietet.“
Die Mitarbeiter reagierten gefasst auf die Entscheidung
Zuvor waren gestern die Mitarbeiter darüber informiert worden. Diese hätten die Nachricht „gefasst“ aufgenommen, sagte Personalchefin Sabine
Seegers. „Die Information, dass dieser Schritt der Standortsicherung dient, hat sie sehr beruhigt.“
Die Frage, ob weitere Abteilungen gefährdet seien, beantwortete Morlock mit Nein: „Wir sanieren und investieren in das Haus, damit es attraktiver, transparenter und moderner wird.“
Die Vergütung der Geburten ist einer der Problempunkte
Dass eine der traditionsreichsten Pfeiler des Willibrord-Spitals Mitte kommenden Jahres seine Pforten auf Station 4a schließt, ist den geänderten Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen geschuldet. „Das hängt zusammen mit der Vergütung für Geburtshilfe“, sagte Morlock.
Von den Krankenkasse bekommt jede Klinik pro Geburt für die Versorgung von Mutter und Kind inklusive OP-Vorbereitung und OP-Bereitschaft rund 2500 Euro vergütet. Die Kosten sind aber erheblich höher, so dass ein Krankenhaus eine Finanzierungslücke aus eigenen Mitteln schließen muss. Hinzu kommt in Emmerich, dass die Unterbringung im A-Flügel ob der alten Bausubstanz nicht zeitgemäß sei.
Die Krankenkassen wollen keine Geburtshilfen für unter 500 Geburten im Jahr
Erst ab einer Fallzahl von 1000 Geburten ist eine Abteilung kostendeckend. In Emmerich dagegen hätten die Zahlen weit darunter gelegen. Bei 502 und 475 und in diesem Jahr bei bisher 422. Pro Jahr sei ein Defizit von einer Dreiviertelmillion entstanden.
Im Vergleich dazu erblickten 2015 im Marien-Hospital in der doppelt so großen Kreisstadt Wesel 912 Babys das Licht der Welt und damit 33 mehr als 2014. Tendenz steigend. Damit entwickelt sich Wesel gegen den bundesweit rückläufigen Trend.
Die Krankenkassen hätten ganz offen gesagt, dass ein Haus mit unter 500 Geburten im Krankenhausplan nichts mehr zu suchen habe: „Diesem Urteil“, so Morlock, „müssen wir uns beugen“. Man werde über die Bezahlung schlichtweg „ausgehebelt“.
Antoni Wallner übernimmt die Leitung, wenn Dr. Matthias Imach altersbedingt ausscheidet
Antoni Wallner, seit 1997 Chefarzt und sehr beliebt, wird in Wesel die Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe übernehmen, sobald dort Dr. Matthias Imach altersbedingt ausscheidet.
In Emmerich sind derzeit neun Ärzte, 27 Mitarbeiter im Pflegedienst, zwei Arzthelferinnen und eine Mitarbeiterin im Wirtschafts- und Versorgungsdienst beschäftigt. 17 selbstständige Beleghebammen sind für das Willibrord-Spital tätig.