Rees. Zum Bürgerentscheid: Keine Proteste oder Ausschreitungen bei der Info-Veranstaltung zum Klever Nationalpark Reichswald. So viele Besucher kamen.

Das Thema Nationalpark Reichswald betrifft alle wahlberechtigten Bürger im Kreis Kleve. Alle sind aufgerufen, sich bei einem Bürgerentscheid, für oder gegen einen Nationalpark vor der Haustüre zu entscheiden. Um die Entscheidung einfacher zu machen und die Bevölkerung zu informieren, hatte die Initiative Internationalpark Reichswald am Mittwochabend zu einer Infoveranstaltung ins Reeser Bürgerhaus eingeladen. 270 Personen nahmen an dem Termin teil, die erwartenden Proteste und Ausschreitungen von den Projektgegner blieben aus.

Da der Kreistag zweimal gegen die Ausweisung des Reichswaldes als Nationalpark gestimmt hat, kommt es nun nach einem Bürgerbegehren zu einem Bürgerentscheid. Bei der Infoveranstaltung und Diskussionsrunde kamen sowohl Gegner sowie Befürworter des Nationalparks zu Sprache, prominentester Fürsprecher war Oliver Krischer, der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in NRW.

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Initiative möchte nicht Wald für Windenergie geopfert sehen

Um die Teilnehmer auf das Thema einzustimmen, begann der Niederländer Henny Brinkhoff mit einem Überblick über den Ketelwald, der im Nachbarland an den Reichswald angrenzt. Der Forstwissenschaftler Holger Ziesling warb in seinem Impulsvortrag auch für die Umwandlung in ein Schutzgebiet, in dem der Wald nur der natürlichen Entwicklung unterliegt. Er endete mit der Maxime: „Der Wald braucht uns Menschen nicht – aber wir brauchen den Wald.“

Rund 280 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Es zeigt sich breites Interesse.
Rund 280 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Es zeigt sich breites Interesse. © NRZ | Dirk Kleinwegen

Auf der nachfolgenden Podiumsdiskussion begann Ingrid van Gemmeren von der Initiative Internationalpark Reichswald: „Für den Nationalpark spricht der Artenschutz. Es soll dort auch kein Wald für Windkraft geopfert werden und wir wollen, dass die Menschen ein Naturerlebnis haben, das sich wirklich lohnt.“ Mehr Wanderer, Fahrradfahrer und Reiter sollen für eine wirtschaftliche Belebung der gesamten Region sorgen.

Gut für Artenschutz und Tourismus

Michael Seegers, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, konnte die positiven Aspekte nicht nachvollziehen und zeigte sich enttäuscht, dass es überhaupt zu einem Bürgerentscheid gekommen ist.

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Minister Oliver Krischer dagegen hat bereits in seiner politischen Laufbahn an der Gründung des Nationalparks Eifel mitgewirkt: „Wir brauchen Nationalparke, weil wir ein Artensterben haben, wir wollen eine Welt mit Tieren und Pflanzen den kommenden Generationen hinterlassen.“ Dabei soll auch die Region, insbesondere durch den Tourismus, vom Nationalpark profitieren. Diese positiven Ansätze konnte auch Thomas Kolaric von der Dehoga Nordrhein nachvollziehen. Er sah hier die Chance für die Region. Der Nationalpark Eifel sei doppelt so groß wie der Reichswald und habe dort 1387 neue Arbeitsplätze (Vollzeitäquivalent) geschaffen.  

Nationalpark Eifel erfährt keine Einschränkung in der Wasserversorgung

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Max von Elverfeldt vom Verein Unser Reichswald sah dagegen Probleme in der zukünftigen Versorgung der Region mit Trinkwasser. Er befürchtet, dass in einigen Jahrzehnten die Wassergewinnung im Nationalpark aufgrund des Schutzstandards nicht mehr sichergestellt werden könnte. Laut Oliver Krischer würden notwendige Maßnahmen zur Versorgung gesetzlich festgeschrieben. Auch Dirk Delsemmé vom Wasserversorger WAG Nordeifel berichtete von keinerlei Einschränkungen in deren Nationalpark.

Landwirt Alexander Bossmann wollte sich nicht die Katze im Sack verkaufen lassen.
Landwirt Alexander Bossmann wollte sich nicht die Katze im Sack verkaufen lassen. © NRZ | Dirk Kleinwegen

Der Minister versuchte auch deutlich zu machen, dass der Nationalpark vollständig aus Mitteln des Landes finanziert wird und auf die Kommune keine zusätzlichen Kosten zukommen.  

Landwirt Alexander Bossmann: Man kaufe „die Katze im Sack“

In der anschließenden Diskussionsrunde kamen auch die Besucher zum Zuge, auch hier kamen Themen wie Wasserversorgung, Holzabbau und Windkraftanlagen zur Sprache. Viele bemängelten, dass erst nach Ausweisung des Nationalparks die entsprechenden Gesetze und Regelungen festgelegt werden. Alexander Bossmann, Landwirt aus Emmerich, sprach von „der Katze im Sack kaufen“ und machte das mit Plüschfigur und Kartoffelsack deutlich.

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Zum Abschluss gab Ingrid van Gemmeren noch ein Überblick über das Prozedere des Bürgerentscheids. Die Abstimmungsunterlagen sollten mittlerweile bei den Bürgern eingegangen sein. Die Stimmzettel müssen nun zusammen mit dem Stimmschein in den entsprechenden Umschlägen bis zum 11. Dezember um 12 Uhr beim Landrat in Kleve eingehen. Sie warb für eine hohe Beteiligung an der Wahl.