Düsseldorf. Hat der Vermieter die Miete zu Recht erhöht? Das können Mieter in Düsseldorf nun überprüfen lassen. So funktioniert das neue Online-Tool.
Nach derzeitigen Schätzungen des Mietervereins Düsseldorf gibt es in der NRW-Landeshauptstadt aktuell knapp über 366.000 Wohnungen. Rund 80 Prozent davon sind dabei bereits vermietet, oder werden als Mietwohnung angeboten. Dass der Düsseldorfer Wohnungsmarkt umkämpft ist, ist dabei längst kein Geheimnis mehr. Dies zeigt sich auch darin, dass viele Menschen bei der Unterschrift eines neuen Mietvertrages oftmals (zu) hohe Mietpreise akzeptieren.
Ein neues Online-Tool des Mietervereins soll Verbraucherinnen und Verbrauchern ab sofort gegen unberechtigte Mieterhöhungen helfen. Seit Dienstag (19. November) ist das Instrument kostenlos im Internet verfügbar. Neben Mieterinnen und Mietern, die kurz vor dem Abschluss eines Mietvertrages stehen, können auch Menschen auf dieses Tool zurückgreifen, deren Bestandsmiete erhöht wurde oder erhöht werden soll.
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„Online-Tool Mieterhöhung“ überprüft zu hohe Mietforderungen
„Wir geben Mieterinnen und Mietern Sicherheit gegen möglicherweise zu hohe Forderungen. In dem umkämpften und immer enger werdenden Wohnungsmarkt kann es immer wieder zu dem Gefühl kommen, über den Tisch gezogen zu werden“, sagt Mietervereins-Vorsitzender Hans-Jochem Witzke. Ein Problem habe der Mieterverein in der Vergangenheit dabei immer wieder festgestellt, wenn es um das Thema Mieterhöhung geht: „Wir glauben, dass viele neue Mietverträge und die oftmals zu hohe Miete einfach abgenickt werden von den Mietern“, meint Geschäftsführer Claus Nesemann.
Mit dem „Online-Tool Mieterhöhung“ können Verbraucher mithilfe ihres Mietvertrags innerhalb von zehn Minuten prüfen lassen, wie hoch die ortsübliche Vergleichsmiete ist, und ob, oder inwieweit eine geforderte Mietanpassung überhöht oder gar bereits formell unwirksam ist. Abgefragt wird unter anderem der Zeitpunkt der letzten Mieterhöhung und die Begründung für den nächsten Anstieg. Der Mieterverein verweist darauf, dass eine zu hohe Mietforderung nicht geleistet werden muss. Zudem haben Mieter eine Überlegungsfrist, die den angebrochenen Monat und zwei volle Monate umfasst, gibt der Mieterverein Düsseldorf an.
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Der Vermieter muss die Mieterhöhung begründen und erläutern, warum die bislang gezahlte Miete geringer ist, als die Vergleichsmiete. Fehlt die Begründung, oder ist sie unvollständig, ist die Mieterhöhung nicht wirksam. Die Sachlage über das Tool prüfen zu lassen, sei daher auch sehr wichtig, bevor ein Mietvertrag unterschrieben, oder der Mieterhöhung zugestimmt wird, sagt Claus Nesemann: „Wenn man einer unwirksamen Mieterhöhung zustimmt, wird sie wirksam. Das sollte man wissen, bevor man solche Verträge unterschreibt“, betont der Vereinsgeschäftsführer.
Miete in Düsseldorf: Kappungsgrenze darf bei Erhöhung nicht überschritten werden
Denn es gibt Regeln, an die sich Vermieter in Düsseldorf halten müssen. So dürfen Mieten in der Rheinmetropole in der Regel innerhalb von drei Jahren nicht um mehr als 15 Prozent erhöht werden. Ob die geforderte Mieterhöhung dennoch diese Kappungsgrenze übersteigt, lässt sich ebenfalls mit dem Online-Tool des Mietervereins prüfen. Zudem müssen zwischen zwei Erhöhungen mindestens 15 Monate liegen. Wie Claus Nesemann klarstellt, gilt das Tool nur für das Düsseldorfer Stadtgebiet. „Der Mietspiegel aus Düsseldorf ist in dem Tool vorprogrammiert“, so der Geschäftsführer weiter.
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Doch nicht nur Mitglieder des Mietervereins können auf das „Online-Tool Mieterhöhung“ zurückgreifen. „Das Instrument ist ein niederschwelliges Angebot, auch für Nicht-Mitglieder. Mitglieder haben aber den Vorteil, dass sie das Ergebnis nach zehn Minuten auch herunterladen und ausdrücken können.“
Ein weiterer Vorteil für alle Nutzer des Tools sei zudem, dass man auch die Indexmiete prüfen lassen kann. Dies dauere etwa fünf Minuten. Bei einer Indexmiete richtet sich die Mieterhöhung nach der Inflationsrate. Beträgt die Inflation zehn Prozent, darf auch die Miete nur um zehn Prozent steigen. Liegt sie dagegen bei minus einem Prozent, muss die Miete dann auch um einen Prozent gesenkt werden.
Online-Tool Mietpreisbremse wurde bereits 7000-mal genutzt
Zudem muss bei einer Neuvermietung oder bei der Erhöhung einer Bestandsmiete die Mietpreisbremse eingehalten werden. Es passiere aber oft, dass Vermieter Wohnungen zu teuer anbieten. „Das liegt auch daran, dass wir in Düsseldorf viele Vermieter haben, die sich auf den Mietspiegel aus dem Internet beziehen. Dieser ist aber unwirksam. Den Mietspiegel für Düsseldorf erarbeiten wir gemeinsam mit dem Verein Haus & Grund“, erklärt Claus Nesemann.
Erst Ende März brachte der Mieterverein das Online-Tool Mietpreisbremse an den Start. Seitdem wurde das digitale Angebot über 7000-mal genutzt, zeigte nun eine Auswertung des Vereins. Im Übrigen läuft die Regelung der Mietpreisbremse in NRW zum 30. Juni 2025 aus. „Wir hoffen aber trotz des Ampel-Aus, dass es noch eine Mehrheit im Bundestag für die Mietpreisbremse gibt.“
Wie viele Mieterhöhungen in der Landeshauptstadt insgesamt zu hoch angesetzt werden, lasse sich jedoch nur schätzen, berichtet Vereinsvorsitzender Hans-Jochem Witzke: „Wir gehen davon aus, dass in Düsseldorf bei jedem vierten neu-abgeschlossenen Mietvertrag zu viel Miete veranschlagt wird.“ Vor allem im linksrheinischen Raum gebe es viele Fälle. „In Oberkassel zum Beispiel sind drei von vier Neuvermietungen zu teuer.“
Mieterverein Düsseldorf verzeichnet immer mehr Beratungen zu Mieterhöhungen
Damit setze sich ein Trend in Düsseldorf fort. Vor allem bei Gebäuden, die bis zum Jahr 1976 erbaut worden sind. „Die Bestandsmieten in solchen Wohnhäusern sind in den vergangenen zehn Jahren um 24 Prozent angestiegen. Das zeigt, wie wichtig es ist, Mieterhöhungen prüfen zu lassen“, appelliert Claus Nesemann vom Mieterverein.
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Und das Thema Mieterhöhungen scheint in der Vergangenheit viele Menschen in Düsseldorf beschäftigt zu haben: „Bis Mitte November 2023 hatten wir 1450 Beratungen, bis Mitte November dieses Jahres 1750 Beratungen zum Thema Mieterhöhungen. Das zeigt, dass der Bedarf da ist. Das Tool kommt zum richtigen Zeitpunkt.“
Deswegen sollten sich Verbraucher auch Zeit für das „umfangreiche Tool“ nehmen, sagt Hans-Jochem Witzke. „Denn nur so erfahren Mieter, ob zu viel Miete verlangt wird.“ Für seine Mitglieder steht der Mieterverein dann mit Rat und Tat zur Seite. Eine Jahresmitgliedschaft kostet 84 Euro, die Aufnahmegebühr 15 Euro. Der Vorteil laut Hans-Jochem Witzke: „Sich bei unberechtigten Mieterhöhungen vom Mieterverein beraten und helfen zu lassen, ist immer noch günstiger als einen Anwalt einzuschalten. Vor allem, weil viele Mieter überfordert sind, wenn man mit dem Vermieter im Clinch liegt.“