Forscher sehen nur ein BIP-Plus von 0,2 Prozent. Gefahr von Kurzarbeit und Jobabbau in Industrie, Arbeitsmarkt bleibt insgesamt aber gut.

Berlin. Die Experten vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sehen die Konjunktur in Deutschland zunehmend von der Euro-Krise belastet. „Die Exporte haben sich zwar bislang gut gehalten. Vieles spricht aber für eine Abkühlung der Auslandsnachfrage“, teilte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner am Mittwoch in Berlin mit. Nicht nur der Euroraum gleite tiefer in die Rezession, auch die übrige Weltkonjunktur laufe schwächer als erwartet, sagte er.

Das DIW-Konjunkturbarometer für August erwartet im dritten Quartal in der Bundesrepublik nur noch 0,2 Prozent Wachstum. Im Juli waren die Wirtschaftsforscher noch von 0,3 Prozent Wachstum im dritten Vierteljahr ausgegangen.

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Das DIW erwartet in Teilen der Industrie Kurzarbeit und Rückgänge der Beschäftigung. „Hier dürften teilweise sogar Kurzarbeit und Rückgänge bei der Beschäftigung anstehen“, sagte DIW-Deutschlandexperte Simon Junker.

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So schickt der Autobauer Opel ab Anfang September fast 10.000 Mitarbeiter in Rüsselsheim und Kaiserslautern tageweise in Zwangspause. Auch der Zulieferer Schaeffler schließt Kurzarbeit nicht aus. Wegen schwacher Nachfrage fährt der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp bereits seit Anfang August Kurzarbeit.

Das DIW rechnet deshalb für die nächsten sechs Monate mit einem Rückgang der Beschäftigung in Deutschland, vor allem in exportabhängigen Branchen. Auch die Investitionen seien wegen sinkender Absatzchancen vorerst rückläufig.

Mit dem Jahreswechsel sollten diese Unternehmen dann aber davon profitieren, dass sich die Weltwirtschaft stabilisiere. Sie dürften im Verlauf des nächsten Jahres wieder stärker das günstige Finanzierungsumfeld für Investitionen nutzen, teilte das Institut mit.

Insgesamt bleibe die Lage auf dem Arbeitsmarkt gut. Der Konsum im Inland werde die Konjunktur anschieben, weil die Löhne nach DIW-Erwartung kräftig anziehen. Vom Jahreswechsel an werde sich auch die Weltwirtschaft wieder stabilisieren.

Mit Material von dpa/dapd/Reuters