Mit Blick auf die Finanzkrise im Euroraum schwanken die Prognosen stark. Berlin sieht ein Plus von 0,7 Prozent und liegt im Mittelfeld.
Frankfurt/Main. Nach Einschätzung der Bundesregierung wird die deutsche Wirtschaft 2012 leicht um 0,7 Prozent wachsen – damit liegt die Erwartung der Regierung im Mittelfeld der Prognosen. Die sind derzeit besonders schwierig und unterscheiden sich daher stark: Grund ist die hohe Unsicherheit über die Folgen der Staatsschuldenkrise. Ein möglicher Austritt Griechenlands aus dem Euro könnte alle Erwartungen über den Haufen werfen.
OECD:
Die OECD hatte ihre Wachstumsprognose für Deutschland kürzlich auf 1,2 Prozent verdoppelt. Zur Begründung wurden der robuste Arbeitsmarkt und steigende Löhne herangeführt: „Wir gehen jetzt davon aus, dass der deutsche Konsument die Brieftasche herausholt und dann auch tatsächlich das Geld ausgibt.“
Bankengruppe KfW:
Die staatseigene Bankengruppe KfW bestätigte am Donnerstag ihre Einschätzung für das BIP-Wachstum: 2012 wird die Wirtschaftsleistung demnach um 1,2 Prozent zulegen: „Haupttreiber des Realwachstums dürfte in beiden Jahren die Binnennachfrage sein.“
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Helaba:
Auch die Helaba prognostiziert ein Plus von 1,2 Prozent für 2012. Entscheidend dafür seien die USA und China, nicht die Eurozone. Deutschland könne trotz der Staatsschuldenkrise wachsen, weil es seine Hausaufgaben zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit im letzten Jahrzehnt bereits gemacht habe, erklärte Chefvolkswirtin Gertrud Traud: „Eine hohe Wettbewerbsfähigkeit auf den Exportmärkten hat den Exportmultiplikator in Gang gesetzt, so dass über eine Besserung des Arbeitsmarktes auch der Konsum zum Wachstum beiträgt.“
BDI:
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) urteilte nach den guten BIP-Zahlen für das ersten Quartal: „Ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent in diesem Jahr wird immer wahrscheinlicher.“
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Allianz-Gruppe:
Auch die Allianz-Gruppe glaubt an ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent in diesem Jahr: „Sicherlich könnte infolge der guten Zahlen das Wachstum von 1 Prozent sogar leicht übertroffen werden. Es besteht aber auch nach wie vor das Risiko, dass es etwas schlechter kommt.“ Denn die deutsche Wirtschaft befinde sich nach wie vor in einem schwierigen Umfeld: „Die Aufschwungkräfte dürften nur überwiegen, wenn die Schuldenkrise nicht eskaliert.“
Forschungsinstitute:
Die führenden Forschungsinstitute erhöhten ihre Wachstumsprognose für 2012 in ihrem Frühjahrsgutachten für die Regierung von 0,8 auf 0,9 Prozent. Die angespannte Lage in den überschuldeten Euro-Ländern bleibe aber eine Gefahr für die wirtschaftliche Erholung.
Commerzbank:
Deutlich vorsichtiger sind die Ökonomen der Commerzbank, die aktuell ein BIP-Wachstum von 0,5 Prozent im laufenden Jahr vorhersagen – trotz des unerwartet kräftigen Zuwachses zum Jahresauftakt. Denn gleichzeitig sei zuletzt die Unsicherheit wieder deutlich gestiegen: „Insbesondere wegen der anhaltenden Staatsschuldenkrise erwarten wir, dass das Wachstum in Deutschland in den kommenden Quartalen wieder geringer ausfällt.“ (dpa/abendblatt.de)