Lange schien Deutschland immun zu sein– doch die Schuldenkrise könnte nun auch Europas Konjunkurlokomotive einholen.
Frankfurt/Main. Die Finanz- und Schuldenkrise in der Eurozone könnten nun auch die bislang robuste deutsche Wirtschaft Konjunktur hierzulande belasten – so lauten die aktuellen Einschätzungen von Bundesbank und Bundesfinanzministerium .
„Die nachlassende Nachfrage aus dem Euroraum belastet zunehmend die deutsche Wirtschaft“, heißt es im aktuellen Monatsbericht des Ministeriums. Mit einem Konjunktureinbruch wird aber nicht gerechnet.
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Die Aussichten für den privaten Konsum seien nach wie vor günstig, die Baunachfrage anhaltend kräftig, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bundesbank-Monatsbericht. Der Export sollte von der Nachfrage außerhalb der EU profitieren, erklärte die Notenbank. Insgesamt haben sich die Aussichten aber eingetrübt: „Die Konjunktur in Deutschland könnte nach der Jahresmitte stärker als bisher durch die Verunsicherung im Euro-Raum beeinträchtigt werden.“
Das Finanzministerium rechnet damit, „dass die deutsche Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf in ruhigeres Fahrwasser geraten könnte“. Insgesamt deuteten erste Indikatoren auf „eine gewisse Abschwächung der Exportdynamik“ hin. Der Aufwärtstrend der Auslandsnachfrage nach Industriegütern sei zuletzt abgeflacht. Die Schuldenkrise belaste die Konjunktur im Euroraum zunehmend, mit den entsprechenden Auswirkungen auf den deutschen Außenhandel.
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Im zweiten Quartal war die deutsche Wirtschaft um 0,3 Prozent gewachsen und damit etwas schwächer als zu Jahresbeginn. Von Januar bis März hatte das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal noch um 0,5 Prozent zugelegt. Getragen wurde das Wachstum im zweiten Vierteljahr vom Binnenkonsum und dem Export. Die durch die Euro-Krise verunsicherten Unternehmen hielten sich mit Investitionen dagegen zurück.
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Die westdeutsche Industrie will ihre Investitionen nach einer Befragung des Münchner ifo Instituts in diesem Jahr zwar um 7 Prozent nach oben schrauben. Offen sei aber, ob dies „angesichts der mittlerweile zu beobachtenden konjunkturellen Abkühlung und aufgrund der gestiegenen Unsicherheit in der Eurokrise“ auch umgesetzt werde, erklärten die Wirtschaftsforscher.
Das Haushaltsdefizit wird nach Einschätzung der Bundesbank in diesem Jahr weiter zurückgehen. Die gesunkene Arbeitslosigkeit entlastet die Arbeitslosenversicherung und sorgt für steigende Einnahmen bei der Rentenversicherung. Zudem erfreut sich Deutschland bei Investoren großer Beliebtheit und kann sich billig Geld leihen.
Die Bundesregierung will nach früheren Angaben das Defizit in diesem Jahr auf rund 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung senken – und damit die vorgeschriebene EU-Obergrenze von 3 Prozent klar einhalten. Im vergangenen Jahr war das Defizit auf 1 Prozent zurückgegangen.
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Bei der Staatsverschuldung erwartet die Notenbank dagegen einen Anstieg gegenüber der Schuldenquote von 81,2 Prozent im Jahr 2011. „Die mit der Auflösung der WestLB und den Europäischen Hilfsmechanismen verbundenen Schuldeneffekte überwiegen hier den im Prinzip angelegten Abwärtstrend“, hieß es im Monatsbericht.
In ihrem aktuellen Montatsbericht hat die Bundesbank zudem ihre Kritik an der EZBverschärft und vor dem Kauf weiterer Staatsanleihen von Euro-Krisenländern gewarnt. „Die Bundesbank hält an ihrer Auffassung fest, dass insbesondere Staatsanleihenkäufe des Eurosystems kritisch zu bewerten und nicht zuletzt mit erheblichen stabilitätspolitischen Risiken verbunden sind“, schrieb die Bundesbank in ihrem am Montag in Frankfurt am Main veröffentlichten Monatsbericht.
Mit Material von dpa/dapd