Zum Jahresauftakt hat die Wirtschafsleistung in Deutschland dank guter Exporte und kauffreudiger Konsumenten wieder an Fahrt gewonnen.

Wiesbaden. Deutschland, Europas Konjunkturmotor, gewinnt nach einem Dämpfer Ende vergangenen Jahres wieder an Tempo. Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal 2012 überraschend deutlich gestiegen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.

Ende 2011 war die Wirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft – zum ersten Mal seit fast drei Jahren. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von Rezession gesprochen. Experten hatten ein kleineres Plus von nur bis zu 0,2 Prozent zum Vorquartal erwartet.

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Ihre Erholung verdankt Europas größte Volkswirtschaft vor allem den gut laufenden Exporten und der Kauflaune der Verbraucher. „Nach vorläufigen Berechnungen sind die Exporte - anders als die Importe – zum Jahresbeginn gestiegen“, schrieben die Statistiker. „Außerdem wurde im Inland mehr konsumiert als im Vorquartal.“ Das habe die sinkenden Investitionen teilweise kompensieren können.

Insgesamt ist die deutsche Konjunktur nach der Delle zum Jahresende wieder auf Wachstumskurs. Im vierten Quartal 2011 konnte sich die deutsche Wirtschaft der weltweiten Flaute nicht entziehen und schrumpfte um 0,2 Prozent. Für das Gesamtjahr 2011 bestätigte das Statistische Bundesamt ein BIP-Wachstum von 3,0 Prozent.

Im Vergleich zum ersten Quartal 2011 legte die Wirtschaftsleistung preisbereinigt um 1,7 Prozent zu, auch dank des zusätzlichen Arbeitstages im Schaltjahr 2012. Kalenderbereinigt fiel das Plus mit 1,2 Prozent schwächer aus. Details wollen die Statistiker am 24. Mai nennen.

Deutschland schlägt sich damit weit besser als Nachbar Frankreich. Dort stagnierte die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn, nachdem es Ende 2011 ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent gegeben hatte. Die gesamte Euro-Zone dürfte sogar in einer Rezession stecken: Analysten rechnen mit einem Minus von 0,2 Prozent, nachdem es bereits im vierten Quartal 2011 um 0,3 Prozent nach unten gegangen war. Eine erste Schätzung veröffentlicht Eurostat am Vormittag. „Deutschland schlägt sich deutlich besser als der Rest der Euro-Zone“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Aber ich glaube nicht, dass es in dem Tempo weitergeht.“

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„Das ist eine sehr starkes Comeback“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Das Minus im vierten Quartal war nicht der Beginn einer Rezession, sondern nur eine Konjunkturdelle.“ Der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees, führt das vor allem auf die starke Nachfrage nach deutschen Produkten außerhalb der Euro-Zone zurück: „Besonders die US-Geschäfte sind gut gelaufen“.

Experten gehen deshalb davon aus, dass die Prognosen für 2012 nun angehoben werden. „Dieses starke erste Quartal wird zu einer drastischen Aufwärtsrevision der Prognosen für 2012 führen“, sagte Andreas Scheuerle von der DekaBank. „Man muss mit einer Korrektur um rund einen halben Prozentpunkt rechnen.“

Die Bundesregierung rechnet für dieses Jahr bislang mit einem Wachstum von 0,7 Prozent, das sich 2013 auf 1,6 Prozent erhöhen soll. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf einem robusten Binnenmarkt. Sinkende Arbeitslosigkeit und höhere Löhne sollen den privaten Konsum beflügeln, während niedrige Zinsen den Wohnungsbau und Investitionen ankurbeln dürften. (dpa/Reuters/abendblatt.de)