Die Ausfuhren in die gegen eine Rezession kämpfenden Euroländer sind um 3,6 Prozent zurückgegangen. Auch die Importe fielen um 4,8 Prozent.
Wiesbaden. Der deutsche Außenhandel ist im April erstmals in diesem Jahr eingebrochen. Die Exporte sanken im Vergleich zum Rekordniveau im Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 1,7 Prozent. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Auch die Einfuhren gingen um 4,8 Prozent zurück. Das war der erste Rückgang nach drei Anstiegen in Folge. Analysten hatten lediglich mit einem kalender- und saisonbereinigten Minus von 1,0 Prozent gerechnet.
+++Wirtschaftsstimmung hat sich eingetrübt+++
+++Große Unterschiede bei den Konjunkturprognosen+++
Nach dem robusten Start ins Jahr liegt die deutsche Exportwirtschaft im Vergleich zum April 2011 aber weiter deutlich im Plus. Insgesamt setzten die Unternehmen im Ausland 87,1 Milliarden Euro um - 3,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Während die Ausfuhren in die gegen eine Rezession kämpfenden Euroländer um 3,6 Prozent zurückgingen, legten sie in die Länder außerhalb der Europäischen Union um 10,3 Prozent zu. Die deutschen Importe fielen im April überraschend um 4,8 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit zwei Jahren. Die Einfuhren gingen im Jahresvergleich um 1,0 Prozent auf 72,7 Milliarden Euro zurück. Die Handelsbilanz – die Differenz zwischen Exporten und Importen – wies einen bereinigten Überschuss von 16,1 Milliarden Euro aus.
Die Wirtschaft muss in den kommenden Monaten weitere Rückschläge fürchten. Zuletzt lief es auch in den boomenden Schwellenländern deutlich schlechter: China dürfte in diesem Jahr so langsam wachsen wie seit 1999 nicht mehr, Indiens Bruttoinlandsprodukt legte zuletzt so schwach zu wie seit neun Jahren nicht mehr.
Analyst Christian Schulz von der Berenberg Bank rechnet auch in den kommenden Monaten nicht mit einer Erholung: "Die Exporte dürften auch in den kommenden Monaten schwächeln. Die Eurokrise ist im Mai nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich eskaliert. Das macht sich erst noch bemerkbar in der Statistik.“ Der Chefvolkswirt von HSBC Trinkaus, Stefan Schilbe: „Die Auftragslage der Unternehmen ist schlechter geworden wegen der Probleme in der Eurozone. Das spiegelt sich jetzt in den Exporten wider." Der Außenhandel werde in diesem Jahr nicht mehr zum Wachstum beitragen, meint Schilbe. "Die Binnenwirtschaft bleibt aber angesichts der sinkenden Arbeitslosigkeit und gute Lohnabschlüsse robust."
Mit Material von rtr/dpa