Energiewende hat beide Unternehmen voll getroffen. Sparprogramme und Konzerumbau folgten. Trotz erster Erfolge gibt es noch viel zu tun.

Essen/Düsseldorf. Der Branche Erneuerbaren Energien gehört die Zukunft, die Atomenergie ist ein Auslaufmodell – darin sind sich die zwei Energie-Manager Johannes Teyssen und Peter Terium. einig. Doch die Vorstandschefs der Branchenriesen Eon und RWE haben noch einen Menge Arbeit vor sich, um die Konzerne wieder an die Ergebnisniveaus früherer Jahre heranzuführen.

Vor allem Peter Terium bei RWE, der erst vor einigen Wochen Jürgen Großmann an der Konzernspitze ablöste , muss noch beweisen, wie schnell er beim Ruhrkonzern den Wandel vollziehen kann. Angeblich hat er schon ein größeres Maßnahmenpaket geschnürt, wie Medien am Freitag berichteten. Anfang kommender Woche präsentieren beide Versorger ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2012.

+++ Nordsee-Windpark von RWE verzögert sich weiter +++

+++ Nach Energiewende kommt Eon aus der Talsohle +++

Eon hat im Vorfeld bereits aufhorchen lassen: Die Ergebnisse sind zur Überraschung von Teyssen so gut ausgefallen, dass die Düsseldorfer die Börse vorab über die Kernzahlen unterrichteten. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss habe sich im ersten Halbjahr 2012 mehr als verdreifacht und sei auf 3,3 Milliarden Euro gestiegen. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte das Ergebnis um 56 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Dabei belegen die Zahlen, dass Eon im vergangenen Jahr weniger durch die Lasten der Atomwende in die Bredouille geriet, sondern durch das schlechte Gasgeschäft.

+++ Eon und Gazprom einigen sich über günstigere Lieferverträge +++

+++ Gewerkschaft Verdi empört über "Konfrontationskurs" von RWE +++

Doch das ist Schnee von gestern: Nun profitieren die Düsseldorfer anders als die Essener Konkurrenz von den neu verhandelten Gasverträgen mit dem russischen Staatskonzern Gazprom . Über Jahre hatten die Unternehmen gerungen und schließlich sogar ein Schiedsgericht eingeschaltet. Vor wenigen Wochen wurde der Knoten durchschlagen. Die neuen Verträge bringen Eon im ersten Halbjahr eine Entlastung von einer Milliarde Euro.

+++ Erneuerbare Energien: Branche sucht für Hamburg dringend Ingenieure +++

Die Kopplung des Gasbezugspreises an den Ölpreis hatte das Gasgeschäft für Eon wie auch für andere europäische Versorger zu einem gewaltigen Verlustbringer gemacht. Auf den Großhandelsmärkten war zuvor der Gaspreis unter anderem durch neue entdeckte Gasvorkommen in den USA (Schiefergas) und einem größeren Zufluss von Flüssiggas stark ins Trudeln gekommen. Um möglichst keine Kunden an Konkurrenten zu verlieren, musste Eon mit den Preissenkungen mitgehen. Konsequenz: Das Gasgeschäft wurde defizitär. Angesichts der neuen Verträge mit Gazprom erhöhte Eon kurz nach der Einigung mit den Russen die Prognosen für das Geschäftsjahr 2012.

+++ Service: Hier finden Sie die aktuellen Börsenkurse im Detail +++

+++ Energiewende: Der mühsame Weg aus der Atomenergie +++

Unklar bleibt allerdings, wie nachhaltig die Verbesserungen sind. Die Verträge gelten nicht ewig. Irgendwann – wann genau, sagte Eon bisher nicht – muss wieder neu verhandelt werden. Angeschoben hat Teyssen darüber hinaus einen strikten Sparkurs und den Umbau des Konzerns: 11 000 von insgesamt 80 000 Jobs sollen bei Eon wegfallen .

Bei RWE dagegen steht die Einigung über die Gasverträge noch aus. Der Konzern machte zuletzt mit dem von Vorstandschef Terium angekündigten Sparkurs mehr von sich reden. Der Niederländer will den Versorger effizienter machen. Am Freitag verlautete aus Unternehmenskreisen, der RWE-Vorstand wolle eine neue Konzernsparte gründen, in der sämtliche Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden gebündelt werden sollen. Bestätigen wollte ein Konzernsprecherin gleichlautende Berichte von Zeitungen der „WAZ“-Gruppe zwar nicht, sagte aber, dass solche Pläne derzeit geprüft würden.

Details seiner Strategie will Terium erstmals bei der Vorlage der Quartalszahlen näher erläutern. Zu dem Maßnahmenpaket zählt auch der Abbau von weiteren Arbeitsplätzen. Mindestens 2000 Stellen, so die Befürchtungen auf Arbeitnehmerseite, sollen zusätzlich dem Rotstift zum Opfer fallen. Ohnehin sollten bisher schon 8000 der 72 000 Arbeitsplätze sozialverträglich eingespart werden beziehungsweise durch Verkäufe von Unternehmensteilen wegfallen.