Nach der Einigung auf günstigere Gaslieferverträge fordern Verbraucherschützer nun von Eon Verzicht auf angekündigte Preiserhöhung.
Düsseldorf. Deutschlands größter Energieversorger E.on bekommt das Gas aus Russland künftig deutlich billiger. Verbraucherschützer fordern deshalb vom Düsseldorfer Konzern die für September angekündigten Preiserhöhungen zurückzunehmen.
„Eon sollte jetzt nicht nur die Korken für sein Unternehmen und die Aktionäre knallen lassen, sondern der Energieriese muss die aktuell angekündigte Gaspreiserhöhung für einige Regionalgesellschaften des Unternehmens ab September nun auch komplett zurücknehmen“, verlangte am Dienstag der Vorstand der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Klaus Müller. Der Konzern will jedoch zunächst die zuletzt hohen Verluste im Gasgeschäft abbauen und seine Erträge verbessern. Das Unternehmen verdoppelte am selben Tag fast seine Gewinnprognose für 2012.
Nach schwierigen Verhandlungen hatte sich der Energieriese zuvor mit dem russischen Staatskonzern Gazprom auf günstigere Lieferkonditionen für das per Pipeline nach Deutschland transportierte Gas geeinigt. Für den Düsseldorfer Konzern ist dies ein wichtiger Durchbruch. Denn das Gasgeschäft war zuletzt – neben der Kernenergie – das größte Sorgenkind von Eon.
+++ Eon und Gazprom einigen sich über günstigere Lieferverträge +++
Allein im vergangenen Jahr schrieb der Konzern im Gashandel Verluste von rund 700 Millionen Euro. Denn die langfristigen, an den Ölpreis gekoppelten Lieferverträge mit Russland, Norwegen und anderen Ländern zwangen den größten deutschen Gasimporteur dazu, Preise zu zahlen, die deutlich über dem aktuellen Marktpreisniveau lagen.
Umso zufriedener zeigte sich der Konzern mit den nun erreichten Nachbesserungen. „Die neuen Preise sind wettbewerbsfähig“, hieß es in Unternehmenskreisen. Das Gasgeschäft könne damit nach der Schwächephase der vergangenen Jahre künftig wieder einen deutlichen Beitrag zum Konzernergebnis leisten. Zuvor hatte der Konzern bereits in Nachverhandlungen mit Norwegen und anderen Lieferanten Zugeständnisse erzielt.
Für den durch den Atomausstieg geschwächten Konzern bringt die Einigung mit Gazprom eine deutliche Entlastung. Allein im ersten Halbjahr 2012 rechnet E.on mit einem positiven Effekt von etwa einer Milliarde Euro auf das Ergebnis. Für das Geschäftsjahr 2012 erwartet der Konzern nun einen nachhaltigen Konzernüberschuss zwischen 4,1 und 4,5 Milliarden Euro. Bislang war das Unternehmen von einem Gewinn zwischen 2,3 und 2,7 Milliarden Euro ausgegangen.
Gasverbraucher können allerdings wohl erst einmal nicht mit einer Weitergabe der Preissenkung rechnen. Der Konzern habe zuletzt im Gasgeschäft hohe Verluste gemacht, die erst kompensiert werden müssten, hieß es in Unternehmenskreisen. Tatsächlich hatte E.on das Gas teilweise unter Einkaufspreis abgeben müssen. Gazprom betonte, die Einigung sichere die Stabilität der langfristigen Gasabnahmeverträge für die nächsten Jahrzehnte.
An der Börse sorgte der Eon-Erfolg nur für ein kurzes Kursfeuerwerk. Am Nachmittag notierte die Aktie des Konzerns dann leicht unter dem Niveau des Vortags.
( dapd/abendblatt.de )