Die beiden Unternehmen beendeten ein jahrelanges Tauziehen und einigten sich auf günstigere Gaslieferverträge. Eon hebt darauf Prognosen an.
Düsseldorf. Der Energiekonzern E.ON hat für sein zeitweise defizitäres Gasgeschäft günstigere Preise beim Großlieferanten GazpromGAZP.MM durchgesetzt – und umgehend seine Jahresprognose erhöht. Im ersten Halbjahr verbuche der Versorger aus der Vereinbarung mit den Russen einen positiven Effekt von einer Milliarde Euro, teilte das auch vom Atomausstieg und der Brennelementesteuer gebeutelte Unternehmen am Dienstag mit. Ob auch die eigenen Haushaltskunden von der Einigung profitieren werden, war zunächst unklar. Vorstandschef Johannes Teyssen erwartet im Gesamtjahr einen nachhaltigen Konzernüberschuss von 4,1 bis 4,5 Milliarden Euro. Bislang hatte er lediglich 2,3 bis 2,7 Milliarden Euro angepeilt. Die E.ON-Aktie legte deutlich zu.
Neben dem Atomausstieg war das Gasgeschäft für E.ON zuletzt einer der großen Belastungsfaktoren. Der Konzern schrieb hier teilweise hohe Verluste. Dies lag daran, dass E.ON Ruhrgas seinem Lieferanten Gazprom in den langfristig festgelegten Verträgen noch hohe Preise zahlen musste, während die eigenen Großkunden wie Stadtwerke nur noch die wegen des inzwischen herrschenden Überangebots gefallenen Preise berappen wollen. Die Folge: E.ON kaufte Gas teurer ein, als er es verkaufen konnte.
E.On musste Gas unter Einkaufspreis verkaufen
E.ON-Chef Teyssen hatte Gazprom-Boss Alexej Miller zu Zugeständnissen aufgefordert, biss damit jedoch lange Zeit auf Granit. E.ON hatte bereits Schiedsverfahren eingeleitet. Die Vertragsänderungen spiegelten die veränderten Marktbedingungen wider, erklärte Gazprom nun. Langfristverträge bildeten aber weiter die Grundlage für russische Lieferungen nach Deutschland. Die Vereinbarung könne zu höheren Gasexporten nach Deutschland führen, ergänzte der Gasriese. E.ON bezieht etwa ein Drittel seiner Lieferungen aus Russland. Die Laufzeit der Verträge reicht teilweise über das Jahr 2030 hinaus. Vor einigen Wochen hatten sich die Düsseldorfer bereits mit ihrem norwegischen Lieferanten Statoil auf neue Verträge geeinigt.
Gazprom hatte bereits vor wenigen Tagen eine Vereinbarung mit E.ON in Aussicht gestellt. Die Einigung sei daher zwar keine Überraschung mehr, eine gute Nachricht bleibe sie trotzdem, sagte ein Händler. Dies helfe E.ON ein großes Problem zu lösen, sagte ein weiterer Börsianer. Der Aktienkurs schoss nach der Mitteilung um bis zu 3,8 Prozent nach oben.
Verhandlungen zwischen RWE und Gazprom ziehen sich noch hin
Die Vereinbarung mit Gazprom habe einen rückwirkenden Effekt bis zum vierten Quartal 2010, erläuterte E.ON. Für das Gesamtjahr erwartet Teyssen nun einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,4 bis 11,0 Milliarden Euro. Bislang hatte er 9,6 bis 10,2 Milliarden Euro angepeilt.
Gazprom hatte auch eine baldige Einigung mit dem E.ON-Konkurrenten RWE als gut möglich bezeichnet. RWE bezieht ebenfalls einen Großteil seiner Erdgaslieferungen aus Russland. Der Konzern hatte die Erwartungen auf eine baldige Einigung mit den Russen jedoch gedämpft und weitere Zugeständnisse gefordert. „Die Vorschläge von Gazprom bleiben derzeit noch weiter hinter dem zurück, was wir mit anderen bereits erreicht haben“, hatte RWE betont. Die Einigung zwischen Gazprom und E.ON wollten die Essener am Dienstag nicht kommentieren. (reuters/abendblatt.de)