“Finanztest“ rügt: Viele Banken nennen die Zertifikate nun Anleihen. Zum Jahrestag der Lehman-Pleite protestierten geschädigte Anleger.

Berlin/Frankfurt. Banken bieten ihren Kunden Stiftung Warentest zufolge auch weiterhin so hochkomplexe Produkte wie vor der Finanzkrise an. So vertreiben viele Banken weiter Zertifikate , die für Privatanleger undurchschaubar sind, wie die Stiftung vorab aus der neuen Ausgabe von „Finanztest“ berichtet. Unter anderem die DZ Bank, die Commerzbank oder die Hypovereinsbank geben demnach Zertifikate aus, die nur von Profis überblickt werden können. Zertifikate sind Papiere, deren Rendite an den Verlauf eines Index geknüpft ist. In Deutschland waren in den vergangenen Jahren zahlreiche Unterarten wie Bonus-, Express oder Discount-Zertifikate entstanden. Verbraucherschützer hatten immer wieder kritisiert, dass die Papiere für Privatanleger zu komplex seien.

Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers vor einem Jahr bescherte Zertifikate-Anlegern dann sogar einen Totalverlust. Denn im Gegensatz etwa zu Aktien-Eigentümern sind Besitzer von Zertifikaten nicht gegen die Pleite der ausgebenden Bank geschützt. Die Lehman-Pleite führte „Finanztest“ zufolge dazu, dass viele Banken ihre Zertifikate inzwischen nicht mehr Zertifikate nennen, sondern Anleihen. Dies sei juristisch korrekt, die Banken wollten aber so nur vom „schlechten Image der Zertifikate ablenken“. Egal wie die Produkte hießen, bleibe weiterhin die Gefahr eines Totalverlusts bei Pleite der ausgebenden Bank.

Zum Jahrestag der Lehman-Pleite haben hunderte enttäuschte Anleger in mehreren deutschen Städten demonstriert. Sie verlangten die komplette Rückabwicklung ihrer von deutschen Banken und Sparkassen vermittelten Wertpapier-Zertifikate, die mit dem Zusammenbruch der New Yorker Investmentbank am 15. September 2008 nahezu wertlos geworden waren. Bei der zentralen Kundgebung in der Bankenstadt Frankfurt forderte Initiativensprecher Peter Kyritz zudem schärfere Regeln für Anlageberater. Im heutigen System könne in den Banken keine seriöse Beratung mehr erwartet werden. Weitere Demonstrationen gab es in Bremen, Hamburg und Berlin.