Der Hersteller Manganese Bronze, einer der letzten eigenständigen britischen Autobauer, könnte bald mehrheitlich den Chinesen gehören.
London. Es steht schlecht um Großbritanniens Markenzeichen. Die roten Telefonhäuschen gammeln ihrem sicheren Verfall entgegen, der Londoner Original-Doppeldeckerbus ist schon lange ausrangiert und nun auch das noch: Die typischen Londoner Taxis werden immer chinesischer. Nicht nur werden zunehmend mehr Teile für die sogenannten Black Cabs in China gefertigt.
Nun könnte auch schon bald der chinesische Autobauer Geely die Kontrolle bei dem Hersteller Manganese Bronze übernehmen – einem der letzten eigenständigen britischen Autobauer. Doch Manganese geht es nicht gut. In der Krise werden auch weniger Taxis verkauft, kosten die doch umgerechnet bis zu 40 000 Euro. Vergangenes Jahr machte das Unternehmen aus dem mittelenglischen Coventry einen Verlust von 7,5 Millionen Pfund (rund 8,3 Millionen Euro).
Und Geely – die auch den schwedischen Autobauer Volvo übernehmen wollen – hält sowieso schon einen Anteil an Manganese und produziert inShanghai bereits Black Cabs für den chinesischen Markt. Nun hat Manganese Geely angeboten, den Anteil auf 51 Prozent zu erhöhen, damit wieder Geld in die Kassen kommt. Geely bedeutet so viel wie „Glück“ – und darauf hoffen nun auch die Briten. „Wir schreiben Verluste und können uns nicht darauf verlassen, dass unsere Anteilseigner das Geschäft finanzieren“, erläuterte Mark Fryer, Finanzdirektor bei Manganese.
„Es ist schlecht für unser Land"
Zwar klagte die britische Presse schon über den Verlust eines weiteren Nationalheiligtums. Sind doch schon alle bekannten britischen Traditions-Automarken in ausländischer Hand. Mini und Rolls-Royce gehören zu BMW, Bentley zu VW. An der Sanierung von Jaguar und Land Rover versucht sich der indische Tata-Konzern und Aston Martin ist nach einem Aufenthalt bei Ford an ein internationales Investorenkonsortium gegangen.
Doch unter Taxifahrern überwiegt der Realitätssinn. „Es ist schlecht für unser Land. Aber was wird schon noch in unserem Land gebaut? Fast alles kommt aus China“, sagt Eddie Whitman. Und die Geschäfte laufen sowieso nicht gut. „Jeder hat mindestens 30 Prozent verloren. Die Leute fahren U-Bahn. Es ist einfach billiger, sich an die Ellbogen des anderen zu quetschen.“ Und auch die Mini-Cabs - Taxis, die vorbestellt werden müssen und billiger sind als die Fahrt im Black Cab – machen den traditionellen Taxifahrern das Leben schwer.
„Gefahr“ für die Black Cabs rollt zu all dem auch noch aus Deutschland an: Von Mercedes-Benz stammt das neue Taxi-Modell „Mercedes Vito“, das immer häufiger auf Londons Straßen zu sehen ist. Doch wie ein Design-Klassiker sieht der Van nicht aus, über den ästhetischen Anspruch lässt sich deshalb streiten. „Der ist doch irgendwie hässlich“, sagt Norman James, Vollblut-Taxifahrer seit 30 Jahren und Besitzer eines „richtigen“ Black Cabs, „die Touristen fahren damit auch nicht so gerne“. Und auch sein Kollege Eddie will auf jeden Fall dem Traditionsmodell treu bleiben: „Das ist das Original. Das ist die Ikone!“