Daimler, BMW & Co. wehren sich gegen Vorwürfe. Die Kanzlerin will Forschungsgelder gezielt in die Entwicklung neuer Elektofahrzeuge leiten.
Berlin. Die deutsche Auto-Industrie setzt sich gegen den Vorwurf zur Wehr, die Entwicklung des Elektroautos verschlafen zu haben. Die Chefs der Konzerne Daimler und BMW, Dieter Zetsche und Norbert Reithofer, sagten am Montag im ZDF-Morgenmagazin, die Hersteller hätten die Entwicklung alternativer Antriebe keineswegs schleifen lassen. Es sei mittlerweile eine Art Volkssport, der Autoindustrie „Schlafmützigkeit“ vorzuwerfen, klagte Zetsche.
Auf der Elektromobilitätskonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin verständigten sich am Montag Industrie und Regierung darauf, bisher schon zugesagte Forschungsmittel bis 2013 gezielt in die Entwicklung des Elektroautos stecken zu wollen. Mehr staatliche Forschungsgelder dürfte den Vorstellungen der beiden Autobauer entgegenkommen.
Merkel will Deutschland in den nächsten Jahren zum „Leitmarkt für Elektromobilität“ machen. Elektroautos seien ein Beitrag zum Klimaschutz und zugleich eine Chance für die deutsche Autoindustrie. Sie bekräftigte anlässlich des Startschusses für eine „Nationale Plattform Elektromobilität“ das Ziel, bis 2020 eine Million E- Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Für den Kauf eines Elektroautos wird es in Deutschland jedoch keine staatliche Prämien geben.
Knapp 150 Fachleute begannen in sieben Arbeitsgruppen mit der Klärung schwieriger Fragen von der Speicher- und Stromtank- Technologie bis hin zu Fragen der späteren Markteinführung. Dabei geht die Autoindustrie nach bisherigen Angaben der Hersteller davon aus, dass Elektromobile serienmäßig etwa von 2013 an verstärkt auf den Markt rollen.
Bisher schon zugesagte Forschungsmittel sollen bis 2013 gezielt in die Entwicklung des Elektroautos gesteckt werden. Erst nach einer Zwischenbilanz des Elektromobilitätskonzepts will sie „über den konkreten Umfang von Beiträgen zur Förderung von Forschung und Entwicklung entscheiden“. Darauf verständigten sich Regierung, Industrie und Wissenschaft in Berlin zum Auftakt des Spitzentreffens zu diesem Thema.
Wie es hieß, will die Automobil-Industrie in den nächsten Jahren voraussichtlich rund 20 Milliarden Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung investieren. Dabei solle „ein maßgeblicher Teil dieser Aufwendungen in Elektromobilität, kraftstoffeffiziente Fahrzeuge sowie andere energiesparende Maßnahmen investiert“ werden. Von dem Treffen in Berlin erwartet die Autobranche ein wichtiges Signal, auch um die unterschiedlichen Branchen von der Energiewirtschaft bis zu den Herstellern unter einen Hut zu bringen.
Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt deutsche Unternehmen bei Erforschung und Entwicklung von Batterietechnologien für die Elektromobilität. Das Ministerium richtete einen neuen Förderschwerpunkt „Speicher“ ein, der die gesamte Bandbreite der unterschiedlichen mobilen und stationären Stromspeichertechnologien abdeckt. Ressortchef Rainer Brüderle (FDP) sagte: „Hier ist der Industrie- und Innovationsstandort Deutschland mit seinen klugen Köpfen in kleinen, mittelständischen, aber auch großen Unternehmen gefordert. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam Erfolg haben werden.“
Audi-Chef Rupert Stadler sagte dem Fernsehsender n-tv: „Im Bereich der Elektromobilität bewegen wir uns natürlich auf einem Langstreckenrennen. Wir wollen und wir müssen Geschwindigkeit aufnehmen und deshalb finde ich es sehr gut, dass wir jetzt einen Schulterschluss üben zwischen Politik, den Elektro-Betreibern, der Automobilindustrie, auch den Gewerkschaften, aber auch den Forschungsbereichen“ – ungeachtet des immensen Konkurrenzdrucks in der Autoindustrie.