Warum zahlte Formel-1-Boss Ecclestone dem Ex-Banker Gribkowsky Millionen? Vor dieser Frage steht die Anklage - zwei Versionen gibt es.
München. Ein Fakt ist sicher: Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat dem ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar gezahlt . Aber warum? Dazu haben die Richter im Prozess vor dem Landgericht München zwei Versionen gehört: Erst die von Ecclestone und vergangene Woche die von Gribkowsky.
Erpressung, meint Ecclestone. Bestechung, konterte Gribkowsky. Bei seinem Schlussplädoyer am Mittwoch (27. Juni) wird der Staatsanwalt sagen, welche Version er für glaubhaft hält. Die Kernaussagen der beiden im Überblick:
+++ Ex-Banker Gribkowsky legt Geständnis ab +++
+++ Hintergrund: Die BayernLB und die Formel 1 +++
Was Gerhard Gribkowsky sagt:
Der 54-Jährige hat Richter und Staatsanwälte acht Monate schmoren lassen, bevor er den Mund aufmachte. Erst kurz vor Prozessende packte er dann aus und gab zu, die Millionen von Ecclestone erhalten zu haben. „Bestechungsgeld“, sagt er den Richtern. Gribkowsky hatte als Vorstand der BayernLB im Jahr 2006 die Aufgabe, die Beteiligung der Bank an der Formel 1 zu verkaufen und traf dabei immer wieder Ecclestone, den Herrscher der Rennserie.
„Sie kommen an gar nichts ran, wenn er nicht will“, sagte Gribkowsky. Eins wollte Ecclestone aber unbedingt: Die Bank am Steuer der Formel 1 los werden. Deshalb habe er Gribkowsky gedrängt, die Anteile der BayernLB an den britischen Investor CVC zu verkaufen. Dafür winkte er Gribkowsky mit einem Posten in der Glamourwelt der Formel 1.
„Wenn Du mir hilfst, die Formel 1 zu verkaufen, dann beschäftige ich Dich als Berater“, habe Ecclestone dem Banker gesagt und ihn kurz darauf nach seinen finanziellen Vorstellungen gefragt. „Tell me numbers (Nenne mir Zahlen) – das weiß ich bis heute“, sagte Gribkowsky vor Gericht.
Der Banker nannte 50 Millionen Dollar – und bekam auch fast so viel. Die Anklage wirft Gribkwosky deshalb Bestechlichkeit vor – und zudem Steuerhinterziehung und Untreue. Im Gegenzug für sein Geständnis kann Gribkowsky mit maximal neun Jahren Haft rechnen.
+++ Gribkowsky/Ecclestone: Die Köpfe im Schmiergeldprozess +++
Was Bernie Ecclestone sagt:
Der 81-Jährige Formel-1-Boss wurde im November zwei Tage lang als Zeuge vor dem Münchner Landgericht von Richtern und Staatsanwälten befragt. Auch er gab zu, Gribkowsky das Geld gezahlt zu haben – weil er sich von dem Banker aus Bayern erpresst gefühlt habe und eine Anzeige bei den britischen Steuerbehörden fürchtete.
„Herr Gribkowsky war sehr gut darin, mich subtil zu bedrohen und in Angst zu versetzen“, sagte der 81-Jährige. Er sei in seinem Leben zwar schon mehrfach bedroht worden. „Aber so noch nie.“
Ihm sei es darum gegangen, Gribkowsky „friedlich, freundlich und ruhig“ zu halten, „damit er nicht auf dumme Gedanken kommt“, sagte Ecclestone. Ecclestone hat nach eigener Aussage befürchtet, der Banker hätte den britischen Steuerbehörden Gerüchte über die Bambino-Familienstiftung seiner Frau mitteilen können, die ihn teuer zu stehen hätten kommen können – von denkbaren Steuernachzahlungen in Höhe von 2 Milliarden Pfund war die Rede.
+++ Ecclestone: Gribkowsky hat mir immer wieder gedroht +++
Die anderen Mitarbeiter der BayernLB soll Ecclestone damals als „Clowns“ bezeichnet haben. Er widersprach nicht, als er vor Gericht mit diesem Begriff konfrontiert wurde. Wahrscheinlich habe er das gesagt. „Das hört sich an wie von mir“, sagte er schmunzelnd.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der Millionenzahlungen zwar auch gegen Ecclestone, sicherte ihm aber für die Zeugenbefragung in München freies Geleit zu. Damit konnte er sicher sein, in Deutschland nicht festgehalten zu werden. Über eine mögliche Anklage gegen Ecclestone hat die Münchner Staatsanwaltschaft noch nicht entschieden. Für das weitere Ermittlungsverfahren will sie erst das Urteil gegen Gribkowsky abwarten.