Um Bestechungsgelder in Millionenhöhe geht es im Prozess gegen Ex-Banker Gribkowsky. Für Glamour sorgt der Zeuge und Formel-1-Chef Ecclestone.

München. Schnelle Autos, schöne Frauen und Millionen – Bernie Ecclestone ist der große Chef im Formel-1-Zirkus. Ohne den 81-Jährigen läuft im Rennsport nichts, er prägt das PS-Spektakel seit Jahrzehnten. Am kommenden Mittwoch (9. November) und Donnerstag wird Ecclestone sich an einem erheblich tristeren Ort wiederfinden. Vor dem wenig glamourösen Landgericht München I soll der Brite im Strafprozess gegen den Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky aussagen. Der Auftritt dürfte der Höhepunkt des Mammutverfahrens sein.

+++ BayernLB-Anwälte: Ecclestones Provision schien normal +++

+++ Neues aus der Formel 1-Affäre: Gerhard Gribkowsky vor Gericht +++

44 Millionen Dollar Bestechungsgeld soll „Ecc“ an „Dr. Gri“, wie beide in der Anklage heißen, gezahlt haben. Gribkowsky verkaufte für die BayernLB deren Anteile an der Rennserie an den Investor CVC - auch dank der Vermittlung von Ecclestone – und kassierte mit. Für die Staatsanwälte ist Gribkowsky ein Täter, der sich der Bestechlichkeit, der Untreue und der Steuerhinterziehung schuldig machte und der Bank einen Schaden von 66,5 Millionen Dollar einbrockte, bestehend aus 41,5 Millionen Dollar Provision für Ecclestone und weiteren 25 Millionen für dessen Familienstiftung. Ohne die angebliche Kungelei zwischen „Dr. Gri“ und „Ecc“ wäre das aber nicht nötig gewesen.

Der ehemalige Risiko-Chef der Landesbank dürfte das ganz anders sehen. Er selbst schweigt vor Gericht, verfolgt das nicht selten dröge Verfahren aber hochaufmerksam, manchmal schmunzelnd, manchmal verärgert, aber – so scheint es – stets siegesgewiss. Seine Anwälte halten die Vorwürfe für „an den Haaren herbeigezogen“ und rechnen damit, dass die Anklage „in sich zusammenfallen wird“. Daran dürfte auch Ecclestone gelegen sein, denn auch gegen ihn wird ermittelt. Ob und wann es eine Anklage geben wird, ist allerdings offen.

Aus Sicht von Gribkowsky hat er gut und hart verhandelt. Er sollte die Anteile an der Formel 1, die der Bank als Sicherheit für einen Kredit der insolventen Kirch-Gruppe geblieben waren, zu Geld machen. Gribkowsky verkaufte die Anteile schließlich für rund 840 Millionen Dollar an CVC. Auch aus Sicht der Anklage war der Preis in Ordnung. Für die BayernLB selbst war es ein „sehr gutes Ergebnis“, wie Ex-Vorstandsmitglied Stefan Ropers in seiner Aussage angab, in den eigenen Büchern war der Wert mit 360 Millionen Euro taxiert worden.

Der damalige Bank-Chef Werner Schmidt bescheinigte Gribkowsky einen „hohen Einsatz“ bei den Verkaufsbemühungen. „Er hat sich unheimlich engagiert.“ Im Gegenteil habe sich die Bank bereits darauf eingestellt, dass das Paket wertlos werden könnte. Auch die geforderte Provision für Ecclestone in Höhe von 40 Millionen Euro habe die Bank nicht geschreckt, denn man habe den Deal nicht gefährden wollen. Von den Millionen für Gribkowsky, die über Umwege in eine Stiftung in Österreich flossen, habe man nichts gewusst.

Noch viele Zeugen sollen helfen, Licht in die Umstände des Deals zu bringen, der Prozess ist ein Marathon. Ursprünglich sollte das Verfahren bis Ende Januar dauern, doch der Vorsitzende Richter Peter Noll verlängerte den vereinbarten Rhythmus von Sitzungen am Montag, Mittwoch und Freitag angesichts der Zeugenliste bereits bis Ende Februar. (dpa/abendblatt.de)