Während das Ringen um die Umschuldung in Athen weiter geht, mahnt Troika-Chef Reichenbach mehr Geduld bei der Umsetzung der Reformen an.

Athen. In Athen gehen die Verhandlungen um den notwendigen Schuldenschnitt in Höhe von 100 Milliarden Euro für das von der Staatspleite bedrohte Griechenland scheinbar in die Endrunde. Am Donnerstagabend sollen der griechische Ministerpräsident Lucas Papademos mit dem Chef des Internationalen Bankenverbandes IIF, Charles Dallara, erneut zusammenkommen. Bereits am Vorabend hatte sich Dallara mit dem Regierungschef und Finanzminister Evangelos Venizelos getroffen. Griechische Medien berichteten, die Verhandlungen seien hart gewesen, befänden sich aber kurz vor einem Abschluss.

Die Anzeichen für eine mögliche Einigung verdichteten sich auch deswegen, weil sich Papademos nach Informationen des staatlichen Fernsehens am Abend mit den Vorsitzenden der drei Parteien treffen will, die seine Regierung unterstützen. Im Mittelpunkt der Beratungen mit den Sozialisten, Konservativen und einer kleinen rechtsgerichteten Partei sollen nach übereinstimmenden Medienberichten die Verhandlungen über den Schuldenschnitt und weitere harte Sparmaßnahmen stehen.

+++ Fragen & Antworten: Zum Ringen um den griechischen Schuldenschnitt +++

+++ Athen und Gläubigervertreter ringen miteinander +++

Wie die Athener Zeitung „To Vima“ berichtete, soll es eine vorläufige Eingigung der Regierung in Athen mit dem Bankenvertreter Dallara zum Schuldenschnitt geben. Knackpunkt war bislang der Zinssatz der neuen Anleihen, die nach einer Einigung die alten ersetzen sollen. Hier ist nun von einem Zinssatz im Durchschnitt von vier Prozent die Rede. Die Laufzeit solle 30 Jahre betragen. Offizielle Quellen wollten diese Information nicht kommentieren.

Den teilweisen Schuldenerlass für Athen in Höhe von 50 Prozent sollen private Gläubiger wie Banken, Versicherungen und Hedge-Fonds freiwillig schultern. Ihr Engagement ist ein entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland. Doch vor allem Hedge-Fonds sollen sich weigern mitzumachen.

Regierungschef Papademos hatte am Vortag gedroht, private Gläubiger per Gesetz zum Forderungsverzicht zu zwingen. Griechische Medien berichteten, Hedge-Fonds und andere Geldinstitute drohen ihrerseits mit einem juristischen Verfahren gegen Griechenland, sollte dieser Fall eintreten.

Unterdessen setzt die sogenannte Troika – Experten der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) – in der griechischen Hauptstadt ihre Prüfung der Bücher fort. Ohne ihr grünes Licht kann Athen nicht auf weitere Finanzspritzen hoffen. Mit Ergebnissen wird in der nächsten Woche gerechnet. Die Experten prüfen in regelmäßigen Abständen, welche Fortschritte Athen bei der Umsetzung der Auflagen für die internationalen Kredithilfen gemacht hat. Davon hängt die Auszahlung der nächsten Tranche aus dem Hilfspaket ab.

Horst Reichenbach, Chef der Troika, hat etwas mehr Geduld mit Griechenland bei der Umsetzung von Reformen gefordert. „Es geht langsam voran“, sagte Reichenbach am Donnerstag in der ARD. Wunder dürfte man keine erwarten. Die politische Klasse in Griechenland wisse aber, „dass sie handeln muss, dass sie was leisten muss“. Es gehe um die Zukunftsfähigkeit des Landes.

„Es ist wichtig, dass man in den Zeitabläufen etwas großzügiger mit Griechenland ist“, erklärte Reichenbach weiter. Man müsse aber auch aufzeigen, dass Fortschritt da seien. Zugleich warnte er, dass auch bislang relativ gesunde Branchen, wie der Tourismus, von der Kreditklemme in dem Land bedroht seien. (dpa/Reuters/abendblatt.de)