Gepräche zwischen Athen und den privaten Gläubigern über die Umschuldung laufen auf Hochtouren. Weitere Hilfskredite noch nicht gesichert.

Athen. Die Gespräche zwischen dem verschuldeten Griechenland und der Finanzwirtschaft über den dringend benötigten Schuldenschnitt gehen weiter. „Es wird mit Hochdruck verhandelt“, sagte ein Mitarbeiter des Finanzministeriums. Einzelheiten nannte er nicht. Aus Regierungskreisen hieß es, mit einem Abschluss werde nicht vor Ende nächster Woche gerechnet. Die Gespräche führen der Chef des internationalen Bankenverbandes (IIF), Charles Dallara, und der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos. Am Vortag hatte der IIF erklärt, es gebe immer noch „ungelöste Kernpunkte“ und die Zeit werde knapp. Wo genau die Knackpunkte liegen, wurde offiziell nicht bekannt.

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Nach Informationen aus griechischen Quellen geht es um den Zinssatz der neuen Anleihen, die nach dem Schuldenschnitt von 50 Prozent ausgegeben werden sollen und die alten Anleihen ersetzen sollen, sowie um Garantien, dass es keinen neuen Schuldenschnitt geben werde. Zudem werde verhandelt, welches Recht bei möglichen juristischen Verwicklungen gelten soll. Die Banken wollen, dass in diesem Fall das britische Recht gilt und Streitigkeiten im Vereinigten Königreich ausgehandelt werden, hieß es.

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Die Umschuldung gilt als entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland. Sie ist auch Voraussetzung für die Auszahlung weiterer Hilfskredite. Auch wenn es zu einer Einigung der Rahmenbedingungen mit dem IIF kommen wird, werde die Lage weiterhin „gefährlich“ bleiben, heißt es bei Experten in Athen. Dann nämlich werde es bis zu sechs Wochen lang Zeit für die einzelnen Banken und anderen Haltern griechischer Anleihen geben, zu erklären, ob sie am Schuldenschnitt teilnehmen. Verschiedene Banken und Hedge-Fonds setzen nach Schtäzungen der Presse in Athen entweder auf die volle Auszahlung der griechischen Schulden oder auch auf Ausfallversicherungen und weigern sich, am Schuldenschnitt teilzunehmen.

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Aus diesem Grund könnte der erwünschte Schuldenschnitt die als Ziel angepeilten 100 Milliarden Euro nicht erreicht werden. Dann wären zusätzliche Hilfen für Athen nötig. Mit dem Schuldenschnitt soll der Schuldenberg von 160 Prozent auf 120 Prozent der Bruttoinlandsproduktes (BIP) gedrückt werden.

Am Sonntag wird auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle in Athen zu einem kurzen Arbeitsbesuch erwartet. Im Mittelpunkt werde die schwere Finanzkrise stehen, hieß es in Athen seitens des griechischen Außenministeriums. Anfang kommender Woche werden auch die Experten der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) in Athen erwartet. Von ihrem Urteil hängt unter anderem die Auszahlung weiterer Hilfskredite ab. (dpa/abendblatt.de)