Hedgefonds könnten freiwilligen Schuldenschnitt blockieren – Kreditausfallversicherungen werden teurer.

Die jüngste Erfolgsgeschichte geglückter Anleihe-Auktionen von Ländern der Euro-Peripherie hat sich am Freitag fortgesetzt. Italien hat zwei- und vierjährige Papiere im geplanten maximalen Volumen von 4,75 Milliarden Euro am Markt untergebracht und muss darauf zum Teil deutlich niedrigere Zinsen zahlen als zuletzt. Die Rendite für im November 2014 fällige Anleihen sank von 5,66 auf 4,83 Prozent, für 2018 fällige Papiere stieg sie dagegen leicht auf 5,75 von 5,62 Prozent.

Bereits am Vortag waren Auktionen Spaniens und Italiens überraschend gut gelaufen und beide Staaten kamen in den Genuss deutlich niedrigerer Zinsen. Zudem brachte Spanien ein fast doppelt so hohes Schuldenvolumen unter wie geplant und hat Schätzungen zufolge bereits 12 Prozent seines Refinanzierungsbedarfs für 2012 gedeckt. In Reaktion gaben die Renditen am Sekundärmarkt deutlich nach und 10-jährige italienische Anleihen rentieren mittlerweile unter 6,5 Prozent, nachdem sie zu Wochenbeginn noch bei über 7 Prozent lagen.

Die gute Nachfrage nach Anleihen aus der Europeripherie wird neben den Sparanstrengungen der betreffenden Länder vor allem der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) gutgeschrieben. Vor dem Jahreswechsel hatte die EZB den Geschäftsbanken über einen Dreijahrestender 489 Milliarden Euro zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen zugeführt. Diese Gelder fließen nun offenbar zum Teil an den Anleihemarkt und sorgen somit für eine Entlastung der hoch verschuldeten Staaten.

An den Finanzmärkten wird die jüngste italienische Auktion eher etwas ernüchtert zur Kenntnis genommen, nachdem die Auktionen am Vortag noch für Freudensprünge gesorgt hatten. Devisenexperte Paul Robinson von Barclays Capital bezeichnet die Ergebnisse als gemischt, „nicht fantastisch oder furchtbar, aber die spanische Auktion gestern war viel besser“.

Die Erwartungshaltung sei sehr hoch gewesen, heißt es an anderer Stelle. Nach den sehr guten Auktionen am Donnerstag hätten die Anleger auf ein ähnliches Ergebnis gehofft, sprich auf noch deutlicher sinkende Renditen gehofft.

Zudem richtet sich das Augenmerk nun wieder verstärkt der Entwicklung in Griechenland, wo sich die Verhandlungen über einen Schuldenschnitt unter freiwilliger Beteiligung der Gläubiger weiter hinziehen.

Nächste Woche reist die Troika aus Vertretern der EU, der EZB und des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach Athen, um die Fortschritte bei Reformen und Haushaltskonsolidierung zu beurteilen. In seiner jüngsten Stellungnahme betonte der IWF noch einmal ausdrücklich, dass eine Freiwilligenquote von nahe 100 Prozent eine der Voraussetzungen ist, dass das Schuldenniveau Griechenlands auf ein zu bewältigendes Niveau gesenkt werden kann.

Die Signale vom Anleihemarkt sprechen indes nicht für dieses Wunschergebnis. Irgendeine Art von Einigung dürfte zwar zustande kommen, doch dass sich alle Gläubiger daran beteiligen werden, danach sehe es nicht aus, sagten die Experten der ING Bank. Damit droht den Regeln des Anleihemarkts folgend aber die Feststellung eines offiziellen Zahlungsausfalls Griechenlands und damit auch die Inanspruchnahme von Kreditausfallversicherungen (CDS), was die EU immer vermeiden wollte.

Dass die Möglichkeit eines Zahlungsausfalls weiter gespielt wird, ist an den steigenden CDS-Preisen auf griechische Anleihen in den vergangenen Wochen abzulesen. Die höheren CDS-Kosten wiederum gelten als Indiz, dass einige Anleihegläubiger, insbesondere Hedgefonds, einer Lösung auf freiwilliger Basis nicht zustimmen werden.

Aus Verhandlungskreisen war am Donnerstag zu hören, dass wichtige Fragen weiter ungeklärt seien. Dabei steigt der Druck auf eine Einigung, da Griechenland im März fällige Papiere über 14,5 Milliarden Euro bedienen muss.

Nach konstruktiven Verhandlungen sind wir in der finalen Phase“, sagte eine in die Gespräche eingebundene Person nach einem Treffen von Finanzminister Evangelos Venizelos und dem Geschäftsführer des internationalen Bankenverbandes (IIF), Charles Dallara. Weitere Verhandlungen sind für diesen Freitag angesetzt.

„Wir sind sehr besorgt über die fehlenden Fortschritte“, sagte Dallara, der für mehr als 400 Banken an den Verhandlungen teilnimmt. „Alle Parteien müssen sich jetzt zusammenfinden ... und das muss in den kommenden Tagen passieren.“

In Brüssel treffen sich gegenwärtig hochrangige Finanzbeamte aus der Eurozone, um Details für das zweite Rettungspaket auszuarbeiten. Ursprünglich hatten sich beide Seiten auf einen „Haircut“ von 50 Prozent der Staatsanleihen verständigt. Wegen der sich verschärfenden Wirtschaftskrise könnte dies aber nicht mehr ausreichen, um Griechenland die benötigte Luft zu verschaffen. Nach früheren Insidermeldungen will die Regierung mit verschiedenen Anreizen erreichen, dass die privaten Gläubiger nun auf 60 Prozent ihrer Engagements verzichten. (dapd)