London. Wer für griechische Staatsanleihen gerade mal 20 bis 45 Cent pro Euro bezahlt hat, der würde selbst bei einem 50-prozentigen Haircut noch einen Gewinn einstreichen. Eine andere Rechnung scheint allerdings viel attraktiver: Falls Griechenland pleitegehen sollte, werden Kreditausfallversicherungen (CDS) fällig – die den gesamten Nominalwert der Hellas-Bonds ersetzen. Etliche Hedgefonds, die den Banken die toxischen Anleihen abgekauft und sich zusätzlich mit CDS eingedeckt haben, wetten anscheinend genau darauf. Für sie wäre es viel lukrativer, wenn die Gespräche über die Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenland-Rettung scheitern und möglicherweise schon im März die Zahlungsunfähigkeit des Landes ausgerufen wird. Und eben danach sieht es im Moment aus.

„Ich denke, wir sitzen das aus“, bringt es ein Hedgefonds-Manager auf den Punkt. „Die Politik in Europa ist so langsam. Es kann ewig dauern, bis die eine Lösung haben. Das hier ist wahrscheinlich die einzige Gelegenheit für Investoren, voll ausgezahlt zu werden.“ Für die Politik aber wäre es ein großer Gesichtsverlust, die Hedgefonds wegen der CDS davonkommen zu lassen. „Das ist genau das, was die Staaten hassen“, sagt ein Insider, der Einblick in die Gläubigerverhandlungen hat.

Die Beträge, um die es in Griechenland geht, sind gewaltig. Von den Staatsschulden liegen mehr als 200 Milliarden Euro bei privaten Gläubigern – Banken, Versicherer, Fonds aller Art. Wie viel davon auf Hedgefonds entfällt, darüber rätselt selbst die Branche. Bis zu 25 Prozent der privaten Gläubiger konnten bislang nicht identifiziert werden, heißt es in Finanzkreisen. Das könnte erklären, warum die ursprünglich geplante Beteiligungsquote von 90 Prozent aller Voraussicht nach nicht erreicht wird. Die Krux: Stimmen weniger Gläubiger dem geplanten Forderungsverzicht von 50 Prozent zu, dann kommen die erhofften 100 Milliarden Euro nicht zusammen.

Die im Verborgenen agierenden Hedgefonds sind schwer zu fassen. Mehrere Personen aus dem Umfeld der Gläubigerverhandlungen verweisen unter anderem auf die beiden amerikanischen Größen York Capital Management und Och-Ziff Capital Management, die Kundengelder im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich verwalten. Die Hedgefonds hätten zusammen inzwischen so viele Hellas-Bonds angehäuft, dass sie mit ihrem Gewicht die Gläubigerbeteiligung leicht torpedieren könnten, heißt es. Die Firmen selbst äußern sich nicht dazu.

Fragen werfen allerdings zwei andere Beispiele auf: So sitzen die beiden Hedgefonds Marathon Asset Management und Greylock Asset Management mit am Verhandlungstisch für die Gläubigerbeteiligung. Beide Firmen sind auf den Ankauf notleidender Bonds aller Art spezialisiert. Gut möglich, dass sie sich am Ende mit einem kleinen Gewinn zufriedengeben statt hoch zu pokern, also 50 Prozent statt 100 Prozent nehmen. Aber Genaues weiß man nicht. (Reuters)