Die insolvente Kette wird abgewickelt – tausende Mitarbeiter arbeitslos. Die Töchter IhrPlatz und Schlecker XL haben Zukunftschancen.

Ehingen/Berlin. Der monatelange Kampf um die Drogeriemarktkette Schlecker ist vorbei – der insolvente Konzern wird endgültig abgewickelt. Von dieser Entscheidung, die von den Schlecker-Gläubigern am Freitag in Berlin getroffen wurde, sind auch die verbliebenen Schlecker-Mitarbeiter betroffen: Rund 13.200 Mitarbeiter in Deutschland werden ihre Jobs verlieren. „Die traurige Nachricht ist, das eine Gesamtlösung für Schlecker nicht möglich ist“, sagte der Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz .

„Die Angebote waren nicht akzeptabel, weil sie deutlich unter einer Zerschlagung lagen“, erklärte Geiwitz laut Mitteilung. „Ich bedaure diese Entscheidung im Hinblick auf die vielen, zum Teil langjährigen Schlecker-Mitarbeiter sehr, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren“, betonte er.

+++ Die Drogeriemarktkette wird endgültig zerschlagen +++

+++ Die Zitterpartie hat bald ein Ende – Ausgang offen +++

„Das Restrukturierungskonzept war sehr anspruchsvoll aber grundsätzlich machbar.“ Ein Knackpunkt sei die Zahl der Kündigungsschutzklagen gewesen, wegen derer Investoren ihre Angebote reduziert hätten, sagte der Insolvenzverwalter in Berlin.

Investor Berggruen sagte bereits in der Nacht ab

So sei der potenzielle Investor Nicolas Berggruen bereits in der Nacht zum Freitag abgesprungen, sagte Geiwitz. Hauptgrund für den Rückzug des Karstadt-Eigners Berggruen seien die rund 4500 Kündigungsschutzklagen gewesen. Abgeschreckt habe ihn auch das mediale Interesse an Schlecker.

+++ Schlecker-Mitarbeiter setzen auf Karstadt-Eigner Berggruen +++

Bis zuletzt hatten die Schlecker-Mitarbeiter auf einen Retter in letzter Sekunde gehofft. Die meisten vergebens. Lediglich die 1100 Beschäftigten von Schlecker XL sind vorerst davongekommen, für die Tochtergesellschaft gebe es eine „eigenständige Zukunft“. Auch die rund 3990 IhrPlatz-Mitarbeiter können aufatmen.

Alle anderen – rund 13.200 Menschen – werden bis Ende Juni die Kündigung erhalten. Schlecker werde zeitnah mit Ausverkaufsaktionen beginnen. Parallel würden Gespräche über den Verkauf der noch verfügbaren Auslands-Geschäfte von Schlecker und der Immobilien sowie Lager beginnen. Ende März hatten bereits 11.000 Schlecker-Beschäftigte im Zuge der Insolvenz ihren Arbeitsplatz verloren.

Zuletzt war Insolvenzverwalter Geiwitz noch in „harten Verhandlungen“ mit den zwei verbliebenen Interessenten gewesen: Dem Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen und dem US-Investor Cerberus Capital Management. Vergangenen Freitag (25. Mai) hatten die Gläubiger zur Schlecker-Rettung eine letzte Galgenfrist von einer Woche eingeräumt, die Angebote der Investoren nachzubessern. Die Hoffnung lag bei vielen vor allem auf Berggruen. Ihm wurde zugetraut, sich auf das Risikoprojekt Schlecker einzulassen.

Am Freitagvormittag lief dann die letzte Frist der drei größten Gläubiger aus. Es habe kein Angebot im akzeptablen Bereich“ vorgelegen, hieß es von der Insolvenzverwaltung.

+++ Schlecker: Rund 10.000 Kündigungen sind in der Post +++

Die Gewerkschaft Verdi hatte unmittelbar vor Beginn der Gläubiger-Beratungen mehr Zeit gefordert . „Wir fänden es fatal, wenn alle Chancen auf eine Rettung dieser doch noch fast 15.000 Arbeitsplätze bei Schlecker am Zeitdruck scheitern würden“, sagte Verhandlungsführer Bernhard Franke im Bayerischen Rundfunk.