Verdi kritisert Sanierungsplan von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Hunderte Ex-Schlecker-Mitarbeiter klagen gegen Kündigung.

Ehningen/Ulm. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert den Sanierungsplan von Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. „Wir haben den Eindruck, dass einiges in dem Konzept eher dem Betriebswirtschaftshandbuch eines Unternehmensberaters entspricht, aber nicht mit der betrieblichen Wirklichkeit bei Schlecker abgeglichen worden ist“, sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz in Ulm. Dort ist die Gewerkschaft seit Donnerstag in Gesprächen mit der Insolvenzverwaltung über einen Sanierungstarifvertrag für die verbliebenen 13 500 Mitarbeiter der insolventen Drogeriekette. Streitpunkt ist Geiwitz’ Forderung nach einem Lohnverzicht. Ergebnisse werden nächste Woche erwartet.

Der Insolvenzverwalter ist derzeit aber nicht nur wegen des angestrebten Sanierungstarifvertrags unter Druck. Einer von drei engeren Bewerbern für die Übernahme von Schlecker war am Donnerstag überraschend und ohne Angabe von Gründen abgesprungen. Dabei galt der osteuropäische Finanzinvestor Penta als aussichtsreicher Kandidat im Rennen um Schlecker. Das sei ein üblicher Vorgang in einem Prozess der Investorensuche, sagte die Insolvenzverwaltung dazu.

Ärger gibt es auch mit den im Zuge der Insolvenz gekündigten Beschäftigten: Hunderte frühere Schlecker-Mitarbeiter wehren sich gegen ihre Kündigung. Anfang der Woche waren bei Arbeitsgerichten Kündigungsschutzklagen von rund 450 Ex-Schlecker-Beschäftigten eingegangen. Die Gerichte rechnen mit weitaus mehr Klagen.

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Geiwitz hatte stets betont, dass Kündigungsklagen potenzielle Investoren abschrecken könnten. Am Freitag hieß es von der Insolvenzverwaltung, dass nur eine „hohe Zahl“ von Klagen eine Gefahr für die Investorensuche darstellen könne. Einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“, dass die Gefahrenschwelle bei 2000 Klagen liege, wollte der Sprecher nicht bestätigen.

Derweil versucht die Insolvenzverwaltung offene Fragen der Gewerkschaft für den Sanierungstarifvertrag in Ulm zu beantworten. Verdi will eine Einigung nicht unnötig hinauszögern, beharrt aber auf überzeugenden Antworten, bevor es in konkrete Verhandlungen gehen soll: „Wir verlangen, dass das Konzept durchweg plausibel und nachvollziehbar ist, auch in den Annahmen über die Zukunft“, sagte Schmitz.

Das von der Unternehmensberatung McKinsey erstellte Fortführungskonzept sei zwar eine wichtige Voraussetzung für konkrete Verhandlungen um einen möglichen Sanierungsbeitrag der Beschäftigten. Ebenso wichtig seien aber die Konzepte von möglichen Investoren, um über einen von Geiwitz geforderten Lohnverzicht entscheiden zu können. „Wir sind zuversichtlich, eine Lösung zu finden“, sagte Schmitz. (dpa)