Der Insolvenzverwalter der Drogeriekette wies einen Medienbericht zurück, wonach nur noch unseriöse Investoren Interesse an Schlecker hätten.

Ehingen/Hamburg. Scheidet eine Planinsolvenz als Option für die Rettung von Schlecker aus? Nicht wenn es nach Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz geht. Er setzt weiterhin auf eine Übernahme der insolventen Drogeriemarktkette durch einen Investor und zerstreut Bedenken. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters sagte am Mittwoch: „An der Qualität der Angebote hat sich nichts geändert“. Man sei weiter mit seriösen Investoren im Gespräch. Er wies damit einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ zurück, wonach nur noch „Halunken“ Interesse an einer Übernahme zeigten.

+++Verdi nicht überzeugt von Sanierungsplan für Schlecker+++

+++Viele Ex-Schlecker-Mitarbeiter klagen gegen Kündigung+++

„Es wird mit Hochdruck weiter an der Restrukturierung gearbeitet und auch Gespräche mit Investoren werden weiterhin geführt“, sagte der Sprecher weiter. Nach dem Absprung des aussichtsreichen Finanzinvestors Penta aus Osteuropa sind noch fünf „ernsthafte“ Kandidaten im Rennen, hieß es zuletzt.

Doch die Schlecker-Rettung zieht sich weiter hin. Am Mittwoch trafen sich Vertreter der Insolvenzverwaltung mit der Gewerkschaft in Ulm zu weiteren Sondierungsgesprächen über einen angestrebten Sanierungstarifvertrag. Verdi hatte als Voraussetzung für konkrete Verhandlungen die Klärung noch offener Fragen gefordert. Das Schlecker-Fortführungskonzept weise noch Schwachstellen auf, sagte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke. Konkrete Ergebnisse wurden bei dem Ulmer Treffen nicht erwartet.

Hunderte ehemalige Schlecker-Beschäftigte haben unterdessen mit der rechtlichen Unterstützung von Gewerkschaften Klage gegen ihre Kündigung eingereicht. Diesen Weg beschritten bundesweit mehr als 500 Ende März gekündigte Mitarbeiterinnen der insolventen Drogeriekette, wie Sabine Burgschat vom Rechtsschutz des Deutsches Gewerkschaftsbundes (DGB) am Dienstag sagte. Der DGB-Rechtsschutz sei etwas überrascht über die vergleichsweise geringe Zahl. „Wir gehen davon aus, dass sich viele Frauen nicht getraut haben“, sagte Burgschat. Der DGB bietet Gewerkschaftsmitgliedern rechtlichen Beistand in Fragen des Arbeitsrechts.

Am Dienstag verkündete das Landesarbeitsgericht in Stuttgart die Zahl der eingereichten Kündigungsklagen für Baden-Württemberg. Allein im Südwesten leiteten demnach insgesamt 462 frühere Schlecker-Mitarbeiter juristische Schritte gegen ihren früheren Arbeitgeber ein. Bereits in dieser Woche sind in einigen Gerichten Güteverhandlungen geplant.

Ende März war im Zuge der Schlecker-Pleite bundesweit mehr als 10.000 Beschäftigten gekündigt worden, nachdem eine Auffanggesellschaft für diese gescheitert war. Insolvenzverwalter Geiwitz befürchtet für die Schlecker-Rettung, dass eine „hohe Zahl“ von Klagen potenzielle Investoren abschrecken könnte. Die Gewerkschaft Verdi hatte angekündigt, die entlassenen Mitarbeiter nicht zu rechtlichen Schritten ermuntern zu wollen. Die Gewerkschaften haben ihren Mitgliedern aber auf Wunsch Rechtsschutz gewährt, Klagen gesammelt und bei den Arbeitsgerichten eingereicht.

Interesse an den gekündigten Schlecker-Beschäftigten zeigten bisher die Konkurrenten dm und Rossmann. Der Lebensmittelhändler Edeka hat einem Bericht des „Tagesspiegels“ vom Mittwoch zufolge bereits frühere Schlecker-Mitarbeiterinnen eingestellt. „Wir haben schon zahlreiche Verträge abgeschlossen. Es gibt keine Vorbehalte, frühere Schlecker-Mitarbeiter sind willkommen“, sagte Edeka-Chef Markus Mosa der Zeitung.

Mit Material von dpa/dapd