Tausende Schlecker-Mitarbeiter zittern um ihre Zukunft: In Berlin beraten die Gläubiger über Abwicklung oder Verkauf der insolventen Kette.
Ehingen/Berlin. Gibt es eine Rettung in letzter Sekunde für die rund 14.300 Mitarbeiter von Schlecker oder wird die insolvente Drogeriemarktkette abgewickelt? Die Entscheidung über Schlecker steht unmittelbar bevor. Die drei größten Gläubiger des Unternehmens tagen zur Stunde an einem geheimen Ort in Berlin.
Gegen Mittag will Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz die ebenfalls in der Hauptstadt tagenden Schlecker-Betriebsräte und die Gewerkschaft Verdi über die Entscheidung informieren, wie ein Sprecher der Insolvenzverwaltung am Freitag sagte. Gleichzeit soll eine Information an die Mitarbeiter rausgehen.
+++ Schicksalstag für Schlecker – Verdi fordert mehr Zeit +++
+++ Hoffnung schwindet – Rettung immer unwahrscheinlicher +++
Für 14 Uhr hat Verdi eine Pressekonferenz angekündigt. Zudem ist für den Nachmittag eine Kundgebung von Arbeitnehmervertretern vor dem Kanzleramt geplant.
Die drei größten Gläubiger wollen entweder die Rettung oder das endgültige Aus beschließen. Zuletzt war Insolvenzverwalter Geiwitz noch in „harten Verhandlungen“ mit den zwei verbliebenen Interessenten: Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen und US-Investor Cerberus Capital Management.
+++ Schlecker-Mitarbeiter setzen auf Berggruen +++
Vergangenen Freitag (25. Mai) hatten die Gläubiger zur Schlecker-Rettung eine letzte Galgenfrist von einer Woche eingeräumt, um die bisher nicht ausreichenden Angebote der Investoren nachzubessern. Die Hoffnung liegt bei vielen vor allem auf Berggruen, ihm wird zugetraut, sich auf das Risikoprojekt Schlecker einzulassen.
Verdi forderte unmittelbar vor Beginn der Gläubiger-Beratungen mehr Zeit. „Wir fänden es fatal, wenn alle Chancen auf eine Rettung dieser doch noch fast 15 000 Arbeitsplätze bei Schlecker am Zeitdruck scheitern würden“, sagte Verhandlungsführer Bernhard Franke im Bayerischen Rundfunk. Es wäre viel gewonnen, wenn die Gläubiger einen längeren zeitlichen Spielraum einräumen würden. Dann könnten die vorliegenden Angebote intensiver geprüft und gegebenenfalls weiter verhandelt werden.
Die Offerte Berggruens sei schwer zu beurteilen, sagte Franke. „Unser Problem als Gewerkschaft Verdi ist, dass wir keine Informationen darüber haben, wie genau der Plan, das Konzept von Herrn Berggruen für Schlecker aussieht. Wir kennen auch das Angebot nicht genau, also wie viel er dafür bietet und was er dann damit machen will.“
Sollte aber das endgültige Aus entschieden werden, erhalten erneut tausende Schlecker-Mitarbeiter – meist Frauen – schon Ende Juni oder Anfang Juli die Kündigung. Davor würde der Wareneinkauf gestoppt, der Ausverkauf in den Filialen gestartet sowie sämtliche Verträge mit Lieferanten und Vermietern gekündigt.
Parallel ginge es an das Tafelsilber: restliche Auslandsgesellschaften und Immobilien wie Lager. Mit den Einnahmen würden zunächst laufende Kosten gedeckt: zum Beispiel Gehälter, Warenbestellungen aus der Zeit der Insolvenz und die Tätigkeit der Insolvenzverwaltung. Der Rest käme in einen Topf, der unter den Gläubigern aufgeteilt würde. (dpa/abendblatt.de)