Heute wird über das Schicksal der 14.300 Schlecker-Mitarbeiter entschieden. Verdi fordert für die Suche nach einem Investor mehr Zeit.

Ehingen/München. Kurz vor der entscheidenden Sitzung der großen Schlecker-Gläubiger fordert die Gewerkschaft Verdi mehr Zeit für die Suche nach einem Investor für die insolvente Drogeriemarktkette. Verhandlungsführer Bernhard Franke sagte im Bayerischen Rundfunk: „Wir fänden es fatal, wenn alle Chancen auf eine Rettung dieser doch noch fast 15.000 Arbeitsplätze bei Schlecker am Zeitdruck scheitern würden.“

Es wäre viel gewonnen, wenn die Gläubiger einen längeren zeitlichen Spielraum einräumen würden. Dann könnten die vorliegenden Angebote intensiver geprüft und gegebenenfalls weiter verhandelt werden. Vor genau einer Woche hatten die drei größten Gläubiger den verbliebenen Investoren eine letzte Frist gegeben, ihre Angebote nachzubessern. Allein der Kreditversicherer Euler Hermes hat Forderungen um die 300 Millionen Euro.

+++ Die Zitterpartie hat bald ein Ende – Ausgang offen +++

+++ Hoffnung schwindet – Rettung immer unwahrscheinlicher +++

Der Gläubigerausschuss soll am Freitagvormittag in Berlin zusammenkommen und über das Schicksal des Unternehmens mit seinen rund 14.300 Mitarbeitern entscheiden. Es gibt zwei Interessenten: Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen und den US-Investor Cerberus Capital Management. Mit ihnen war Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bis zuletzt noch in „harten Verhandlungen“.

Die Offerte Berggruens sei schwer zu beurteilen, sagte Franke. „Unser Problem als Gewerkschaft Verdi ist, dass wir keine Informationen darüber haben, wie genau der Plan, das Konzept von Herrn Berggruen für Schlecker aussieht. Wir kennen auch das Angebot nicht genau, also wie viel er dafür bietet und was er dann damit machen will.“

+++ Schlecker-Mitarbeiter setzen auf Berggruen +++

In Berlin wollen zudem Verdi und Hunderte Arbeitnehmervertreter zur Betriebsräte-Konferenz zusammenkommen und über die erwartete Entscheidung beraten. Vergangenen Freitag hatten (25. Mai) die Gläubiger zur Schlecker-Rettung eine letzte Galgenfrist von einer Woche eingeräumt, um die bisher nicht ausreichenden Angebote der Investoren nachzubessern.

Bei einer Abwicklung gingen erneut tausende Kündigungen raus

Wenn aber das endgültige Aus entschieden werden sollte, erhalten erneut tausende Schlecker-Mitarbeiter – meist Frauen – schon Ende Juni oder Anfang Juli die Kündigung. Davor würde der Wareneinkauf gestoppt, der Ausverkauf in den Filialen gestartet sowie sämtliche Verträge mit Lieferanten und Vermietern gekündigt.

Parallel ginge es an das Tafelsilber: restliche Auslandsgesellschaften und Immobilien wie Lager. Mit den Einnahmen würden zunächst laufende Kosten gedeckt: zum Beispiel Gehälter, Warenbestellungen aus der Zeit der Insolvenz und die Tätigkeit der Insolvenzverwaltung. Der Rest käme in einen Topf, der unter den Gläubigern aufgeteilt würde. (dpa/abendblatt.de)