Alles oder nichts: Wird der Konzern zerschlagen oder geht er an den Karstadt-Eigner Berggruen? Gläubiger beraten die Zukunft von Schlecker.

Ehingen. Die noch verbliebenen 13.500 Mitarbeiter der insolventen Drogeriekette Schlecker hoffen auf eine Rettung in letzter Sekunde: Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen ist an der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker interessiert. Die größten Schlecker-Gläubiger berieten am Freitag unterdessen über die Zukunft des Unternehmens.

Ein Sprecher der Nicolas Berggruen Holdings GmbH bestätigte am Freitag, dass das Unternehmen Gespräche mit dem Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz geführt habe. Weitere Angaben wollte er nicht machen. Vom Treffen des Gläubigerausschusses wurden ein richtungsweisender Beschluss erwartet, der über Fortführung oder Zerschlagung Schleckers entscheiden dürfte.

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Die Gewerkschaft Verdi begrüßte die Gespräche mit Berggruen. „Wir sind im Sinne der Zukunft der Schlecker-Beschäftigten offen für Investoren, die den Erhalt der Arbeitsplätze im Blick haben und werden vorliegende Fortführungskonzepte sorgfältig prüfen und bewerten“, sagte Verdi-Sprecherin Christiane Scheller.

Der Gläubigerausschuss tagte hinter verschlossenen Türen. Der Druck ist so groß wie nie: Vier Monate sind bereits seit dem Antrag auf Insolvenz vergangen, Ende März war das Verfahren eröffnet worden. Bundesweit wurden rund 10.000 Beschäftigten gekündigt, nachdem die Gründung einer Transfergesellschaft gescheitert war.

Geiwitz konnte bislang noch keinen schlagkräftigen Geldgeber präsentieren. Stattdessen gab es eine Klagewelle der gekündigten Mitarbeiter. Dies könnte potenzielle Investoren abschrecken, befürchtet die Insolvenzverwaltung. Deshalb ist auch eine Zerschlagung denkbar. Dann würde Schlecker in seine Einzelteile zerlegt und noch vorhandene Perlen würden verkauft. Der Großteil der deutschen Filialen würden dann wohl geschlossen.

Ein ursprünglich angestrebter Gesamtverkauf der Schlecker-Gruppe scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Zuletzt hieß es, dass sich die Insolvenzverwaltung und der Münchner Investor Dubag bereits handelseinig seien für die Schlecker-Tochter IhrPlatz. Im Ausland ist bereits das tschechische Filialnetz verkauft worden; im Frankreich-Geschäft stehe man kurz vor dem Abschluss, sagte ein Sprecher der Insolvenzverwaltung. Auch in anderen Ländern gibt es Bewegung: In Spanien zeigten Investoren reges Interesse, in Polen und Österreich werde sondiert.

In dem Ausschuss sitzen die größten Gläubiger von Schlecker. Dazu gehören die Kreditversicherung Euler Hermes, die Lieferantengruppe Markant Finanz AG und die Agentur für Arbeit in Ulm. (dpa/abendblatt.de)