Sollten sich die Gläubiger für eine Zerschlagung entscheiden, könnte dies auch das Aus für Tausende Arbeitsplätze in Deutschland bedeuten.
Stuttgart. Die Verhandlungen über eine Rettung der insolventen Drogeriekette Schlecker gehen auf die Zielgerade. Eine Vorentscheidung über den Einstieg von Investoren könnte bereits an diesem Freitag in einer Sitzung des Gläubigerausschusses fallen, hieß es am Dienstagabend aus Verhandlungskreisen. "Es gibt weiterhin verschiedene Optionen.“ Medienberichten zufolge steht Schlecker aber schon am Freitag vor dem Aus.
Die Gläubiger könnten dann die Zerschlagung beschließen, berichteten die "Stuttgarter Nachrichten“ und das "Managermagazin“. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters ließ am Mittwoch dazu alle Fragen offen: "Was am Freitag passieren wird, weiß kein Mensch. Theoretisch ist und war auch immer alles möglich.“ Er räumte aber ein, dass es immer wieder kritische Momente mit den Gläubigern gegeben habe. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz sei aber weiter mit drei möglichen Investoren in "vertieften Gesprächen“.
+++ Insolvenzverwalter setzt weiter auf seriöse Investoren +++
Sollte es zur Zerschlagung kommen, würden zum Beispiel die attraktiveren Unternehmensteile wie die Auslandsgesellschaften einzeln verkauft, an der Tochter IhrPlatz zeigte der Münchner Investor Dubag bereits großes Interesse. Doch was wird aus all den Schlecker-Filialen, wenn es jetzt schon schwer ist, Interessenten für das gesamte Netz zu finden? Im schlimmsten Fall werden nur einige Perlen verkauft und der Großteil wird geschlossen – und das könnte langfristig ein erneutes Aus für tausende Mitarbeiter bedeuten.
Die Gewerkschaft Verdi will gar nicht erst an diese Option denken, doch auch dort scheint das Bauchgefühl kein wohliges zu sein. "Die Entscheidung wäre furchtbar für die Beschäftigten, wenn sie fallen würde – aber wir möchten uns an den Spekulationen nicht beteiligen“, sagte Verdi-Sprecherin Christiane Scheller am Mittwoch.
+++ Unterschiedliche Abfindungen für Ex-Schlecker-Mitarbeiter +++
Die Lage ist brenzliger als je zuvor. An diesem Freitag könnte eine richtungsweisende Vorentscheidung fallen, die am 5. Juni bei der Gläubigerversammlung beschlossen wird. Letzten Endes vertritt der Insolvenzverwalter die Interessen der Gläubiger, er ist verpflichtet, das Bestmögliche für diese aus Schlecker herauszuholen. Es ist noch völlig unklar, ob es zu einer Investorenlösung kommt.
Den "Stuttgarter Nachrichten“ zufolge ist das arabische Emirat Katar am Montag als möglicher Investor abgesprungen. Lars und Meike Schlecker, die Kinder des Firmengründers Anton Schlecker, hätten das Emirat als Geldgeber vorgesehen. Katar sei jedoch nicht an Risikogeschäften interessiert. Deshalb habe man Insolvenzverwalter abgesagt. Dies bestätige ein Sprecher von Geiwitz nicht.
Schlecker verliere derzeit täglich einen sechsstelligen Euro-Betrag, berichtete das "Manager Magazin“. Erschwerend kämen die rechtliche Probleme durch tausende Kündigungsschutzklagen hinzu. Der Schuldenberg des Unternehmens nähere sich der Milliardengrenze. Gläubiger drängten daher auf eine rasche Lösung. Die Insolvenzverwaltung wollte sich nicht zur Höhe der Verluste äußern. Das Schlecker rote Zahlen schreibe, sei bekannt und im Rahmen der Restrukturierung auch so kalkuliert, hieß es.
Im Zuge der Insolvenz der Drogeriekette mit Sitz in Ehingen in Baden-Württemberg war Ende März bundesweit rund 10.000 Beschäftigten gekündigt worden. Mehr als 13.500 sind derzeit bei Schlecker beschäftigt. Bisher reichten knapp 4000 Ex-Schlecker-Beschäftigte Klage gegen ihre Kündigung ein. Ursprünglich wollte der Insolvenzverwalter bis Pfingsten einen Investor präsentieren. (dpa)